Auf in den Norden Schwedens,

in die angeblich letzte wahre Wildnis Europas

 

Dezember 2019

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir das Zitronenfest in Menton Ende Februar zu spießig und zu langweilig wird. Ein bisschen Nervenkitzel vorher wäre vielleicht noch ganz gut und, wie könnte es anders sein, hatte Ewald eine Idee … Luleå, das sonnige Zentrum ganz im Norden, Schwedisch Lappland. JA!

 

Lappland im Winter vor 2 Jahren in Kittilä hat uns gut gefallen, wir haben schon Hundeschlitten, Rentierschlitten, Motorschlitten, … erlebt, eins fehlt noch – Eisbrecher.

 

Was? Wo? Wie? Luleå im Winter ist scheinbar für Österreicher relativ uninteressant, alle Reisen nach Schwedisch Lappland werden im Sommer als Wanderreise angeboten. Das bringt uns also keine neuen Ideen. Macht nichts, das können wir auch allein. Das Hotel ist schnell gefunden, aber können wir so einfach zum Eisbrecher spazieren und mitfahren? Wahrscheinlich nicht!

 

Was, wenn es Google nicht gäbe?! Ich beginne zu recherchieren … nichts und nichts und wieder nichts, aber so schnell gebe ich nicht auf und tatsächlich, eine kleine Hoffnung. Ich finde einen Anbieter, leider sind die Plätze auf dem Eisbrecher zu unserer gewünschten Zeit ausgebucht. Jetzt weiß ich wenigstens, dass eine rechtzeitige Buchung unumgänglich ist für dieses Abenteuer, außerdem bekomme ich neue Suchkriterien und finde auf der Seite von Laplandtours das gewünschte Angebot. 

 

Die Buchung funktioniert sehr einfach, die Bestätigung ist im Nu in der Mailbox … die Vorfreude auf dieses Erlebnis kann beginnen. Vielleicht können wir sogar, natürlich nur mit entsprechenden Anzügen, im eisigen Wasser schwimmen gehen.

 

Bleibt dran, ihr werdet es erfahren. Schon bald geht's los.

 

Brrrr … mir ist jetzt schon kalt ?

Alles Gute euch für das neue Jahr wünscht euch

Eure Rena

 

Schwedisch Lappland - Auf der Suche nach Nordlichtern und malerischer Wildnis

 

Gemischte Vorfreude

 

30. Dezember 2019

Europas letzte Wildnis! Hm, ist das wirklich das Richtige für mich? Ich wollte Nervenkitzel und jetzt wird es wirklich wahr. Die Informationen versprechen weite, raue Landschaft, die vor allem im Winter ihre ganze Magie entfaltet – dick eingeschneite Kiefern- und Fichtenwälder, roten Holzhäuschen, vereiste Seeufer, … klingt wirklich alles sehr verträumt, aber ich weiß, dass in den menschenleeren Gegenden auch Bären, Vielfraße und Polarfüchse Zuhause sind. Wird schon gut gehen.

Im Notfall werde ich eine Schlagzeile.

 

Richtiger Zeitpunkt?

 

2. Jänner 2020

Happy New Year!

Guter Rat ist teuer und bei der Auswahl der Reisezeit gehört auch ein Quäntchen Glück dazu. Eins ist sicher – die Verlängerung des Reisepasses hat mehr als super funktioniert, der Reisepass war nach 2 Tagen abholbereit und das alte Dokument konnte schon vor der Reise gelocht werden, danke liebe Perger BH-Mitarbeiter.

 

Das gibt es aber noch 2 Themen, die wir berücksichtigt haben:

  • Wann ist die beste Zeit für Nordlichter?
  • Tageslänge

Der Urlaub ist sowieso gebucht und wenn es länger dunkel ist, haben wir vielleicht größere Chancen auf Nordlichter. Meine weibliche Logik sagt mir das … funktioniert allerdings nicht immer, sorgt aber manchmal für witzige Erinnerungen.

 

Zur Tageslänge in Luleå gibt es eine interessante Tabelle.

Hier habe ich den dazugehörigen Link für euch.

 

Tageslänge Luleå

 

Die aktuellen österreichischen Temperaturen sind schon eine gute Einstimmung auf den Urlaub. Auch dazu ein Link.

 

Wetter Luleå 

 

… und jetzt gönne ich mir eine Tasse Tee und bereite mich weiter vor auf unser kleines Abenteuer.

