Dahoam is dahoam,
wannst net fort muaßt, so bleib.
In einer Woche ist mein Geburtstag. Während ich noch hoffe, dass der Aufenthalt in St. Wolfgang verlängert werden kann, ergibt sich eine überraschende Option, die unsere ursprünglichen Pläne
beinahe über den Haufen geschmissen hätte. So wie das neue Thema plötzlich interessant wurde, so rasch zerschlägt es sich auch wieder.
Gut so, andererseits haben wir jetzt auch die Chancen auf einen längeren Aufenthalt in der Seevilla verspielt.
Wird schon einen Sinn haben.
Samstag, 22. August 2020
Wie fast jeden Tag stehe ich sehr zeitig auf, mache meine Gymnastikübungen, ein bisschen Meditation, freu mich über die erste kleine Überraschung, die liebevoll am Frühstückstisch für mich
vorbereitet wurde, ebenso über die ersten Glückwünsche, die nach und nach über verschiedenste Kanäle eintrudeln. Ich nehme mir für alle viel Zeit, freu mich über jede Aufmerksamkeit, trödle dabei
herum und starte gemütlich in den sonnigen Tag.
Bald ist auch Ewald auf den Beinen, wir genießen das gemeinsame Frühstück, packen danach unsere Koffer und starten Richtung Salzkammergut. Wo willst du Pause machen? Kaffee in Gmunden
oder Bad Ischl? Mir ist es egal, ich will heute gar nicht viel überlegen, mehr Seele baumeln lassen und mich treiben lassen. Schauen wir mal was sich ergibt, antworte ich daher.
Es ergibt sich Gmunden. Wir parken etwas außerhalb und spazieren der schönen Seepromenade entlang ins Zentrum. Zur schönen Landschaft kommen liebe Anrufe von
Gratulanten ... wie geht’s mir doch gut.
Musikanten machen die Promenade zur Bühne, die Leute sind gut gelaunt und schaffen eine sympathische Stimmung. Warum ist heute gar so viel los hier? Am Rathausplatz sind Stände aufgebaut
und die Besucher werden eingeladen, das vielfältige Angebot anzunehmen und nach Herzenslust einzukaufen. Mir steht der Sinn nicht so nach einkaufen, viel reizvoller wäre ein gemütliches Plätzchen im
Freien mit Kaffee und Mehlspeise. Schau mal, da ist ein freier Hochtisch mit Hocker. Augenblicke später haben wir Platz genommen und haben eine gute Sicht auf den See und den Rathausplatz
und können das Treiben hautnah miterleben.
Oje, die Kuchenauswahl ist spärlich, ich muss auf die Geburtstagsmehlspeise vorerst verzichten. Ist aber kein Problem, sondern nur gut für mich.
Genug vom Trubel spazieren wir zurück zum Auto. War ein schöner kleiner Spaziergang, hat gutgetan.
Es ist 1 Minute vor eins, als wir in St. Wolfgang ankommen.
Die Begrüßung in der Seevilla ist erwartungsgemäß sehr freundlich. Während Ewald das Auto am Hotelparkplatz
abstellt und das Gepäck holt, sitze ich schon im gemütlichen Garten direkt am See. Die junge Dame von der Rezeption bringt die Gästeanmeldung, die schon so weit als möglich vorbereitet war. Alles
Gute zum Geburtstag, wünscht sie mir und fragt nach dem Verlauf des bisherigen Tages. Ich finde das ausgesprochen sympathisch. Mein Blick schweift über den See, ich fühle mich wohl und ein
Glücksgefühl macht sich in mir breit. Schön .... einfach fein ... der Slogan des Hotels trifft den Nagel auf den Kopf. Unsere zur Begrüßung bestellten Getränke werden serviert mit der Info,
dass das Zimmer bereits bezugsfertig und das Gepäck bereits im Zimmer ist. Super, danke, besser geht’s nicht.
Wer sich jetzt fragt, wie die Situation nach dem Corona-Cluster in St. Wolfgang aktuell ist, dem kann ich ganz ehrlich sagen, dass man im Ort sehr professionell damit umgeht, nicht viel darüber
redet und mit strenger Einhaltung der Hygienevorschriften nach vorne schaut.
