Valencia - ein Ort voller Kontraste

 

Nur zu gerne erinnere ich mich an unseren Besuch im Süden Spaniens 2007. Die futuristischen Bauten, aber auch die gemütliche Altstadt und, ein absolutes Highlight für mich, der 32. America’s Cup (Segelwettkampf), waren Erlebnisse für mich.

 

Mittlerweile müsste der moderne Teil fertiggestellt sein und es ist höchste Zeit für einen neuerlichen Besuch.

 

2022

Valencia steht ganz oben auf unserer Urlaubsliste. Leider ist aber ab Mitte des Jahres alles ganz anders gekommen, jetzt schauts wieder gut aus, Flug und Hotel sind gebucht und der Countdown läuft.

 

Wir freuen uns auf Architektur, Kultur, Strandspaziergänge, echte Paella, die typischen Muscheln „Clóchinas“ und und und. Die Erdmandelmilch „Horchata“ lasse ich aus, die dürfen gerne andere Touristen probieren.

 

Hurra! Ich freue mich!!

Wir sind sehr sehr dankbar für die positive Entwicklung, für die wieder erlangten Chancen und Möglichkeiten und starten mit viel Zufriedenheit, Freude und Dankbarkeit in eine neue gute Phase. Das Leben meint es gut mit uns. Vielen Dank.

 

5. Juni 

Nach einer gefühlten Ewigkeit packen wir also wieder die Koffer und heben bald ab. Wichtig! Nicht vergessen! Nagelfeile aus dem Handgepäck! 
Schöne Reise, schönen Urlaub.

 

6. Juni 

Es regnet. Auf die Öffis verlassen wir uns heute besser nicht. Nur zu gut habe ich die Umstände auf der Fahrt zum Bahnhof in Linz auf unserer Reise nach Apulien in Erinnerung.  Schienenersatzverkehr! Für heute haben wir bereits ein Taxi bestellt.

 

Taxi, Zugfahrt, alles klappt bestens. Beim Koffer-Check- in stehen Menschentrauben an und wieder einmal schafft es Ewald, etwas abseits 2 Geräte zu finden, die auf Reisende mit Koffer warten. Das Ticket haben wir am Handy, alles geht schnell, wir geben die Koffer aufs Förderband, endlich ohne Ballast.


Jetzt freu ich mich auf eine Wolfgang-Puck-Pizza am Flughafen. Mmmh, köstlich.


Langsam begeben wir uns zum Security-Check. „Nein, ich habe keine Flüssigkeiten in der Tasche“, beantworte ich die Frage des Beamten und zu Ewald gerichtet „die größere Feile habe ich eh daheim gelassen.“ Alles bestens, aber es scheint nur so. „Na, Sie sind aber sehr gefährlich“ sagt der Beamte, als er am Bildschirm den Inhalt meiner Tasche checkt. Ich gestehe die Feile mit einer Länge von 5 cm, er hingegen spricht von einem Messer, leitet meine Box um. Ich offne mit einem weiteren Beamten meine Tasche, zeige ihm meine Maniküre, er ist nicht zufrieden und findet tatsächlich ein kleines Klappmesser im Minikulturbeutel. Oje! Ich habe das seit ewig, ein Relikt aus meiner Zeit bei Raiffeisen. Ich glaube, es war irgendwann ein Kundengeschenk in der Weltsparwoche. Ui, Ewald blickt sehr finster, ich grinse. „Nein, lustig ist das nicht.“ höre ich die Stimme hinter mir. „das Messer können Sie hier deponieren und bei der Rückkehr wieder abholen …“ bekomme ich erklärt, unterbreche aber, lehne dankend ab und bitte, das Messer zu entsorgen. Vielleicht schaffe ich es irgendwann doch, ohne Probleme durch den Security-Check zu kommen. Wir haben glücklicherweise keinen Stress.

So schnell bin ich jedoch nicht fertig. „Bitte zeigen Sie Ihre Taille“. Ich hebe mein Shirt hoch und hinterfrage diese kleine Aktion, während der Beamte mit einem Tuch über meinen Bauch streicht und erklärt, dass das ein Sprengstoff- Check ist. Na super, die Erlebnisse mit meinen verbotenen Gegenständen werden immer spezieller.

 

Geschafft. Wir nehmen noch eine kleine Stärkung in der Lounge. Ewald trifft eine ehemalige Kollegin, rasch vergeht die Zeit und wir spazieren zu Gate 32. Natürlich bleiben wir unserer Tradition treu und kaufen vor dem Flug 2 Mozartkugeln, 1 zum sofortigen Genuss für mich, Ewald freut sich ausnahmsweise bis zur Ankunft im Hotel darauf.

 

Wir werden über eine kleine Abflugverspätung informiert, aber dann gehts los und wir starten in Richtung Süden. Hola Espana!

 

Nach 2 Stunden 20 Minuten landen wir wohlbehalten in Valencia, in der mit ca. 800.000 Einwohnern drittgrößten Stadt Spaniens (1,4 Mio inkl. Vororte), 26 Grad Lufttemperatur, bewölkt. Perfekt!

 

Der Fahrer unseres Transfers steht bereits mit einem Schild, auf dem groß und deutlich unser Name geschrieben steht, zur Abholung bereit.

 

Wir laufen ihm nach durch die schmucklose Empfangshalle bis er uns bittet, an Ort und Stelle zu warten. Nach wenigen Minuten Wartezeit sehen wir einen sehr schnittigen Tesla aus der Kurve auf uns zukommen und unseren Fahrer, der freudig winkt. Cool, denke ich mir, darf ich auch mal mit dieser Marke fahren. Ich nehme gleich am Rücksitz Platz, staune über die nüchterne Ausstattung, die trotzdem alle Stückchen spielt, auch die Sicherheit betreffend.

 

In meinen Gedanken werde ich abgelenkt durch das Bemühen der beiden Herren, unsere beiden Koffer zu verstauen. Irgendwie klappt es doch und wir flitzen los. Geschwindigkeitsbegrenzungen scheint es keine zu geben für unseren Fahrer, er scheint sehr stolz auf sein Fahrzeug zu sein und will zeigen, was er kann. Am iPad wechselt er die Ansichten von Route zu den rundherum angebrachten Kameras, die tatsächlich jeden Bereich abdecken. Mir gefällt das. Der Verkehr wird dichter, unser Macho-Fahrer überholt einmal rechts, dann wieder links, düst mit sehr sportlicher Fahrweise durch die Straßen. Die Geschwindigkeit wird deutlich überhöht im Vergleich zur erlaubten Höchstgeschwindigkeit angezeigt. Langsam ist für mich Schluss mit lustig. Mein Handy läutet, ich freu mich über Karinas Anruf, erzähl ihr von der etwas abenteuerlichen Fahrt, sie wünscht uns einen schönen Urlaub und dann schenke ich meine Aufmerksamkeit wieder der Fahrt, versuche, mir die Strecke und markante Gebäude einzuprägen und dann sehe ich auch schon das von uns gebuchte Hotel. Danke, wir sind gut angekommen.