Wenn du Tipps hast, bitte gerne … schick mir einfach eine Mail. Danke und ganz liebe Grüße.

 

Eure Rena

 

Die Zeit läuft

 

14. Jänner 2020

Hallo ihr.

Bei uns ist es draußen derzeit nebelig, kalt und grau, ich fühle mich etwas angeschlagen, würde mich gerne in der Kuscheldecke verkrümeln, ...  Bis zum Freitag wirds schon wieder werden und dann geht's auch schon richtig los.

 

Die Wetterprognose ändert sich derzeit noch laufend und ich bin unsicher, was ich schlussendlich brauchen werde. Es scheint wärmer zu sein, als wir gedacht haben. Egal, der Koffer ist groß, da hat allesmögliche Platz ...

 

Also bis bald.

Alles Liebe

Eure Rena

 

Die Türen gehen nur für uns auf

 

17. Jänner 2020

Gut gelaunt und fast wieder entspannt geht's gleich los. Auto, Zug und über Stockholm nach Luleå. Minus 9 Grad sind vorhergesagt, das geht, morgen Schneefall. Wir werden es sehen. 

Haube auf und ab...

 

Nebel, Nebel, Nebel, ... in Wien, das schaut nach Flugverspätung aus ...

Ja, der Abflug verzögert sich voraussichtlich um 65 Minuten und wir können nur spekulieren und hoffen, dass wir den Anschlussflug erreichen. 

Zum Glück gibt es Internet und der Flugplan von Stockholm zeigt mir, dass es heute auch noch spätere Flüge nach Luleå gibt ... alles relaxt ... Wir wollen ja eh was erleben.

 

Der Flug nach Stockholm verläuft ruhig, aber sehr schade, ich habe mich auf die herrliche Seenlandschaft gefreut, und die lag durch die Verspätung leider schon fast im Dunklen. Was mir aber aufgefallen ist ... kein Schnee, weit und breit absolut keine Spur von Winter.

 

Wir landen im 16:00 Uhr. Zum Glück haben wir unsere Plätze in der 6. Reihe und können uns schnell an den trödelnden Fluggästen vorbei schummeln zum Ausgang. Wohin? Die AUA-Crew konnte uns keine Tipps geben. Da erwarten uns sicher Mitarbeiter vom Bodenpersonal mit Infos ist Ewald optimistisch ... aber keiner da ... erste Anzeigetafel ... die hilft uns gar nicht weiter ..., jetzt aber schnell in irgendeine logische Richtung. Wir laufen, so gut es halt geht.

 

Ein schwedischer Techniker, der wohl am Flughafen beschäftigt ist, bestätigt im Vorbeigehen unseren Weg, ist aber sicher, dass wir die Strecke, für die man üblicherweise 15 Minuten braucht, nicht bis zum Abflug schaffen. Wir wollen es aber schaffen, flitzen vorbei an verlockenden Mehlspeisen, gemütlichen Sitzgelegenheiten, Rolltreppe rauf, Rolltreppe runter, vorbei an Kofferbändern ... auf einem Hinweisschild lese ich Exit, das kann doch nicht richtig sein?! Doch, da kommt ein weiterer Hinweis, Gate 4, das passt. Ich hetze hinter Ewald her, immer wieder werde ich von Leuten, die gemächlich ihre Koffer rollen, aufgehalten. Weg, weg, rufe ich und jeder scheint mich zu verstehen und macht den Weg frei ... Security-Check ... ja, wir sind in Eile, bestätige ich die Frage einer Dame und ruckzuck sind wir durch ... Luleå, Last call ... das Herz klopft schnell, hurra, wir atmen auf ... erreichen den Durchgang, ich versuche den Bording-Pass zu scannen ... geht nicht, rotes Licht ... nochmal ... wieder nicht. For this flight? fragt mich die Mitarbeiterin am Schalter... yes... sie bittet uns zur Seite, telefoniert und ja, sie druckt neue Bordkarten aus .... wir sind dabei. Und die Koffer? Ja, die sollten auch mit uns an Bord sein. Die bereits verschlossenen Sicherheitstüren öffnen sich automatisch ... nur für uns ... und pünktlich um 16:30 Uhr rollt unsere Maschine zur Startposition. Danke Stockholm. Schweden funktioniert perfekt. Wir sind happy, trinken Tee und genießen den angenehmen Flug.

 

Schnee, ich kann ihn im Dunklen beim Anflug erkennen, aber die Bäume schauen schneefrei aus.... viel kann es also nicht sein.