Am Himmel über den Wolfgangsee ziehen dunkle Wolken auf. Da sollten wir uns beeilen, wenn wir vor dem drohenden Gewitter noch kurz in den See springen wollen.
Super, die Überraschung ist geglückt. Nicht nur persönliche handgeschriebene Glückwünsche und Schokolade, auch ein Kühler mit einer Flasche Sekt und 2 passende Gläser erwarten
mich. Ich bin gerührt und bemerke erst beim 2. Blick die riesige Terrasse mit einzigartiger Aussicht über den See auf die Berge. So muss Geburtstag sein.
Wir sind flexibel und ziehen ein Gläschen zum Geburtstag auf der herrlichen Terrasse dem Sprung in den See vor und das ist momentan sicher die bessere Entscheidung … das Gewitter
wird nämlich jeden Augenblick losgehen und schon fallen auch die ersten Tropfen. Die Terrasse ist zu meiner Freude zum Teil überdacht und ich kann endlich wieder mal draußen sein, während es regnet.
Ich mag den Duft und das leise Geräusch des Regens, das tut richtig gut.
Langsam wird es Zeit zum Essen. Mmmmh, das wird wieder ein besonderes kulinarisches Highlight. Wir dürfen an einem Tisch im überdachten Teil der Restauranterrasse Platz nehmen, der Regen hat
aufgehört, ich kann ihn aber noch riechen und dabei auf den See schauen. Das mag ich und es passt super zum Geburtstag. Ich fühle mich sehr beschenkt und glücklich. Schon bei der Bestellung der
hochwertigsten und edlen Kreationen der Küche steigt die Vorfreude auf das Essen und wieder werden unsere Vorstellungen mehr als erfüllt. Das Urteil über die zarten und schmackhaften
Speisen, die den Gaumen streicheln und auf der Zunge zergehen, fällt ausschließlich in Superlativen aus. Die Köche im Restaurant Ledererhaus
haben Höchstnoten mehr als verdient und das gilt tatsächlich für alle Mitarbeiter des Hauses.
Es war ein schöner Tag und ein sehr gelungener Abend, aber jetzt freue ich mich auf das Bett. Was ist jetzt los? Laute Musik, gut gelaunte Urlauber, die im Dunklen im See plantschen … das
darf doch nicht wahr sein. Die Musik kommt vom Nachbarhotel. Wirst sehen, um 22 Uhr ist Schluss damit, stellt Ewald hoffnungsvoll in Aussicht und recht hat er, Punkt 22 Uhr kehrt Ruhe ein
und ich kann seit Langem einmal früher schlafen gehen.
Sonntag, 23. August 2020
Die Sonne blinzelt schon durch die leicht geöffneten Vorhänge, ich schleiche mich auf die Terrasse, atme tief die herrliche Seeluft ein und bin happy über den Anblick … Nebelschwaden, zum Teil
sind dazwischen schon Sonnenfenster sichtbar … Perfekt. Hier könnte ich noch stundenlang verweilen, aber wir müssen leider nach Hause fahren, bzw. wartet schon die traditionelle Geburtstagsroulade
bei den Eltern auf mich. Mmmh, schon wieder etwas, worauf ich mich freuen kann. Vorher kommt aber noch das Frühstück.
Super, unser bevorzugter Tisch im Garten ist frei, wir bestellen Eiergerichte und holen uns Köstlichkeiten vom Buffet. Von Klassikern, Säften, Räucherfischen, Obst, Gemüse bis Schokocroissants ist
alles da, was das Herz begehrt. Zur Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften steht nicht nur für jeden Gast eigenes Buffetbesteck zur Verfügung, es gibt auch Mund-Nasen-Schutz, für jene, die die
Masken nicht griffbereit haben und auf Wunsch Einweghandschuhe. Erfreulicherweise sind die Gäste sehr diszipliniert.
Bevor wir fahren, genehmigen wir uns noch einen kleinen Espresso und dann ist Zeit auszuchecken. Das Wetter ist herrlich und wir drehen noch eine Runde durch den Ort. Es ist so schön hier und
schnell reift unser Entschluss und wir entscheiden uns für einen weiteren Besuch am Wolfgangsee, gehen zurück zum Hotel und buchen 4 Tage für 2021 in der Zeit, in die mein Geburtstag
fällt. Ja, das fühlt sich richtig an … und die Vorfreude kann schon jetzt beginnen. Vielen Dank, es war super in St. Wolfgang in der Seevilla. Bleibt gesund, wir freuen uns auf ein Wiedersehen im
nächsten Jahr. Alles Gute.