 

Las Arena Balneario Resort liegt direkt am breiten Sandstrand und scheint uns ein guter  Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen zu sein.

 

Sehr freundliche und zuvorkommende Begrüßung, schönes Zimmer mit Blick über den Garten zum Meer, großzügige Terrasse mit Tisch, 2 Stühle und 2 Liegen. Ich freu mich und hoffe, dass wir die Zeit hier genießen können. Es ist außerordentlich sauber hier, die Fernbedienung für den Fernseher ist verpackt und als frisch desinfiziert gekennzeichnet, die Gästepantoffeln sind fix verschlossen im Beutel neben dem Bett ... top!!

 

Die Koffer sind ausgepackt, die instabile WLAN-Verbindung haben wir an der Rezeption reklamiert. Jetzt ist Zeit für ein kleines Abendessen.

 

Direkt neben dem Hotel beginnt an der Strandpromenade eine Reihe landestypischer kleiner Restaurants und wir beschließen, uns gleich voll drauf einzulassen und bestellen Tapas, Agua de Valencia und Sangria. Agua de Valencia ist nicht das städtische Leitungswasser, nein, es handelt sich um einen Cocktail aus spanischen Sekt, Orangensaft und Gin oder Wodka, davon schmecke ich allerdings nichts und das ist auch besser für mich.

Salud!

War ein schöner erster Urlaubstag!

 

7. Juni 

Türen haben geknallt, unsere Zimmernachbarn waren ganz schön laut, ich habe aber trotzdem gut geschlafen und würde am liebsten noch liegen bleiben, aber ich bin viel zu neugierig auf den Tag. Die Wettervorhersage war ja nicht so rosig, mal sehen. Aufs Frühstück freu ich mich auch schon. Vorsichtig öffne ich die Vorhänge, will schließlich Ewald nicht wecken. Tatsächlich, der Himmel ist wolkenverhangen.  Ich nutze die Zeit und sortiere meine Fotos.

 

Das Frühstück kann was. Die Vorfreude war berechtigt und ich gönne mir Spargel, Lachs, Ibericoschinken, … und nach einer kleinen Pause starten wir unser Programm. Wie kommen wir in die Altstadt? Öffis sind bevorzugt und das trifft sich gut. Unweit von unserem Hotel gibt es sowohl eine Bus- als auch eine Straßenbahnstation, Bus 32 oder L4. Aber wo jetzt genau? Hilfsbereite Passanten geben uns wertvolle Tipps und bald stehen wir vorm Ticketautomaten und der Kauf einer Fahrkarte wird zur echten Herausforderung. Warum können wir eigentlich nicht spanisch?  Wir sind zwar recht gut in der Improvisation, aber unsere Berechnung passt nicht mit dem Ticketpreis zusammen. Die nächste Bahn der Linie 4 kommt, wir sind aber noch nicht so weit. Die nächste schaffen wir.

 

Die ca. 30minütige Fahrt ist unspektakulär. Wir verfolgen die Fahrt am Stadtplan, gleich sind wir da. Station Pont de Fusta.

„Fahrkarte bitte“ lautet die Begrüßung in der Station. Ewald zeigt unsere Tickets und fragt nach dem korrekten Tarif, nach der korrekten Handhabung am Automaten. „Aha, jetzt ist alles klar.“

 

Wir überqueren die Pont de Fusta, die über dem alten Flussbett des Turia gebaut ist, spüren erste Regentropfen und hoffen, dass nicht viel daraus werden wird. Wir sind nicht aus Zucker und freuen uns auf den Spaziergang durch die östliche Altstadt. Glanz und Pracht der Stadt erklären sich am Plaza de la Reina fast von selbst. Begrünte Flächen, die Kathedrale, zahlreiche Restaurants und imposante Bauwerke machen den Platz zu einem der berühmtesten Orte der Stadt.

 

Morgen ist Fronleichnam, die Absperrgitter für die morgigen Feiern sind fast an jeder Ecke platziert, aber das stört uns wenig. Wie geht’s jetzt nochmal zur Markthalle? Auch wenn wir schon einmal in der Stadt zu Besuch waren, solche Dinge habe ich mir nicht alle gemerkt. Die Leute sind freundlich und mit Händen und Füssen versuchen die Einheimischen, uns den Weg verständlich zu beschreiben.

 

Herrlich, wir sind alle zu zweit unterwegs, nehmen uns viel Zeit für die netten Details der Stadt, machen immer wieder mal Pause und gestalten den Tag ganz nach unserem Geschmack und unseren Bedürfnissen.

 

Nur noch einmal rechts, dann gleich links und dann sollten wir da sein. Genau. Die imposante Markthalle im Jugendstil liegt unübersehbar vor uns und ich kann es kaum erwarten das Innere zu sehen. Die Architektur, die Vielfalt, der Markt (und alle anderen Märkte auch) ist ein Must-See für mich.

 

Der Mercado Central ist ein Fest der Sinne auf einer Gesamtfläche von ca. 8.000 m². Schinken, Brot, Obst und natürlich die weltbesten Orangen, verschiedenste Arten von Fischen und dazwischen spielt sich das Leben der Valencianos ab. Hier trifft man sich, hier plaudert man und auch Geschäfte werden hier abgeschlossen. Herrlich! Ich mag diese Betriebsamkeit. Informationen zufolge gibt es ein ebenso großes Kellergewölbe, in dem die Lebensmittel umgelagert und vorbereitet werden. Sehr schade, dass Gäste keine Zugangsmöglichkeit bekommen.

 

Hier ein Foto, dort ein Foto und sicherheitshalber noch 20 Bilder mehr … so ein schöner Markt ist wie mein persönliches Schlaraffenland und ich merke gar nicht, wie durstig ich mittlerweile schon bin. Irgendwann muss ich mich verabschieden. Ewald hat eine gute Idee für den Ort der Erfrischung und wir freuen uns, dass wir in der Mittagszeit tatsächlich ein Plätzchen in der sympathischen Tapasbar ergattern. Das Glas Cava ist erfrischend und schmeckt sehr gut. Das Frühstück war allerdings zu ausgiebig, um jetzt schon Tapas zu essen. Muss ja nicht sein. Wir schlendern über den Plaza de la Reina zurück zum Plaza de la Virgen, besuchen die Kathedrale und die Basilica de la Virgen, nehmen uns aber nicht ausreichend Zeit, um in langen Menschenschlangen bis ins Innere vorzudringen. In die Basilika haben wir es schlussendlich geschafft, dort wird gerade eine Messe gelesen und es gibt keine Möglichkeit für eine genauere Besichtigung. Schade, wieder gibt es nur elektronische Kerzen und wir verzichten drauf. In jeder Stadt zünden wir normalerweise für unsere Familie und uns eine Kerze an und sprechen ein Dankesgebet. Eine liebgewordene Tradition, die wir jetzt etwas an die elektronischen Kerzen anpassen müssen. Es fühlt sich halt nicht „echt“ an, aber wenn das die Zukunft ist.