 

Überpünktlich und butterweich setzt das Flugzeug auf der Landebahn in Luleå (man spricht übrigens [ˈlʉːleoː] - so wie Luleo, kurzes e) auf. Auch die Koffer sind angekommen. Hurra. die Taxifahrt zum Hotel dauert nicht lange, der Fahrer ist sehr freundlich, versucht netten Smalltalk ... weiter gehts mit der herzlichen Freundlichkeit im Hotel ... und im Zimmer werden wir sogar mit handgeschriebenen Zeilen begrüßt. Erster Eindruck: sehr gut!

 

Interessant für euch Wetterfrösche: -8 Grad Celsius, trocken, windstill, Straßen vereist! Die Chance, heute Nordlichter zu sehen, liegt laut Aurora-App bei 20 %. 

 

Jetzt will ich noch eine Kleinigkeit essen und dann freue ich mich auf Beine hochlagern und Ruhe, bin auch nicht mehr die Jüngste.

 

Oh, es beginnt zu schneien …

Gute Nacht, bis morgen.

Eure Rena

 

Gammelstad, die Altstadt Luleås

 

18. Jänner 2020

God morgon Luleå

Es schneit, ja, so gehört sich das in Schweden um diese Jahreszeit. Normalerweise sollte die Schneehöhe zu der Zeit 2 – 4 m sein, aber es ist deutlich weniger und ich frage mich, was den Menschen hier in Schwedisch Lappland lieber ist. Auf diese Frage wird es nie eine klare Antwort geben, ist auch egal und bevor der Tag für uns richtig beginnt, gehen wir frühstücken.

 

Die Räume sind scheinbar alle nur spärlich beleuchtet, was ich nicht sonderlich mag, aber es wirkt natürlich gemütlich, so auch unser Frühstücksraum. Ewald wird recht behalten mit seiner Meinung, dass die Innenbeleuchtung an das Licht im Freien angepasst ist und es nicht aus Sparmaßnahmen gemacht wird.

 

Das Angebot an Obst, Gemüse, Cerealien, Schinken, Brot, Lachs, Säften … ist üppig und nur wenig Wünsche bleiben offen. Orangensaft und 3 weitere Vitaminsäfte darf der Gast über ein iPad (Tablet), das direkt neben der Saftmaschine steht, ordern. Habe ich so auch noch nicht gesehen. Automatisch kommt dann gleich die richtige Menge ins Glas. Super.

 

Ich habe wenig Appetit und freu mich mehr auf unseren Ausflug nach Gammelstad, das alte Zentrum der Stadt. Zentrum in Gammelstad ist die Kirche und rundherum entstanden 400 Hütten, die den Gläubigen für Übernachtungen nach dem Gottesdienst in Luleå zur Verfügung standen. Das Kirchendorf gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine erklärte Sehenswürdigkeit von Luleå.

 

Wie kommen wir dorthin? Neben organisierten Ausflügen gibt es natürlich auch Taxis, eine Zugverbindung und die Buslinie 9 und die wollen wir nehmen. Die Haltestelle liegt unweit des Hotels … es schneit und wir haben nicht wirklich Informationen und die Sprache ist uns leider komplett fremd. Wir improvisieren, finden die Haltestelle und interpretieren die Fahrpläne so, dass der nächste Bus Nr. 9 um 10:20 Uhr fährt, also in einer knappen halben Stunde. Sicherheitshalber fragen wir beim Fahrer des gerade eingefahrenen Busses nach, der springt sofort aus dem Fahrzeug und erklärt uns die Details. Kalt ist es und nachdem hier ein Einkaufszentrum neben dem anderen liegt, warten wir lieber drinnen und verschaffen uns einen Eindruck über die Geschäfte, das Angebot … Teehaus, Konditorei, Kaffeehaus … alle präsentieren ihre Waren sehr ansprechend, dazwischen sind natürlich auch andere Branchen vertreten. Noch ist es relativ ruhig, wir schauen uns in Ruhe um, bevor wir zum Bus müssen. Da kommt auch schon der rote Bus Nummer 9. Bezahlt wird generell im Bus und Rückfahrkarten erhalten wir dann auch erst am Weg retour im Bus, erklärt uns der Fahrer. Mir soll es recht sein. Wie heißt die Station, an der wir raus müssen? Ich gebe euch Bescheid … wirklich alle sehr freundlich und hilfsbereit bis jetzt.