Eure Rena
Euch allen kann ich diese Region nur empfehlen. Österreich ist so schön, es muss nicht immer das Meer sein. Was steht bei uns heuer noch an? Ein paar Tage in der Südsteiermark mit den Eltern. Auch
da werden wir wieder eine gute Zeit haben. Kommt mit, bleibt gesund.
Bis bald.
Eure Rena
Bisherige Erlebnisse in
St. Wolfgang
Juni 2020
Auch wenn es daheim am schönsten ist, ein paar Tage Auszeit tun immer gut. Weit fahren mag ich nicht, ein Auslandsaufenthalt kommt für mich in dieser kritischen Corona-Phase sowieso nicht in Frage
und die Entscheidung fällt uns nicht schwer. Das Ziel unseres verlängerten Wochenendes wird St. Wolfgang am Wolfgangsee sein. Unser
Heimatbundesland, herrliche Landschaft mit Berge und See, gute Küche, freundlichen Menschen, was wollen wir mehr.
Die Hotelauswahl fällt uns dagegen nicht so leicht. Wir haben uns sehr kurzfristig zu diesem Kurzurlaub entschlossen, daher sind viele Häuser bereits ausgebucht, woanders lassen sich unsere
Wünsche nicht ganz erfüllen, ... tja, so kommt es, dass wir in einer Eventlocation landen. Vielleicht sogar ganz cool, modern, entsprechendes Publikum ... ich lass mich überraschen.
Salzkammergut - Gustostückerl unserer Heimat
26. Juni 2020
Heute Freitag gehts los. Die Sonne lacht, wir fahren gemütlich über Gmunden, genießen einen Vormittagskaffee im berühmten Café Zauner in Bad
Ischl und kommen gut gelaunt in St. Wolfgang an.
Ich staune, hier hat sich aber viel verändert seit meinem letzten Besuch in der ca. 2.800-Einwohner-Stadt am Wolfgangsee. Wo sind die Hotelwegweiser?
Wo ist das von uns gebuchte Hotel? Nein, nicht nach rechts, wir müssen uns links halten, durch den Tunnel fahren und schau, da ist es schon ... oops - mächtig, nüchtern und nicht gerade
gefällig für meinen Geschmack. Ein junger schlaksiger Typ nähert sich dem Auto, begrüßt uns, begleitet uns zur Rezeption, während wir das Gepäck in die Lobby transportieren. Hm? So habe ich das auch
noch nicht erlebt. Das ist wahrscheinlich der Coolness eines Eventhotels zuzuschreiben oder, und das ist wahrscheinlicher, dass sich das Team erst einspielen muss, das Hotel ist schließlich erst den
2. Tag nach dem Lockdown wieder geöffnet. Die Rezeptionistinnen sitzen vor dem Virus gut geschützt hinter einer originell befestigten Plexiglasscheibe und begrüßen uns freundlich, teilen erfreut mit,
dass das Zimmer bezugsfertig ist und übergeben uns pro Person einen Gutschein für einen Willkommensgetränk. Danke. Schön, da können wir den restlichen Sommertag noch am See genießen. Nach einem
kleinen Wink hilft uns der junge schlaksige Typ, den Koffer, die Wanderschuhe, Beautycase, …. ins Zimmer zu bringen.
Der Lift hält im 14. Stock. Super, die Aussicht vom Zimmer über den See ist einmalig und lässt vorerst keine weiteren Eindrücke zu. Später stellen wir fest, dass das Zimmer
schon etwas abgewohnt ist, keine Dusche, kein Safe, ... dafür Espressomaschine, frisches Obst und Wasser zur Begrüßung. Genau, es bestätigt sich wieder - nicht jedes Hotel passt zu jedem
Gast!
Wir packen aus und fahren auf die 2. Etage, dort soll sich der Strandzugang befinden. Der Lift öffnet sich... oh Gott, bin ich in Frankensteins Gruselkabinett angekommen?