 

Immer wieder regnet es leicht, eigentlich ein optimaler Sightseeing-Tag und den nutzen wir und bummeln durch den Altstadtbezirk El Carmen. Junge und jung Gebliebene treffen sich hier. Bars, Restaurants, kleine Läden reihen sich aneinander, die Wände sind mit Graffitis bemalt und das quirlige Leben erinnert mich an Amsterdam. „Der Regen wird wohl mehr. Was hältst du davon, wenn wir uns hier irgendwo ein Gläschen Cava oder Agua de Valencia gönnen?“ schlägt Ewald vor.

Da vorne in der Bar schaut es eh schon einladend aus, wir bekommen einen Platz im Freien und bestellen ein Glas Cava. Das gibt es jetzt nicht. Der Kellner kommt mit 2 Piccolos Freixenet und stellt sie ungeöffnet mit 2 Gläsern auf den Tisch. Das ist enttäuschend. Dafür brauchen wir nicht nach Spanien fahren. Zumindest bietet der Sonnenschirm Regenschutz und wir haben unseren Spaß. Langsam werde ich müde. Wir spazieren noch zu einem der Stadttore und besuchen auf dem Weg zur Straßenbahnstation eine kleine Kirche, die allerdings verschlossen ist. Definitiv ist jetzt Zeit, um ins Hotel zurückzukehren.

 

Vorher gönnen wir uns noch eine Tüte Eis im Eissalon am Strand. Die Auswahl ist riesig, der Preis mit EUR 5,30 für 2 Kugeln auch, aber es schmeckt köstlich.

 

Aber jetzt ist höchste Zeit für eine kleine Pause, Fotos downloaden und sortieren, duschen und fertig machen fürs Abendessen. Essen im Hotel oder wieder in einem der kleinen Restaurants an der Strandpromenade? Wir machen es vom Regen abhängig und finden uns später an der Strandpromenade wieder, in dem Restaurant, in dem Pulpo angeboten wird. Mmmh, er schmeckt sehr gut und ist die optimale Vorspeise für die bestellte Meeresfrüchte-Paella.

 

Wieder ein gelungener Tag. Wir haben viel gesehen, sind ca. 17.000 Schritte gegangen und dürfen jetzt müde ins Bett fallen. Gute Nacht.

 

8. Juni

Heute blinzelt die Sonne schon etwas durch die dicke Wolkendecke und das passt perfekt zu unserem Tagesprogramm. Wir werden den modernen Teil Valencias erkunden. Bei unserem letzten Besuch war noch große Baustelle und heute wollen wir den fertiggestellten Teil sehen und entdecken. Hurra. Mich freut das ganz besonders. Moderne Architektur, ein Thema, das mich schwach werden lässt.

 

Nach dem ausgiebigen Frühstück starten wir zügig Richtung Hafen. „Ich glaube, in diesem Gebäude war damals der Pokal für den America‘s Cup (älteste Segelregatta) ausgestellt. Lass uns doch mal raufgehen.“  sage ich und befinde mich dabei schon am Weg nach oben. Ja, genau dort war er ausgestellt und dort fuhren die Boote. Mit Begeisterung erinnere ich mich an das Event von damals. Häfen, Segelboote, Wasser …hier fühle ich mich wohl.

Klick, klick, … ich mache zahlreiche Fotos und versuche, die Stimmung und bestenfalls auch die Erinnerungen von damals, bestmöglich einzufangen. Aber jetzt ist es genug, wir umrunden das Hafenbecken, bewundern “Pamela”, eine überdimensionale Hut-Skulptur aus Aluminium, ca. 4.150 kg schwer, und sind der Meinung, dass wir bald die Stadt der Künste und der Wissenschaft, Ciudad de las Artes y las Ciencias, erreichen. Sicherheitshalber fragen wir einige Damen nach dem Weg oder zumindest nach der Richtung. Die fuchteln herum und ich verstehe, dass es zu Fuß fast zu weit entfernt ist und im Bestfall 40 Min Fußmarsch vor uns liegt. Tja, was wissen die schon? Wir schaffen das locker in 30 Minuten.

 

Haha, im Nachhinein kann ich nur über meine Fehleinschätzung lachen. Wir gehen immer noch. „Nein, hier ist kein Übergang, lass uns die 100 Meter bis zum Fußgängerübergang retour gehen, dort sind wir sicher:“ Die Gegend ist nicht sehr attraktiv, aber weit kann es nicht mehr sein. Ein Automechaniker kommt aus seiner Werkstatt und gibt uns ungefragt eine Wegbeschreibung, die wir ja doch nicht verstehen, aber die Richtung scheint zu stimmen. Klingt gut.

 

Endlich kommt die Straße, die uns laut Plan direkt zu den Bauten von Stararchitekt Santiago Calatrava führen soll. Wir gehen und gehen und endlich sehen wir erste kleine Ausschnitte der modernen Architektur. Voll motiviert spazieren wir durch die herrliche Parkanlage und gelangen direkt zur Stadt der Künste. Bevor meine Begeisterung mit mir durchgeht, mache ich mich auf der Suche nach einem WC und einem Getränk. Beides finden wir in der blau gehaltenen Agora, der Mehrzweckhalle mit gläsernem Dachfirst. Das WC befindet sich im Untergeschoß und besteht aus ca. 20 Toiletten. Oje, die Türe lässt sich nicht schließen. Irgendetwas klemmt. Hm? Und das ist bei allen 7 Toiletten, die ich ausprobiere, ebenso. Ist das auch Kunst? Egal, ich lasse die Türe einfach offen.

 

Im Café bestellen wir Mineral und hier darf ich mich über die Füllmenge wundern, die laut Hersteller 501 ml beträgt. Ich finde das witzig und bin nun bereit für Ciudad de las Artes y las Ciencias, das neuen Wahrzeichen Valencias.

 

Schade, dass der Himmel heute weiß ist, aber es ist wie es ist und ich bin happy, dass ich hier sein kann. Da ein Foto, dort ein Foto, ich mag die Arbeiten dieses Architekten, ich bin begeistert, auch wenn seine Bauten nicht gerade mit hochwertigen Materialien und bester Verarbeitungen glänzen. Meiner Meinung nach ist es den Valencianos hervorragend gelungen aus dem Schatten von Madrid und Barcelona zu treten.

 

Unser Architektur-Spaziergang wird auch etwas von den Absperrungen für Konzerte beeinträchtigt, dafür blinzelt die Sonne manchmal durch und es ist drückend schwül. In meiner Begeisterung merke ich gar nicht, wie durstig ich bin, wir verfeinern unseren Tagesplan und spazieren entlang des Turia, dem ehemaligen Flussbett des Rio Turia, das grüne Band, das sich 9 km durch Valencia zieht. Heute ist es die grüne Lunge der Stadt, ein Freizeitpark, in dem gespielt, gelaufen und Sport betrieben wird. Es gibt auch Bereiche für Hundefreunde, für jeden ist etwas dabei. Da muss es doch auch Erfrischungen geben. Heute ist scheinbar alles geschlossen. Wir gehen und gehen und irgendwann mag ich nicht mehr. Aus, Ende. Ich brauche eine Pause. Wir lassen uns von der Puente de la Flores begeistern, widmen der üppigen Blumenpracht unserer Aufmerksamkeit, bevor wir zurück ins Stadtgeschehen eintauchen.