 

Der Bus setzt sich in Bewegung, die Straßen sind stark vereist und darüber liegt der frische Schnee … da heißt es aufpassen. Gut 30 Minuten dauert die Fahrt durch Gewerbegebiete, vorbei an großen Shoppingmalls, kleinen typischen Holzhäusern … viele Kreisverkehre, … Irgendwann sitzen nur mehr wir beide als Fahrgäste im Bus. Der Schnee wird mehr, der Verkehr weniger. Schau, da möchte ich aussteigen, bin ich ganz fasziniert von den roten Häuschen und es dauert nicht mehr lange und der Bus hält … Your Station. Have a nice day. Vielen Dank.

 

Kalt bläst es um die Ohren, der Schneefall wird intensiver, die Fensterläden der Häuschen sind größtenteils verschlossen und ich habe das Gefühl, in einer Geisterstadt zu sein. Aha, eine Touristeninfo gibt es …. Oje, verschlossen, die sperrt erst später am Tag auf. Wir schlendern durch die Straßen. Lustig ist das nicht. Die Wege sind vom Schnee verweht, die Autos driften durch die Straßen, die Verhältnisse sind nicht besser geworden und später staunt auch der Mitarbeiter vom Tourismusbüro, dass heute weder gestreut noch geräumt wurde. Nein, Kaffeehaus ist derzeit keines geöffnet. Gammelstad ist eine Sommersehenswürdigkeit, im Winter tut sich hier nichts. Sehr schade. Wir nehmen uns kurz Zeit für die kleine Ausstellung, die für zufällig verirrte Touristen geöffnet ist, machen noch eine kleine Runde durch das Dorf. Ja nicht ausrutschen, denke ich mir und setze meine Schritte vorsichtig. Das blanke Eis ist nicht zu unterschätzen. Tatsächlich, alle Lokale sind geschlossen, eine Pizzeria dürfte geöffnet haben, aber die ist für uns hier und heute uninteressant. Der Bus retour in die Stadt geht immer um 57 und wir warten schon ein paar Minuten, bevor er um die Kurve kommt. Für eine Fahrt kassiert der Fahrer SEK 35,-/Person (ca. EUR 3,50). Ui, das ist aber ein sportlicher Fahrstil und ich kann mir vorstellen, dass der junge Fahrer lieber Spaß mit seinem eigenen PKW hätte.

 

Nach und nach steigen Leute zu, der Bus ist fast voll, als wir gut wieder im Zentrum von Luleå ankommen. Nach wie vor schneit es, der Schneefall ist sogar stärker geworden und ich will eigentlich nur noch ins Hotel. Eine kleine Kaffeepause muss aber schon sein. Wir sind wählerisch, gehen die Straße rauf und runter, werfen kurze Blicke in die Kaffeehäuser und finden dann ein nettes Plätzchen in einer Shoppingmall. Der Preis erstaunt mich positiv. EUR 8,80 für 2 kleine Espressi, einer kleinen Mehlspeise und Wasser unlimitiert. Mittlerweile ist es kurz nach 15 Uhr und die Dunkelheit hat die Stadt eingehüllt. Kein Wunder, dass die Weihnachtsdekoration noch überall in vollem Glanz strahlt.

 

Hurra, unser Hotel Savoy hat wider Erwarten einen kleinen Spa-Bereich und den werde ich jetzt nutzen. Meine Verspannungen freuen sich auf warmes Wasser. Ewald genießt währenddessen die Ruhe im Zimmer.

 

Draußen ist es wettermäßig noch immer feuchtkalt, die Wahrscheinlichkeit, Nordlichter sehen zu können, liegt bei 0 %, im Hotel gibt es ein Restaurant. Da weiß ich schon, wo wir heute essen. Mahlzeit. Morgen wird dann vielleicht etwas abenteuerlich. Ich freu mich jedenfalls auf unser Programm.

 

Wird dir auch gefallen …

Also bis morgen

Liebe Grüße

Eure Rena

 

Icebreaker Safari - ein fantastisches Erlebnis

 

19. Jänner 2020

Oh, so früh erst … Ewald schläft noch … ich schleiche mich vom Bett ins Badezimmer, mache meine tägliche Gymnastik und versuche, die Übungen ruhig auszuführen. Ich bin nicht ganz bei der Sache, weil die Vorfreude auf den heutigen Tag schon langsam steigt. Leise packe ich die Kameras ein, das Handy, sonst brauche ich eigentlich nichts, vielleicht einen Lippenpflegestift. Die Kältecreme fürs Gesicht verwende ich sowieso gleich in der Früh. Kurz bevor der Wecker läutet, bin ich fertig und kann das Gebimmel bzw. die Aufwachmelodie vorzeitig deaktivieren.