Dunkle Wände, ein großer Spiegel, Deko, schummrige Beleuchtung. Na gut. Das wäre aber sicher freundlicher gegangen, denke ich mir. Wir gehen durch einen Gang, einerseits schwarz, auf der anderen
Seite Bilder, die wahrscheinlich bei vergangenen Events aufgenommen wurden, grell und farbenfroh. Ich schenke dieser Seite aber auch keine Aufmerksamkeit, will nur so rasch wie möglich zum Ausgang.
Die Liegewiese direkt am Seeufer teilt sich in unterschiedliche Bereiche, Ewald hat bereits einen Platz für uns gefunden und die gelben Strandtücher auf den Liegestühlen platziert. Oje, die Liegen
schauen vielleicht optisch ganz gut aus, sind aber leider nicht verstellbar und wenig rückenfreundlich.
Das Personal ist jung, freundlich und sehr bemüht. Es liegt an mir, dass sich die Erholung nicht sofort einstellt. Weißt du, wie kalt der See ist? Zirka 18 Grad
Wassertemperaturlaut Internet. So viel Abkühlung muss heute nicht wirklich sein. Ich lege mein Strandtuch auf die Wiese und lasse mich von meiner Lieblingsmusik berieseln....
Hunger stellt sich ein. Ich habe Lust auf Fisch. St. Wolfgang ist gut gebucht und im Fischrestaurant, das die Dame an der Rezeption vorgeschlagen hat, ist leider nichts mehr frei. Macht nichts.
Wir bummeln zur Schiffsanlegestelle, bewundern dort das malerische Bergpanorama und die Abendstimmung. Schau, schlägt Ewald vor, das Restaurant hat gute Kritiken. Kann sein, aber
ich will nicht unbedingt an der Straße sitzen beim Abendessen. Es gibt so viele einladende Lokale und ein Stück weiter sehe ich schon eine neue interessante Chance. Das schaut gut aus. Modern,
traditionell, sehr gepflegt, schöner Garten, direkt am See, genauso war meine Vorstellung. Wir fragen nach einem freien Tisch und siehe da, es hat sich gelohnt, wir bekommen einen Platz im
Restaurant, mit schönem Blick ins Freie, angeboten und freuen uns. Vorab vielleicht ein Glas Crémant für Sie, schlägt der Kellner freundlich vor, während er uns die Karte reicht.
Genau, hier sind wir richtig, sagt mir mein Gefühl. Die Bedienung ist auch hier sehr jung, freundlich und charmant und auch der oberösterreichische Schmäh kommt nicht zu kurz. Wir fühlen uns gut
aufgehoben im Restaurant Ledererhaus in der Seevilla. Nach und nach kommen weitere Gäste und auf einmal habe ich als Tischnachbarin
eine Dame, die ihr Hündchen auf ihrem Schoß sitzen lässt. Ja danke, genau nach meinem Geschmack. Ich bin plötzlich nicht mehr so entspannt und frage beim Chef nach einem anderen Platz. Super.
Dankeschön. Wir dürfen an einem Hochtisch Platz nehmen und gleich geht’s mir wieder viel besser.
Da wird auch schon die Vorspeise serviert. Kreativ und mit Liebe angerichtet, schaut interessant aus. Was ist das Weiße, frage ich und der Chef erklärt mir umgehend, dass das kein
Käse, sondern ein Produkt aus der Molekularküche ist. Klingt spannend, schmeckt hervorragend. Wir sind beide mit unserer Wahl mehr als zufrieden, genießen das Ambiente ebenso wie die Speisen, lassen
uns auch noch zu einem Dessert bzw. einem Digestif, einem Verdauungsschnaps, verführen. Waldhimbeerbrand vom Primushäusl.
Prost. Feiner Geschmack und optimaler Abschluss dieses schönen Tages. So gut haben wir lange nicht gespeist und wir haben schon beim Hauptgang entschieden, für Sonntag zum Abendessen werden wir
wieder einen Tisch in der Seevilla reservieren.
Das Essen war nicht nur geschmacklich und fürs Auge top, es war sehr bekömmlich und einer guten Nacht wird nichts im Wege stehen.
Gute Nacht! Ich freue mich auf morgen.