 

Der nahe gelegene Mercado de Colon mit seinen Straßencafés ist unser nächstes Ziel. Bis dahin schaffe ich es noch ohne Verdursten. Die historische Markthalle mit Ihrer Mosaikfasse ist schon aus der Ferne zu sehen. Oh, wir sind im exklusiven und schicken Teil der Stadt angekommen. In der Horchatería Daniel (Horchatería = Getränkestand, Saftbar, Horchata de chufa – spanische Erdmandelmilch aus Valencia) bestellen wir Kaffee mit Eis, eine Kreation zwischen Eiskaffee und Affogato. Meine Beine kann ich hochlagern, alles da, was mein Herz begehrt.

 

Wir drehen noch eine kleine Runde um die Markthalle und ich bin sicher, dafür brauchen wir noch mehr Zeit. Super, ein Plätzchen im Schatten ist frei, da gönnen wir uns noch ein Glas Cava, bevor wir mit dem Taxi ins Hotel fahren.

 

Müde bin ich, die Beine tun weh, aber es darf mich nicht wundern, ich bin 18.000 Schritte gegangen. Kein Flanieren mehr an der Promenade, fürs Abendessen reservieren wir einen Tisch im Hotel. Mmmh, schmeckt ausgezeichnet.

 

Müde und zufrieden fallen wir ins Bett.

 

9. Juni

Tag zum Erholen! Nach den vielen Schritten der vergangenen Tage wünschen sich meine Knie Erholung und das gönne ich denen wirklich.

 

Das Wetter ist angenehm, windstill und die Temperaturen sind moderat. Wir schlüpfen nach dem Frühstück in die Badesachen und suchen ein schönes Plätzchen am Pool. Die Spa- und Sportanlage des Hotels befindet sich neben dem Haupthaus. Es gibt ein Gym, einen Innenpool, einen Bereich für Familien und über eine Treppe oder die barrierefreie Rampe gelangt man in den oberen Bereich mit Sportbecken, Bar und Restaurant. Für Gäste ab 18 gibt es zusätzlich Liegen auf der darüberliegenden Dachterrasse. Ein sehr angenehmes und schönes Hotel, in jedem Bereich.

 

Hörbuch und Lesestoff habe ich mit dabei, riesige Strandtücher werden am Pool ausgeteilt. Die Sonnenliegen sind durchaus bequem, optimale Bedingungen für einen Ruhetag. Aber ich halte dieses Faulenzen nicht lange aus. Ewald und ich sind uns glücklicherweise sehr ähnlich und beschließen, einen Strandspaziergang zu machen.

 

Die haben das schlau gemacht die Valencianos. Es gibt breite Holzstege, die über den heißen Sand zum Wasser führen, Duschen und Waschmöglichkeiten für die Füße und das sogar an den Stellen, wo es Sinn macht und wo man sich diese Möglichkeiten wünscht. Safety first! Gut ausgerüstete Erste-Hilfe-Stellen und Safety-Guards, die von ihrem Stand aus den zugeordneten Strandbereich überblicken, alles da.

 

Die Leute liegen vorwiegend im Sand, spielen Ball oder beschäftigen sich anderweitig. Das Publikum ist unterschiedlich, jede Altersgruppe ist vertreten, aber auffallen tun mir eigentlich die älteren oder fast schon alten Frauen. Viele von denen bewegen sich ganz ungezwungen Oben-ohne am Strand, laufen, springen, … Jeder wie er will.

 

Bald ist es uns zu heiß und zu langweilig am Pool. Die schattige Terrasse unseres Zimmers ist viel einladender, dort stöbern wir im Reiseführer, suchen Lokale in der Nähe, Highlights für die nächsten Tage und ich arbeite an meinen Fotos.

 

Vom Stand oder von der Marina dröhnt wie fast jeden Tag laute Musik. Kein Wunder, die Stadt ist jung, die Stadt ist hipp und modern, da tut sich schon einiges.

 

Die anscheinend beste Paella der Stadt gibt’s im Restaurant La Pepica. Das Restaurant liegt für uns günstig, das wollen wir probieren. Oje, wir stehen 30 Min. später vor verschlossenen Türen. Kann man nichts machen, wir wählen eins der Nachbarrestaurants aus, das El Coso Las Arenas. Mmmh, die haben meine Lieblingsvorspeise, Huevos rotos con patatas y jamón. Ich freu mich und bestelle zusätzlich noch ein kleines Schweinssteak. Was ist das denn? Warum haben sich Artischocken in meine Vorspeise gemischt? Die haben hier wirklich nichts verloren. Auch sonst schmeckt das Gericht merkwürdig. Ich hoffe auf die Hauptspeise und was ich dann bekomme, ist fast ungenießbar und ich lasse die Hälfte am Teller. Die unfreundliche Bedienung fragt verwirrt, ob eh alles geschmeckt hat und ist überfordert, als ich ihr höflich mitteile, was alles für mich nicht gepasst hat. Ewald hats etwas besser erwischt, aber in besonders positiver Erinnerung werden seine Speisen auch nicht bleiben.

 

Ich glaube, ich brauch ein gutes Eis aus dem Eissalon. Banane und Capuccino sind heute meine Wahl und es ist wieder supergut.

 

Im Magen rumort es. Zum Glück habe ich auf jeder Reise meine Montanatropfen mit dabei, die werde ich sicherheitshalber nehmen. Stunden später kommt das Essen immer noch hoch, ich gönne mir nochmals Tropfen und in der Nacht brauche ich weitere Medizin. Noch dazu beginnen die Gäste im Nachbarzimmer, wie immer nach Mitternacht, mit Türen zuschlagen, laut sprechen, … Eine unruhige Nacht.

 

10. Juni 2023

Mir ist so schlecht. Für ein Urlaubsfrühstück fällt meine erste Mahlzeit des Tages fast spärlich aus, aber jetzt wird nicht gejammert, wir haben für uns ein tolles Tagesprogramm zusammengestellt, die Sonne scheint, ab ins exklusive Valencia. Vielleicht finde ich auch was Schönes für mich, auch wenn mein EUR bevorzugt in Österreich bleibt, schauen kann ich ja.

 

Sinnvollerweise sollten wir heute den Bus nehmen, nur der bringt uns vom Hotel in Rathausnähe. Fraglich ist, wie wir zu Tickets kommen. Gibt es einen Automaten, andere Vorverkaufsstellen, wie können wir das handeln? Ich frage beim Empfang. Eigentlich eh klar, wir müssen die Fahrkarte im Bus kaufen.