 

Jetzt heißt es warm anziehen, also Unterwäsche, Thermowäsche drüber, dicke Socken … sehr sexy … Fleecepullover, Schihose, dünne Daunenjacke und eine dicke zweilagige Jacke darüber, Schal, Haube, gefütterte Winterbergschuhe und warme Schihandschuhe. Zum Glück habe ich mein Luftmaschenband zum Verbinden der beiden nach dem Finnlandurlaub nicht weggeworfen. Ich finde das sehr praktisch, weil durch mein Band (Erinnerung aus der Kindheit) kann ich den Handschuh ausziehen und fallen lassen, Fotos machen und dann wieder anziehen. Super!

 

Frühstück im Dämmerlicht und wir ahnen schon, heute wird wettermäßig ein sonniger Tag. Der Schneefall hat ca. 20 cm Neuschnee gebracht und ein paar Restwolken hinterlassen, aber dazwischen kann ich klaren Himmel erkennen.

 

Wer wird uns abholen? Klappt das alles gut? Die Buchung übers Internet hat ja gut funktioniert, wir haben auch eine Bestätigung bekommen, trotzdem kann es spannend werden. Was wir aktuell wissen, ist, dass uns um 8:15 Uhr ein Bus abholen kommt. Überpünktlich steuert ein Kleinbus auf den Parkplatz vor dem Hotel zu und bleibt stehen. Wir sind, wie fast immer, sowieso ein paar Minuten früher dran, alles bestens. Statt dem von mir erwarteten großer skandinavischer Typ steigt ein älterer Herr aus, fragt uns ob wir die 2 sind, die nicht zur Gruppe gehören. Hm? Er spricht englisch und gibt zu verstehen, dass der Bus zum Eisbrecher fährt. Der Rest ist mir egal. Im Bus spricht er uns erneut an, entschuldigt sich für sein schlechtes Englisch und ist dann sehr erleichtert, als wir uns als Österreicher zu erkennen geben. Beim nächsten Hotel füllt sich der Bus und die Fahrt zur Icebraker Safari nahe Piteå kann zügig fortgesetzt werden. Aha, wir sind, ohne das zu wollen, in eine deutsch-österreichische Reisegruppe geraten, deren Reiseleiter gebeten wurde, uns mitzunehmen. Spannend, aber gleichzeitig herrlich unkompliziert. Der Bus saust ca. 68 km über vereiste Straßen, wenig Verkehr, Außentemperatur -4,5 Grad. Schön, heute sind auch die Bäume verschneit und es schaut weit kälter aus als es ist.

 

Ein kurzer Schockmoment, als unser deutscher Tourguide so nebenbei nachfragt, ob eh jeder einen Lichtbildausweis dabei hat?! Der ist ja witzig, ich habe kein Dokument dabei und es war bisher auch keine Rede davon. Ich habe es sogar noch erwähnt, dass ich nur Kameras und Handy bei mir habe. Wird spannend. Zum Glück habe ich die Dokumente als PDF-Dateien am Handy gespeichert. Man weiß ja nie. Ein sehr nettes Paar aus Linz sitzt im Bus zufällig neben uns, auch ohne Ausweise, naja … fast. Es beruhigt mich aber.

 

Herrlich, diese verschneite Landschaft und schau … da steht auch schon unser Eisbrecher. Nein, keiner dieser riesigen, die man aus dem Fernseher kennt, die Artic Explorer ist wesentlich kleiner und erinnert mich größenmäßig an einen Fischkutter. Es ist jetzt 9:30 Uhr und die Abfahrt wird pünktlich um 10 Uhr sein. Ich freu mich, mache einige Fotos und weiß jetzt schon, ich werden davon viel zu viele machen. Die Crew ist fleißig mit Schneeräumen beschäftigt, wir dürfen nur von Land aus zusehen. Was ist das? Ein Porsche mit sehr auffälliger Werbung für den Icebreaker biegt ein zum Anleger und … ist fast filmreif … der Kapitän stiegt aus, älteres Semester, aber cool. Dann geht alles relativ zügig und wir sind die ersten Gäste, die an Bord gehen dürfen und von Ausweis vorweisen ist übrigens keine Rede.