Eure Rena
Mit der Zahnradbahn auf den Schafberg (1.783 m)
27. Juni 2020
Guten Morgen. Gut geschlafen habe ich nicht, aber daran war die viel zu warme Decke schuld und ohne der war es zu kühl. Das Spiel Decke weg, Decke her, Fenster auf, Decke her … hat meine
Nachtruhe ganz schön gestört. Aber egal, ich freu mich jetzt auf den neuen sonnigen Tag. Schon daheim haben wir die Ausflüge geplant und programmgemäß fahren wir heute mit der Schafbergbahn auf den 1.783 m hohen Schafberg und machen
dort eine kleine Wanderung.
Das Frühstück im Hotel lässt keine Wünsche offen und auch der Platz auf der Terrasse mit Blick über den See ist herrlich.
Aber jetzt müssen wir los. Wir können den Menschenandrang an der Bahn nicht einschätzen, gehen lieber rechtzeitig und bekommen sicher einen Platz. Mund-Nasen-Schutz haben wir
dabei, alles gut. Der Weg zur Bahn ist nicht weit, wir genießen die angenehme Morgenluft und schau, die ersten Leute stehen schon an und ein kleiner Babyelefant appelliert zum
Abstand halten. Wir kaufen eine Kombikarte Berg & Schiff „3 Tage“, die uns zusätzlich zu einer Wolfgangsee-Rundfahrt berechtigt. Die Leute werden immer mehr, die
Abstände geringer und das gefällt mir gar nicht!
Es ist so weit, wir dürfen einsteigen, finden einen schönen Platz, die Bahn füllt sich, bald sind alle Plätze besetzt, manche Kinder wollen die Schutzmasken nicht tragen und jammern, die Eltern
sind genervt. Andere versuchen verbotenerweise Kinderwägen in den Zug zu stopfen und reagieren bei Ablehnung zum Teil sehr verärgert. Eine junge Mutter fühlt sich besonders schlau, klappt den Wagen
zusammen, aber nein – NEIN ist NEIN! Für Kinderwägen, … ist kein Platz vorgesehen.
Fakten zur SchafbergBahn:
- seit 1893 in Betrieb, nicht elektrifiziert
- Strecke: 5,85 km
- Höhenunterschied: 1.190 m
- max. Steigung: 26 %
- Fahrzeit: ca. 35 Minuten
Langsam setzt sich die Bahn in Bewegung, die ersten Mund-Nasen-Schutz-Masken wandern unters Kinn, Kleinkinder turnen auf den Bänken herum, weinen und schreien abwechselnd, Leute beginnen sich mit
Sonnenschutz einzucremen …. Wo bin ich da? Die Fahrt bis zum Gipfel dauert ca. 35 Minuten und wir erleben neben der schönen Aussicht auch diverse Verhaltensauffälligkeiten der Fahrgäste und
ich bin ganz froh, als ich die Bahn verlasse.
Zum Glück sind noch nicht allzu viele Wanderer unterwegs und wir können den Ausblick und die Ruhe noch sehr genießen. Unbeschreiblich schön liegt uns das
Salzkammergut zu Füßen. Der Fotoapparat ist im Dauereinsatz und ich weiß schon wieder, es werden zu viele Bilder und trotzdem kann man dieses Gefühl und den 360
Grad-Blick über die glitzernden Seen des Salzkammerguts und des Alpenvorlands sowie den Wolfgangsee, Irrsee, Mondsee, Fuschlsee bis zum Chiemsee, nicht wirklich einfangen. Ich lasse einfach
die Seele baumeln, während mein Blick über die majestätische Bergwelt vom Höllengebirge über den Dachstein bis zum Watzmann wandert. Die heutige Fernsicht ist ein Traum.
Paragleiter bereiten ihren Flug vor und ich habe Spaß daran, denen zuzusehen. Aber wir wollen in jedem Fall auch die nahe gelegenen Himmelspforte sehen. Über schmale steinige
Steige, zum Teil auch über die Wiese erreichen wir den schmalen Felsdurchgang, durch den man über einen seilgesicherten Steig absteigen kann. Allein beim Gedanken daran bekomme ich weiche Knie und
auch die zu erwartenden blühenden Almwiesen sind keine Motivation für mich, dazu haben nicht zuletzt meine Beine in ihrer Vergangenheit schon zu viel durchmachen müssen.