 

Da kommt er auch schon, der 32er, wir kaufen 2 Tickets zu je EUR 1,50 und die Fahrt beginnt. Wo genau wir aussteigen, wissen wir noch nicht. Einfach wo es uns gefällt, irgendwo nach ca. 20 Stationen. Der Bus schlängelt sich durch unterschiedlichste Stadtteile. Die Häuser rund um das Hotel sind zum größten Teil alt und sehr einfach, bald kommen wir zu großen Wohnblöcken, passieren das Fußballstadion, sehen erste Prachtbauten und meine Aufregung steigt, ich will raus, ich will was sehen, ich will bummeln und ja nichts versäumen. „Nein, hier ist es zu früh. Ein paar Stationen müssen wir noch fahren.“ bleibt Ewald ganz gelassen.

 

Super! Ich sehe ein Karussell. Ist das der Nordbahnhof? Und Wahnsinn, wie schön ist dieses Gebäude nebenan, es erinnert mich mit seinen mehrgeschossigen Arkaden an das Kolosseum. Wir sind uns einig, naja, vielleicht habe ich Ewald ein bisschen gedrängt, jedenfalls steigen wir aus.

 

Wir sind am Plaza de Toros und stellen uns die Frage - Wohin zuerst? Meine Begeisterung lässt sich kaum zügeln. Mit Pendlern und Touristen strömen wir in den Nordbahnhof und sind überwältigt von der monumentalen Jugendstilarchitektur und den bunten Keramikmosaiken. Die Fassade der 1915 im modernistischen Stil erbaute Estacion de Norte ist mit Blumenmotiven aus der lokalen Landwirtschaft verziert. Super Licht, ich bin begeistert.

 

So, gehen wir weiter. Ich will den bereits bewunderten Backsteinbau mit den Arkaden genauer anschauen. Spannend! Natürlich, die Statue eines Toreros und ein Blick durch die Gitterverriegelung verrät alles, wir stehen vor der Stierkampfarena. Schon beim Namen des Platzes hätte uns das klar sein müssen. Tja, da waren die Augen wohl mehr gefordert als alles andere.  Vor dem Eingang der Arena werde Lose oder Tickets verkauft. Nein, danke, kein Bedarf. Ach so, hier gibt es eh keine Stierkämpfe mehr. Das Gebäude bietet Platz für ca. 12.000 Leute und eignet sich bestens für Großveranstaltungen, wie z.B. Rockkonzerte, Sportbewerbe, …Toreros sieht die Arena nur noch bei Festen.

 

Wohin jetzt? Wie geht’s weiter in dieser faszinierenden Stadt? So viele schöne Bauten und Plätze. Mir taugt das. „Wir gehen jetzt gerade vor zum Plaza Ayuntamiento und schauen uns dort das Rathaus und das Hauptpostamt an.“ Ewald hat die Route schon gut geplant.

 

Plaza Ayuntamiento, der Rathausplatz ist teilweise gesäumt mit Blumenständen, am Ende sehe ich einen Springbrunnen. Wunderschön. Mein Fotoapparat ist im Dauereinsatz.

 

Sind das Engeln oben auf dem Hauptpostamt? frage ich mich und bald bestätigt sich mein Eindruck. Engel, fünf Skulpturen im Säulenbogen, die die Kontinente symbolisieren … die Fassade ist reich verziert, hier könnte ich mich in den vielen Details verlieren. Leider ist heute kein Zutritt im Hauptpostamt für uns möglich, es muss wohl eine geschlossene Gruppe sein, die vor dem Eingang auf Einlass wartet.

 

Zeit für ein Glas Cola Zero. Die Restübelkeit vertreibe ich hoffentlich damit auch noch.

 

Optimales Wetter, ein zufriedenes Urlaubsgefühl. Was wollen wir mehr? Gut gelaunt spazieren wir durch die edlen Straßen, werfen einen Blick in die eine oder andere Kirchen, werden dabei zu Zaungästen bei einer Hochzeit und gelangen wieder zum Mercado de Colon. Hier werden heute Kleider angeboten. Eine Art aufgeschlitzter Sack dient als Garderobe, dazu ein Spiegel, passt. Die Valencianos sind ungezwungen, freundlich und respektvoll und das in ganz vielen Dingen. Dazu passt auch, dass nur die Verkäuferinnen im Supermarkt abwiegen und einpacken. Reifegrad mit dem Finger testen ist ein absolutes No-Go.

 

Bei einem Glas Wasser planen wir den weiteren Tag. Die angeblich so tollen Geschäfte im schicken Viertel der Stadt hatten weniger Reiz als gedacht, wir brauchen eine neue Idee. Ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt für eine Fahrt nach Albufera zur Lagune. In der Horchatería Daniel funktioniert WLAN ganz gut und wir nutzen die Möglichkeit „Schauen wir mal, welche Öffi-Verbindungen es heute Nachmittag noch gibt.“ Nach mehreren Optionen, die  weniger in Frage kommen, "Nein Ewald, so umständlich fahren wir sicher nicht!", haben wir die für uns optimale Verbindungen gefunden. Mit dem Bus Nr. 24 geht’s direkt zur ca. 15 km entfernen Lagune, Fahrzeit ca. 48 Minuten und die Haltestelle ist ganz nah. Perfekt.

 

Wir haben ausreichend Zeit bis zur Abfahrt, studieren den Fahrplan, Busse kommen, Busse fahren und, kann das sein, 35 Min. vor der geplanten Abfahrtszeit kommt tatsächlich der 24er. Einsteigen, ja oder nein?  Ich schau den Fahrer fragend an und sage nur „Laguna?“ seine Reaktion deuten wir als ein Ja, wir steigen ein, zahlen EUR 1,50 pro Person, bekommen sogar einen Sitzplatz und los geht’s. Die Richtung stimmt, alles gut.

 

Schnell sind wir aus der Stadt draußen, im Bus ist es kühl, fast zu kühl, ab und zu kommt es wegen Baustellen zu kleineren Verzögerungen. Die Landschaft ändert sich, auf einer Seite sehen wir Schilf, auf der anderen Seite Felder und ich bin überrascht, die Pflanzen stehen im Wasser. Könnten das Reisfelder sein? Das muss ich nachlesen. Cool, es sind tatsächlich Reisfelder, die kilometerweit an uns vorbeiziehen. Das war mir nicht bewusst, dass ein Drittel des gesamten spanischen Reises südlich von Valencia produziert wird, dass ich gerade in einem der größten Reisanbaugebiete Spaniens bin. Reisanbau gibts hier schon seit mehr als tausend Jahren. Verschiedenste Sorten werden hier angebaut, Sorten, die sich perfekt für die lokalen Bedingungen und für die Zubereitung der beliebten Paella eignen. Der Reisanbau dauert das ganze Jahr über, geerntet wird im September. Die Reisfelder machen die Fahrt kurzweilig, im Wasser spiegeln sich weiße Haufenwolke, dazu die Spuren der Traktoren, ich lasse diese Bilder auf mich wirken. Ich mag das.