 

Lässig an einer Kommode gelehnt begrüßt uns der Kapitän.  Hej, woher kommst du, fragt er in englischer Sprache. Kurzer Smalltalk, er kennt Kaprun, spricht kurz vom verjährten schlimmen Unglück, … freundlich und unkompliziert, so wie wir die Schweden bisher erlebt haben.

 

Rasch sind alle 60 Ausflugsteilnehmer am Schiff, die deutsche Gruppe, mit der wir gekommen sind und eine Gruppe Asiaten. … eine kurze Erklärung zu den Toiletten, … und dann auch die Bestätigung vom Kapitän, dass die heutigen Wetterbedingungen hervorragend für die Tour sind. Hurra, juble ich im Stillen.


Die Eisbrecher-Safari mit der Arctic Explorer wird 2 Stunden dauern und wir haben die Möglichkeit zu einem Spaziergang auf dem Eis und zum Schwimmen in Überlebensanzügen. Heiße Getränke und die nötige Ausrüstung sind im Preis inbegriffen. Die Motoren sind längst an und wir steuern schon auf eine dünne Eisschicht zu. Fantastisch! Rasch wird die Eisdecke dicker, ich schätze sie auf ca. 70 cm …  die dumpfen Geräusche der Eisschollen, wenn sie gegen den Schiffsrumpf schlagen, faszinieren mich. Am Ufer finden sich immer wieder kleine Holzhäuser zwischen verschneiten Bäumen …. Schade, euch Häuschen muss ich heute wirklich vernachlässigen, zu aufregend ist die Fahrt. Mich beeindruckt auch der Kontrast der friedlichen Atmosphäre an Land zu den Gewalten, die auf dem Wasser aufeinandertreffen, einzigartig … und noch dazu bei dem Wetter.

 

Aha, sind wir im Eis stecken geblieben? Kann doch nicht sein?! Ah, wir bauen uns ein Schwimmbad. Klingt lustig, ist aber irgendwie schon so. In geordneten Bahnen schlüpfen die Abenteuerlustigen in einen Überlebensanzug und gehen damit schwimmen. Wir wollen das natürlich beide erleben, aber um Fotos machen zu können, müssen wir nacheinander schwimmen. Ewald kommt gleich als 2. Passagier an die Reihe und ich hoffe, ich kann dann von seiner Erfahrung profitieren. Wie Teletubbies in orangen Anzügen watscheln die Gäste zum offenen Wasser und schwups, rutschen sie hinein … alle lachen vergnügt, es scheint Spaß zu machen. Wann darf ich? Ich brauche keine Tipps, alles schaut einfach aus, nichts kann schief gehen.

 

Super, ich bin an der Reihe, freu mich riesig auf diesen Wasserspaß. Ein Platz zum Umziehen wird mir zugewiesen. Jacke aus, Schuhe aus, Haube weg und mit Hilfe eines Crewmitglieds werde ich in den Anzug gesteckt, der mich vollständig isolieren und vor dem eiskalten Wasser schützen soll. An Deck ist es noch immer sehr rutschig und ich watschle vorsichtig zum Ausstieg und über den Steg zum Wasser. Setzen, reinrutschen und genießen. Ist das toll … ganz schwerelos liege ich im Wasser, es ist überhaupt nicht kalt und alle Fragen, die sich vielleicht im Vorfeld gestellt haben, haben sich schnell in Luft aufgelöst. 

 

Ich könnte mich noch lange im Eiswasser treiben lassen, aber ich werde gerufen, die anderen wollen das auch erleben … Ein Crew-Mitglied schnappt mich an einer Schlaufe im Nackenbereich des Anzuges und zieht mich raus und hoch … das war’s. Schade, das war viel zu schnell vorbei.

 

Während sich die Gäste ihre Erlebnisse und Eindrücke erzählen, leider sind manche durch undichte Anzüge nass geworden, wendet die Arctic Explorer und steuert auf gleichem Weg retour die Anlegestelle an. Tatsächlich, es ist erst 12 Uhr und wir sind wieder an Land. Jeder hat ein Zertifikat erhalten, dass noch lange an diesen wunderschönen Tag erinnern wird.

 

Die Reisegruppe hat heute noch volles Programm, wir sind eingeladen mitzumachen, aber für uns ist nichts Neues dabei und wir freuen uns, als wir nach einer kurzen Trinkpause direkt beim Hotel abgesetzt werden. Danke.

 

Ja, es dämmert schon wieder. Hunger? Nein, gestern haben wir zu viel gegessen. Der Tipp des Kellners für eine Grillplatte für 2 war zu gut gemeint.