Nein, ich fühle mich trotz meiner guten Schuhe nicht sicher, verzichte auch auf ein Foto mit mir und dem Gipfelkreuz. Ich muss nicht alles haben. Das Erlebte reicht mir und ich freue mich auf eine
kleine Stärkung im Restaurant im Hotel Schafbergspitze. Vielleicht gibt es auch Germknödel? So schön
und auch der Platz auf der Aussichtsterrasse lässt keine Wünsche offen. Die Speisekarte ist umfangreich und hurra … Ja bitte, einen Germknödel, bitte mit Vanillesoße und einem zweiten
Löffel. Flaumig wie ein Wölkchen, unbeschreiblich, dazu der Ausblick …. Perfekt.
In diesen Coronazeiten müssen die Rückfahrten ungefähr reserviert werden, unser Zug ins Tal fährt bald und glücklicherweise fast leer.
Jetzt ist Zeit für Abkühlung im See. Das Wasser ist sicher nur unwesentlich wärmer als gestern, aber heute fällt es mir leichter und ich freue mich über die Erfrischung im kühlen See.
Nach dem Abendessen in der Dorf-Alm zieht es uns zum Hauptplatz, dort gibt es heute um 20:30 Uhr Blasmusik & Trachtentanz in verkleinerter Form. Von jeder Richtung kommen
die Gäste, ich habe einen guten Platz mit Abstand, muss aber diesen einen Meter in Folge immer wieder verteidigen und ich staune. So mancher internationale Tourist schaut fast erschrocken und
sinngemäß höre ich diese oder ähnliche Antworten. Abstand? Was? In Österreich auch? Ich sag dazu am besten gar nichts.
Beim Heimgehen gibt es noch fruchtiges cremiges Eis. Ein gelungener Tag geht zu Ende.
Begleitet mich morgen wieder, ich freu mich. Bis bald. Eure Rena
Traumwetter für die Panoramafahrt über den Wolfgangsee
28. Juni 2020
Ein nächtliches Gewitter hat alle Wölkchen vertrieben, die Sonne strahlt in Höchstform und ich freu mich über den schönen Ausblick auf den See. Aha, erste Liegen am Hotelstrand sind schon in der
Früh reserviert, ein untrügliches Zeichen, dass unsere Lieblingsnachbarn wieder in Österreich Urlaub machen dürfen ? Sorry,
nicht böse gemeint.
Uns kann es sowieso egal sein, wir machen heute unsere WolfgangseeSchifffahrt und das bei besten Bedingungen. Die Salzburg-Bahnen sind übrigens
öffentliche Verkehrsmittel und unterliegen daher selbstverständlich auch den bundesweit geltenden Vorschriften und Maßnahmen.
Die MS Salzkammergut gleitet ruhig über den See. Zuerst von St. Wolfgang über Gschwendt nach Strobl, am gleichen Weg zurück und im Anschluss weiter über
Ried-Falkenstein und Fürberg nach St. Gilgen und retour zum Ausgangspunkt. Während der 3-stündigen Fahrt werden Getränke und Snacks angeboten und serviert. So wie
wir die Rundfahrt machen, ist es ehrlich gesagt zu lange und zu langweilig. Konzeptionell wäre warscheinlich ein Ausstieg, eine Zwischendurch-Wanderung, … vorgesehen und das würde uns auch gut tun.
Beim nächssten Mal planen wir das besser.
Gäste steigen ein, Gäste verlassen das Schiff, manche mit Rad, manche mit Hund, andere mit Kinderwagen, …. Alles möglich. Die Mitarbeiter an Bord nehmen ihren Job sehr ernst, fordern die Leute
höflich auf, ihren Mund-Nasen-Schutz beim Ein- und Aussteigen zu tragen und werden dabei immer wieder in Diskussionen verwickelt. Warum muss das sein? Ich fahre ja nur eine Station. Ich habe
keine dabei. Ich halte die Maske nicht aus. .... Ohne Schutz darf niemand auf das Schiff und es ist wirklich interessant, das Verhalten der Ausflügler zu beobachten. Sobald sie
denken, als Gewinner aus diesem Gespräch hervorzugehen, wird eine Maske zum Kauf an der Kassa oder im Notfall beim Kassier auf dem Boot angeboten, findet sich überraschenderweise doch ein Mundschutz
oder zumindest ein Tuch oder Schal in der Tasche. Schon faszinierend ? Am Schiff will dann jeder den besten Platz. Der Großteil
der Mitfahrenden hält dabei respektvoll den vorgeschriebenen Mindestabstand ein oder versucht es zumindest, aber es gibt durchaus auch andere.