 

Langsam sollten wir unser Ziel erreichen. Immer mehr Fahrgäste steigen aus, der Bus leert sich zunehmend, wir sind unsicher, kurz war die Lagune zu sehen, aber der Eindruck war unspektakulär. Wo müssen wir raus? Ewald versucht, bei einem verbleibenden weiblichen Fahrgast eine Antwort auf diese Frage zu bekommen. Die Dame quasselt, redet mit Händen und Füßen, schüttelt den Kopf, schlauer werden wir dadurch nicht und dann wird uns die Entscheidung abgenommen, der Bus bleibt stehen, alles steigen aus, auch der Fahrer. Interessant!

 

Wo sind wir hier? Da sehen wir auch schon eine Tafel. Wir sind in El Palmar, einem kleinen Fischerdorf mit streunenden Hunden, einigen Speiselokale, es ist das Zentrum der Fischereitätigkeit. Hm? Was können wir hier machen? Angeblich werden hier Bootsfahrten angeboten. Wo? Wie? Wir machen uns auf die Suche nach Action, aber das wird heute nichts mehr. Wir finden nur raus, dass die Boote erst wieder am späten Nachmittag fahren und als wir diese Boote sehen, ist für mich klar, darauf kann ich verzichten, da haben wir schon interessantere Lagunenfahrten unternommen.  Für Essen ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt für uns, vielleicht fährt ja der Bus bald wieder zurück in die Stadt. Wir machen uns auf dem Weg retour zur Haltestelle. Super, der Bus steht da, wir beeilen uns, steigen ein … wo ist der Fahrer? Wann fahren wir? 

 

Ein Mann zeigt mit dem Finger zu einem mobilen WC, das gleich neben der Haltestelle steht. Die Fahrt geht los, sobald der Fahrer sein Geschäft erledigt hat. Aha! Augenblicke später kommt er raus, sperrt das WC von außen ab, bewegt sich gemächlich zum Bus, verkauft uns 2 Tickets für die Rückfahrt und startet.

 

Wahrscheinlich gibt es jetzt weniger Baustellen, jedenfalls sind wir relativ schnell wieder im modernen Teil Valencia. „Lass uns noch mal zur Agora gehen, ich würde gerne ein Foto mit blauem Himmel machen“ bitte ich Ewald. Super, ich gehe nicht nur zur Agora, sondern bewege mich rasch zwischen den beeindruckenden Bauten hin und her. Fotos mit blauem Himmel sind einfach ansprechender. Leider sind die Absperrungen des Konzertes noch immer da und wir haben wieder keinen freien Blick. Wahrscheinlich bleibt das auch den ganzen Sommer so. Aber genug jetzt, es muss reichen. Wer soll sich all die Bilder ansehen?

 

Wir bummeln durch das gegenüberliegende Einkaufszentrum, genießen die Aussicht und haben spontan die Idee, hier zu essen. Verschiedene Spezialitätenrestaurants bieten ihre Speise an. Ein deutsches Restaurant macht fast den besten Eindruck, die haben Bier, Eisbein, Rindfleisch mit Champignonsauce, das nehmen wir. Normalerweise bevorzugen wir regionale Küche, aber heute soll es mal anders sein und am Ende sind wir etwas enttäuscht. Grundsätzlich war’s ganz gut, aber es wurde bestimmt nicht das bestellte Rindfleisch serviert und auch sonst haben wir uns den Besuch im deutschen Restaurant anderes vorgestellt, in dem wider Erwarten auch nur spanisch gesprochen wird, genau wie am Infopoint. Die Dame dort versteht nur spanisch, jedes englische Wort ist für sie ähnlich wie spanisch für uns und so bleibt unsere Frage nach der nächsten Bushaltestelle leider unbeantwortet. Sie empfiehlt ein Taxi. Kein Taxi da. Wir finden dann doch die Bushaltestelle, sind aber nicht sicher, wohin uns diese Linien bringen würden. Ewald beschließt, ein Taxi anzuhalten und das klappt auch relativ schnell und gut.

 

Wieder ein super Tag, der sich heute anders entwickelt hat als geplant.  Abend stoßen wir auf unsere Freunde und Kollegen an, die heute, gestern oder morgen was zu feiern haben. Prost Astrid, Prost Roland, Prost Monika, Prost Ulli und herzlichen Glückwunsch, Prost Manuela, …

 

11. Juni 

Wie üblich in der Früh, ist auch heute der Himmel mit Wolken verhangen. Ich schleiche ins Bad, Knöchel und Knie schmerzen. Hm? Was wird das noch? Wie schaut unser Tagesplan aus?

Wir genießen das großartige Frühstück und besprechen unsere Pläne, Wünsche und Möglichkeiten. Irgendwo findet angeblich ein sonntägliches Platzkonzert statt (könnte man am Vater- und Ehemann-Tag schon mal machen) oder doch besser Seidenbörse? Guter Rat ist teuer! Valencia bietet noch so viel, mir wird die Zeit zu kurz.

„Weißt was,“ versuche ich, der Diskussion ein Ende zu setzen „ich kann im Internet nichts von einem Platzkonzert heute finden. Wir fragen beim Concierge und wenn das stattfindet, dann gehen wir dorthin, ansonsten fahren wir zur Seidenbörse und im Bestfall geht sich beides aus.“ Gute Idee. So machen wir das.
„Nein, das wöchentliche Konzert im Mercado de Colon gibt es nur im Winter“. Zumindest verstehen wir das so.

In 20 Min sind wir mit der Straßenbahn bei der Pont de Fusta. Die Seidenbörse, UNESCO-Kulturerbe, liegt gleich neben der Markthalle. Warum waren wir mich schon am Mittwoch dort? Weil mein persönlicher Programmdirektor andere Pläne hatte, das Wetter nicht so optimal war, was weiß ich?


In jedem Fall will ich neue Straßen entdecken und bin begeistert. Die Calle Serranos ist eine Fußgängerzone, die sich heute schon sehr lebendig präsentiert. Vor mir geht ein Mann mit einer kleinen Trommel und seine Kleidung schaut nicht nach Alltag aus und es werden immer mehr Leute, die eine Art Tracht tragen, vereinzelt auch kleine Trommeln oder andere kleine Instrumente. Das macht mich neugierig und ich frage auf Englisch, ob irgendwo ein Konzert stattfindet. Niemand versteht mich. Ich zeige auf die Uhr und frage einfach wann da was los ist. „Twentyfive“ sagt einer und alle lachen. Hm? Es stellt sich heraus, er kann nur dieses eine englische Wort. Egal, wir gehen jetzt zur Seidenbörse, kommen zum Plaza Manises und sehen ein riesengroßes Blumengesteck mit einer Art Kelch, das könnte vielleicht vom Feiertag sein?

 

Gar nicht so einfach durch die engen Straßen, aber es dauert nicht lange und wir sind da. Momentan bin ich unsicher - dieses Gebäude soll die Seidenbörse sein, schaut eher nach Burg aus?!