 

Noch ein kleiner Spaziergang der Bucht entlang und am Weg retour zum Hotel gönnen wir uns eine Tasse Espresso und ein kleines Stück Kuchen und das muss für heute genug sein. Viele jammern, aber auch heute erschrecken uns die Preise nicht.

 

Noch schnell in den Whirlpool und dann ein paar Eindrücke für euch zusammenfassen. Ich bin happy und hoffe, euch geht’s ebenfalls gut. Ach ja, ist dir vielleicht aufgefallen, ich bin nicht mehr auf Nordlichter fixiert? Nach so einem perfekten Tag ist es fast egal, dass die Wahrscheinlichkeit, die Lichter zu sehen, wieder bei Null Prozent liegt.

 

Alles Liebe

Eure Rena.

 

Sonnenhauptstadt Luleå

 

20. Jänner 2020

Ooh, schon 8 Uhr?! Mmmh, habe ich gut geschlafen nach all den vielen neuen Eindrücken von gestern. Schnell raus aus den Federn, kurz ein Blick in den dunklen Morgen und ich freue mich, das Wetter schaut schöner aus als vorhergesagt, keine Niederschläge in Sicht, zumindest noch nicht. Wir starten mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag, packen uns wieder warm ein und dann kann es auch schon losgehen. Unser Hotel Savoy liegt sehr zentral, direkt am Beginn der Fußgängerzone, von dort wollen wir zur Bucht und mit der Rodel auf dem Eis spazieren gehen, dort gibt es einen 12 km langen Rundweg.

 

Die morgendliche Stimmung über der Stadt ist beeindruckend, in der Ferne sehen wir Schneeräumfahrzeuge, die den definierten Weg vom frischen Schnee befreien. Da ist auch schon ein Einstieg aufs Eis. Ui, das ist rutschig. Will ich da wirklich 12 km darauf herumgehen? Nein! Da kommt ein älterer Herr mit einer Rodel, den fragen wir. Welche Möglichkeiten haben wir hier auf dem Eis? Er erklärt uns geduldig und freundlich die Wege, empfiehlt eine Rodel und bemerkt gleichzeitig, dass es heute kein Angebot an diesen Gehhilfen gibt. Schade, das müssen wir akzeptieren. Mir ist der Weg an Land eh lieber, dabei gibt es sicher auch mehr zu entdecken.

 

Wir folgen dem breiten Fußweg, gesäumt von Laternen, die jetzt um 10 Uhr immer noch die Dämmerung unterstützen und für ausreichend Licht sorgen. Wir spazieren dem Ufer entlang durch kleine Wäldchen, gelangen zum alten Hafen und dabei genieße ich die Landschaft, die frische Luft, die Ruhe, die schön angelegten Gehwege, die Grenze von Land und Wasser scheint hier im Winter aufgehoben zu sein. Ui, da braust ein Auto auf dem zugefrorenen Wasser herbei. Ob das im Rahmen eines Verkehrssicherheitstrainings unterwegs ist? Ich weiß, dass BMW hier in Luleå die verschiedensten Verkehrssituationen trainiert, die im Winter auf vereisten Straßen auftreten können. Nein, der Fahrer dieses Auto, das da an uns vorbeiflitzt, hat andere Motive für diese Fahrt, das zeigt mir zumindest die Aufschrift.

 

Während unseres Spazierganges beobachten wir Leute, die ebenfalls die im Winter gewonnene Fläche auf dem Wasser nutzen und Spaß daran haben, auf dem Eis zu sein, ob zu Fuß, auf Skiern, mit Schlittschuhen, dem Schneemobil oder mit dem Kinderwagen. Ja, ich könnte es mir sehr gut vorstellen, hier zu leben. Die Temperaturspanne reicht von ca. -40 bis +30 Grad, mit der Dunkelheit im Winter hätte ich kein Problem, das wäre wie eine Art kleiner Winterschlaf. Super! Die Mentalität gefällt mir auch sehr gut, es gibt jede Menge Unterhaltung, Einkaufsmöglichkeiten, Kultur und Spitzengastronomie, ich kann die Mitternachtssonne erleben und wenn ich Glück habe, zeigen sich mir auch die sagenumwobenen Nordlichter Aurora Borealis. Ich wäre bereit. Ewald weniger.