Abstand bitte sage ich zu einem Ehepaar, das wahrscheinlich nicht aus Österreich kommt. Die verstehen mich nicht. Distance please. Qu'est-ce qu'elle veut, fragt daraufhin
der Mann seine Begleiterin und ich sehe schon, wie sie bei den Worten Distance s'il vous plaît, die Augen rollt. Ein grimmiger Blick seinerseits erreicht mich. Solche oder ähnliche Situation
wird es heute noch öfter geben und ich wundere mich über die Ignoranz mancher Leute. Der nicht-nicht deutsch-sprechende Gast schreit mich sogar an. Abtreten!! (Das Wort kennt er
sogar!) soll ich, meint er. Eigentlich ärgert mich das, aber so weit darf ich es nicht kommen lassen. Dazu ist der Tag viel zu schön.
Erleichtert gehe ich von Bord, endlich ist wieder Action angesagt und aktuell steht einem Sprung in den See nichts mehr im Weg.
Vielleicht ist die Wassertemperatur auf 19 Grad gestiegen, jedenfalls finde ich die Abkühlung heute sehr angenehm und spüre mit Freude das Prickeln auf der Haut. Mir geht’s wirklich gut und dazu
verstärkt sich schon die Vorfreude auf das Abendessen in der Seevilla. Pünktlich um 18 Uhr erreichen wir das Restaurant. Freundliche Begrüßung! Drinnen oder draußen? Wieder
ist mit Gewittern zu rechnen und wir entscheiden uns für einen überdachten Tisch im Freien. In diesem Haus, diesem Ambiente fühle ich mich sofort wohl. Alles ist wieder perfekt. Ein neues kreatives
Menü wird zusätzlich offeriert und es fällt mir wirklich schwer, mich für eine Speise pro Gang zu entscheiden. Kurzer Smalltalk dazwischen mit der Chefin und dem Team … gemütlich wie daheim.
An der Bar nehmen wir noch ein Abschiedsgetränk und parallel buchen wir ein Zimmer an meinem Geburtstag in der Seevilla. Schade, es ist nur noch für eine Nacht etwas frei und umziehen in ein
anderes Zimmer für eine weitere Nacht möchte ich nicht und länger geht’s leider nicht mehr, dafür sind wir auf der Warteliste. Immerhin … ich habe etwas, worauf ich mich freuen kann.
Zufrieden bummeln wir ins Hotel zurück. Das war Glück. Kaum im Zimmer, zieht ein Sturm über St. Wolfgang, dazu grelle Blitze und der Anfang für eine Regenfront ist gemacht.
Auf Wiedersehen Wolfgangsee
29. Juni 2020
Regen prasselt auf den Balkon. Schade, aber dadurch fällt der Abschied leichter. Frühstück, Check-Out. Danke, alles war gut.
Noch bevor die Fahrt richtig losgeht, gibt es einen Abstecher ins Primushäusl nach Gschwendt. Urig und gemütlich ist es hier, es duftet rauchig und der Satz von der
Primushäusl-Hompage trifft den Nagel auf den Kopf:
Der bewusste Moment für sich selbst gilt heute als Privileg. Gönnen Sie sich doch wieder ein Stückchen Lebensqualität – oder besser – ein Schlückchen.
Aus tiefstem Respekt vor unserer Natur und der rustikalen und doch herzlichen Wesensart unserer Heimat, dem Salzkammergut, bringen wir seit Jahrzehnten edelste Destillate mit eben so viel Charakter
hervor.
Bei strömenden Regen treten wir nun die Heimfahrt an und daheim gibt es zum Dank für die gute Fahrt und den schönen Urlaub ein Schlückchen Salzkammergut aus dem Primushäusl. Für mich einen
Aberseer Jägerbrand Waldhimbeere und für Ewald einen Wüdara Whisky. Prost und herzlichen Dank an alle, die unseren Urlaub zu etwas Besonderem gemacht haben.
Wir kommen bald wieder und freuen uns schon.
Schönen Sommer, bleibt gesund und kommt gut durch die Krise. Alles Gute.
Eure Rena