Vielleicht haben wir Glück, es sind gar nicht so viele Menschen beim Eingang. Der Herr an der Kassa will wissen, woher wir kommen, macht einen Eintrag im Computer und sagt, heute ist freier Eintritt! Sehr cool! Vielen Dank, wir freuen uns. Ein kleiner Innenhof mit Orangenbäumen empfängt uns. Links davon treten wir in die beeindruckenden Säulenhalle. Acht gedrehte Säulen mit 17 m Höhe verlaufen in Rundbögen ins Deckengewölbe über. Ein herrliches Gefühl, hier zu sein, das erleben zu dürfen. Ich kann mir gut vorstellen, wie Händler hier ihre Geschäfte gemacht haben. Die restlichen Räume sind durch architektonische Details, wie z.B. die goldverzierte geschnitzte Holzdecke oder der Mosaikboden, interessant, aber es ist kein Ort, an dem ich mich im Urlaub länger aufhalten will.

Gegenüber liegt die Kirche Iglesia de Los Santos Juanes, der wir einen kurzen Besuch abstatten. Das Gotteshaus wurde auf den Überresten einer Moschee erbaut, die Pracht ist überwältigend und es prasseln wieder zahlreiche Bilder und Eindrücke auf uns ein. Jetzt ist aber Zeit für eine kleine Erfrischung. Am Weg zur Straßenbahn werden wir sicher ein nettes Café finden.

„Schau mal, schon wieder eine kostümierte Gruppe. Denen folgen wir jetzt. Da ist sicher was los.“ sage ich ganz aufgeregt zu Ewald. Schnellen Schrittes folgen wir den verkleideten Männern und sieheda, sie sammeln sich mit anderen Gruppen am Plaza Manises und auch die Musiker von heute früh sind dabei. Es ist kurz nach 11 Uhr, vielleicht beginnt die Veranstaltung um 12 Uhr, ich glaube, so etwas gehört bzw. verstanden zu haben, wollen wir warten? Wir sind unschlüssig, erst entscheiden wir uns für Ja, dann besser doch Nein. Ich will nur noch schnell ein Gesamtbild machen … und die Menschen kommen von rundherum und immer ergeben sich neue Szenen, neue Motive, … Ewald hat sich ein schattiges Plätzchen gefunden und versucht, mich im Auge zu behalten. Ich winke ihm und gebe ihm zu erkennen, ich brauche doch noch etwas Zeit. So ein Glück muss man haben, so ein großes Fest miterleben zu dürfen.

 

Es stellt sich heraus, heute ist Fronleichnamssonntag, Corpus Christi, der achte Sonntag nach Ostersonntag, drittwichtigster religiöser Feiertag nach Weihnachten und Ostern, und der wird in Valencia gebührend gefeiert. Paraden, Prozessionen voller Symbole, … Schlecht vorbereitet Frau Hackl, muss ich mir eine kleine Rüge erteilen, aber weder im Reiseführer, noch im Hotel, wird darauf hingewiesen. Egal, ich bin dabei, voll in meinem Element und dränge mich durch die Menschenmenge. Presse und Fernsehteams sind ebenso vertreten wie zahlreiche private Fotografen und jeder will den besten Platz ergattern, um das bunte Treiben optimal im Bild festhalten zu können. Die Menge im Zaum zu halten, ist für die damit betrauten Polizisten sehr schwierig. Ja, ich bekomme auch so manche kleine Rüge, aber sorry, nix verstehen.

 

Irgendwann habe ich das Gefühl, dass es für mich reicht, ich ein paar gute Bilder gemacht habe (insgesamt heute 884!!!). Ich werde jetzt,  nach ca. 1 Stunde, meinen Mann suchen und endlich was trinken. Super, Ewald winkt mir aus seinem schattigen Plätzchen zu und ich freu mich, dass er so viel Verständnis für mich aufbringt. Danke Liebling!


Freie Plätze sind gerade rar in den Straßencafés, aber es gelingt uns tatsächlich, 2 Stühle und einen Sonnenschirm zu ergattern, perfekt.

 

Höchst zufrieden spazieren wir nach der kleinen Erfrischungspause über die Puente Serranos zur Haltestelle der Straßenbahn und 20 Minuten später sind wir beim Hotel. Kurz frisch machen oder gleich zum Essen? Das Paella-Restaurant müsste noch geöffnet sei, dort schauen wir hin und am besten gleich.

 

Aha, der Eingang befindet sich, nicht wie bei allen anderen Lokalen, auf der Strandseite, sondern auf der Rückseite. Ganz klar, auch mit den Öffnungszeiten, die haben ein anderes Konzept. Uns soll’s recht sein, Hauptsache, das Essen schmeckt. Also rund um den Block, dort stehen die Gäste schon Schlange. Wir rücken rasch vor, können einen Blick in die offene Küche machen, schaut super aus, auch die Bar. Ich freu mich aufs Essen. „Reserva?“ fragt die Empfangsmitarbeiterin, als wir an der Reihe sind. Nein, wir haben nicht reserviert, war bisher nicht nötig. Sie schaut in ihr Reservierungsbuch, schüttelt den Kopf, leider haben wir heute keine Chance, reservieren aber gleich für morgen und lassen uns direkt vom Nachbarrestaurant anwerben. Es schaut gemütlich uns, auch die Speisen, die serviert werden, machen einen guten Eindruck. Super, aus der Speisekarte springt mich eine Speise förmlich an - Huevos rotos con jamon. Da brauche ich gar nicht mehr überlegen, ein kleines Bier dazu, passt. Im Nu wird serviert und es fällt uns wieder auf, wie gut hier überall das Service funktioniert. Scheinbar gibt es in Valencia keine Personalprobleme in dieser Branche.

 

Am Himmel stehen die Zeichen auf Gewitter, wir gehen rasch zurück ins Hotel und kaum sind wir im Zimmer, regnet, blitzt und donnert es.  Es war wieder ein sehr sehr schöner Tag in Valencia.

 

12. Juni

Barfuß schleiche ich mich vorsichtig auf die Terrasse unseres Zimmers. Die Sonne geht gerade auf und ich höre nur das Rauschen der Wellen, ein paar Vögel und das war’s. Kann es wirklich sein, dass heute schon der letzte ganze Urlaubstag ist? Ich fühle mich richtig wohl hier, Kleidung hätte ich auch noch für 1 Woche … Gedankenspiele, die in einem Tagtraum enden und dann zur Realität werden. Natürlich müssen wir morgen nach Hause. Jetzt heißt es, das Beste aus dem Tag zu machen.

 

Es gäbe noch so viel anzusehen, zu entdecken und zu erleben, aber dazu braucht es mindestens noch eine Woche, also wird noch ein halber Tag Erholung ein guter Plan sein und um 15 Uhr gibt’s ja heute Paella. Ich freu mich drauf.

 

Das Frühstück ist wieder ein voller Genuss und danach suchen wir uns ein schönes Plätzchen am Pool. Das Wasser ist angenehm erfrischend und wir können mer auch heute zu langweilig und wir einigen uns auf einen Spaziergang am Strand, wollen die andere Seite der Promenade erkunden.

 

Der gepflegte Strand scheint unendlich, wir schlendern dahin, vergessen die Zeit und nur der Durst lässt uns umdrehen. Vielleicht noch ein Agua de Valencia? Nein, bitte keinen Alkohol um diese Zeit.  An der Poolbar lassen wir unseren Urlaub Revue passieren und wir vergeben die Note „Sehr gut“!

 

„Für wann ist der Tisch bestellt?“ frage ich Ewald. „15 Uhr. Wir sollten uns eh langsam fertig machen.“ Das Restaurant schließt im Gegensatz zu den anderen Restaurants in Strandnähe, um 17 Uhr und öffnet erst wieder nach 20 Uhr, dann ist definitiv zu spät für mich für ein Abendessen. Paella am Abend gehört übrigens zu den Tipps der Rubrik „Bloss nicht!“. Die Reiskörner quellen nach und liegen schwer im Magen. Das brauche ich nicht, 15 Uhr ist sicher ein guter Zeitpunkt.

 

Lachend, hungrig und gespannt auf die angeblich beste Paella der Umgebung, spazieren wir zum Restaurant La Pepica. Dort ist heute weit nicht so viel los wie gestern, wir können einige Fotos der Schauküche machen (natürlich habe ich gefragt und mir ein ok geholt!), viele Tische sind frei und trotzdem kommt die Frage „Reserva?“ von der Empfangsmitarbeiterin. Sie fragt nach der Bestätigung, die gestern elektronisch abgeschlossen wurde und sorry, die ist bereits gelöscht. Sie findet unsere Reservierung auch anders im System und begleitet uns zum Tisch. Schön gedeckt, gestickte Serviette, ja, das hat was.

 

Gerne, wir sind bereit für unser Essen, warten gespannt auf die Speisekarte und generell auf Bedienung. „No!“ Wir sprechen das Personal aktiv an, aber das bringt wenig, entweder ist der angesprochene Mitarbeiter nicht zuständig oder hat gerade keine Zeit. Endlich werden wir wahrgenommen und nach der Bestellung gefragt. Hm? Wir haben noch keine Speisekarte bekommen. Die Verständigung ist mühsam, aber irgendwann haben wir die gewünschten Sardellen bestellt und für die weitere Auswahl kriegen wir abgegriffene kopierte Zettel in die Hand gedrückt bzw. auf den Tisch geworfen. Das ist die Speisekarte? Ja! Normalerweise lädt man die über den QR-Code. Tsss! Kein WLAN, aber online bestellen. Der erste Eindruck ist nicht sonderlich positiv, aber ab jetzt wird’s sicher super.

 

Heute gönne ich mir nochmals eine Portion Pulpo und, wie immer, bitte ich, den Oktopus ohne Kartoffelcreme zu servieren. Überall auf der Welt scheint das möglich zu sein, nicht aber im Restaurant La Pepica. Na gut, dann eben mit Kartoffelcreme.

 

Relativ schnell wird die Paella serviert, eine Riesenpfanne, brennheiß! Wo ist mein Pulpo? Vergessen? Ja, so scheint es. Wir beginnen mit dem Reis. Naja, die letzte Paella war würziger, hatte mehr Fische und Meeresfrüchte beinhaltet … irgendwann wird auch meine bestellte Vorspeise auf den Tisch gestellt, aber wenn die Speisen so stehen bleiben, fliegt alles runter. Das soll das beste Paella-Restaurant sein? Unsere Erwartungshaltung war wohl etwas zu groß! Fehler! Alles in allem sind wir nicht sehr zufrieden, zahlen und gönnen uns als Dessert eine Tüte Eis aus dem Eissalon. Dort wissen wir die Qualität zu schätzen. Mmmh, sehr gut, Waldbeeren und Erdbeere.

 

Während Ewald zurück ins Hotel geht, möchte ich mich heute auch noch von der Marina verabschieden und eh klar, ich muss den Hut, „Pamela“ einfach nochmals fotografieren.

 

Ein Gewitter ist im Anmarsch. Zufrieden mache ich mich ebenfalls auf den Weg zurück ins Hotel.

 

13. Juni

Sonnenschein! Trotzdem ist heute Abreisetag! Heimreisetag! Ach wie schön wäre es noch hier, aber wir sind dankbar für die gelungene Urlaubswoche, freuen uns ganz besonders über die eine oder andere Köstlichkeit beim Frühstück. Heute gab es auch wunderbare Kirschen.

 

Na gut, dann packen wir halt unsere Koffer, ein Late-Check-Out ist leider nicht möglich, das Hotel ist voll gebucht. Nicht so schlimm. Um 14 Uhr sollte und das Taxi zum Flughafen abholen. Alles klappt bestens.

 

Am Flughafen stärke ich mich mit Cola Zero Zero und Jamon-Chips und die schmecken so richtig nach Spanien.

 

Mit kleiner Verspätung starten wir Richtung Heimat und hurra, ich habe Glück, ich habe herrliche Sicht auf Valencia und kann den modernen Teil der Stadt ganz deutlich erkennen. Das ist jetzt der i-Punkt des Urlaubs. Ich freu mich.

 

In Wien angekommen, werden wir mit dem Bus zur Ankunftshalle gebracht und auch, wenn die Koffer relativ rasch übers Förderband bei uns ankommen, für den geplanten Zug ist es zu spät, er fährt uns tatsächlich vor der Nase davon. Aber der nächste kommt bestimmt. Es ist der Nightjet nach Venezia Santa Lucia, eine veraltete Zuggarnitur mit 6er-Abteilen, heillos überfüllt, vor allem mit Migranten. Wir sind sehr froh, als wir um 22:56 Uhr in Linz am Bahnhof aussteigen und mit dem Taxi nach Hause fahren. War ein langer Tag und für morgen haben wir ein sehr intensives Arbeitsprogramm. Aber daran denken wir erst morgen. Heute lassen wir den Urlaub nochmals gedanklich aufleben. Es war eine wunderschöne Zeit und wir sind sehr dankbar für das Erlebte.

Wir sind bereit für neue Pläne und neue Erlebnisse.

 

Alles Gute für euch, danke, dass ihr mich begleitet habt. Schönen Sommer, bleibt gesund.

Bis bald.

Eure Rena

 

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Was mir sonst noch aufgefallen ist:

Die ganze Stadt macht einen sehr sauberen Eindruck, die Leute sind äußerst freundlich und hilfsbereit. Besonders angenehm finde ich die langen Ampelphasen mit Sekundencountdown. Kein Stress, keine Hetzerei!

 

Was kommt mir spanisch vor? Eindeutig die angegeben Fahrzeiten der Öffis. Gefahren wird, wenn es passt, und es passt, wenn der Fahrer auf der Toilette war und wahrscheinlich auch gut gestärkt ist. Die Busse sind modern, teilweise mit USB-Anschlüssen und WLAN ausgestattet. Es gibt relativ wenige Sitzplätze und mein laienhafter Eindruck ist, dass der Bus nicht sehr zweckmäßig eingeteilt ist.

 

Die Stadt hat viele Grünflächen und alles ist sehr gepflegt. Auch in den Restaurants und vor den Geschäften blüht es, das sind allerdings sehr häufig Plastikpflanzen.  

 

2023

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