 

Wir haben mittlerweile wieder das Stadtzentrum erreicht und wollen kurz einen Blick in den Dom werfen. Ehrfürchtig betreten wir das Gotteshaus und werden dort von 2 älteren Damen willkommen geheißen. Witzig! Noch bevor wir die Schlichtheit der Kirche bewundern können, zeigt sie mir WC und gibt mir eine Information über den Dom in deutscher Sprache. Lässt das auf die Wünsche der Kirchenbesucher schließen? Die Ladies laden uns zum Verweilen ein. Ich nehme kurz Platz, lasse die Eindrücke wirken, wir verabschieden uns höflich und bummeln weiter durch die Stadt zurück ins Hotel. Der Himmel ist wieder sehr grau geworden, wir entschließen uns zu einer kleinen Pause, zuerst im Kaffeehaus, danach im Hotel. Am Abend wollen wir unseren kurzen Urlaub in einem gemütlichen Restaurant ausklingen lassen.

 

Hier habe ich noch ein paar Fakten für euch: Luleå liegt in Nordschweden an der Mündung des Lule älv in den Bottnischen Meerbusen. Die Stadt zählt ca. 46.600 Einwohner und ist 29,09 km² groß. Facebook betreibt in Luleå drei Servergebäude mit einer Fläche von jeweils 28.000 m². Das Klima hier erleichtert das Kühlen der Server und außerdem kann das Datenzentrum völlig mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das Serverzentrum wurde am 12. Juni 2013 in Betrieb genommen. Wirklich eine sehr interessante und zukunftsorientierte Stadt, sowohl als wirtschaftlicher Standort als auch Touristenregion.

 

Das schwedische Fernsehen misst seit 1990 die Sonnenstunden von Mittsommer bis Mitte August an 19 Orten und oft werden in Luleå so viele Sonnenstunden gezählt wie nirgendwo sonst in Schweden. Hätte ich wirklich nicht gedacht und es wundert mich auch nicht, dass Luleå Nordschwedens größten Flughafen hat, bequem natürlich für Urlauber und Geschäftsreisende. Ich würde sehr gerne wiederkommen, bleiben darf ich ja leider nicht.

 

Wir genießen noch die letzten Stunden, morgen geht’s zurück nach Hause.

 

Wahnsinn, es taut, die Rutschgefahr auf den Straßen ist dadurch höher geworden, die Chance auf Nordlichter nochmals geringer ... tja, sehr schade, aber ist halt einfach zu warm ... wir müssen daher irgendwann nochmals nach Lappland ... das freut mich.

 

Bis bald.

Liebe Grüße

Eure Rena

 

... und schon wieder daheim

 

21. Jänner 2020

Der Koffer ist gepackt. Es war gar nicht so einfach und ich hoffe, wir haben bei der spärlichen Beleuchtung wieder alles gefunden im dunkelbraunen Kleiderschrank, danke Handy-Taschenlampe.

 

Das bestellte Taxi kommt fast pünktlich, der ältere Fahrer ist nett und witzig und braucht vor allem eine Weile, bis er checkt, dass wir aus Austria und nicht aus Australien kommen. Kaum ist das geklärt, haben wir unser Ziel, den Flughafen, erreicht.

 

Menschenleer ist die Abflughalle. Hm? Wie jetzt? Aha, rechts sind die unsympathischen Automaten für den Check-In ... Sprache auswählen, Buchungsnummer oder Strichcode eingeben, das funktioniert gut wie immer. Wie kommen wir zu den Kofferbanderolen? Nochmal alles eingeben ... nein, da gibt es keine Option für die Kofferanhänger, dafür trottet ein älterer Airport-Mitarbeiter daher. Wir nutzen die Chance, fragen kurz und höflich, kriegen nur eine unfreundliche Antwort und die Bestätigung, dass wir am richtigen Gerät sind und es nochmals versuchen sollen. Dass es wirklich nicht möglich ist, wir nicht zu dumm sind für diese Transaktion, sieht der unfreundliche Zeitgenosse spätestens dann, als er genervt selbst einen Versuch unternimmt - leider ebenfalls erfolglosAha, fällt es ihm ein, bei Flügen mit AUA-Maschinen funktioniert das nichtIst in Ordnung, vielen Dank. Dann warten wir halt auf die Person, die 10 Minuten später die Kofferaufgabe für uns erledigt. Mein Bild der freundlichen Schweden ist etwas angekratzt und weder die Mitarbeiter beim Security-Check oder im Café können das wieder verbessern. Schade.

 

Leider sind wir viel zu früh am Airport, Duty Free ist geschlossen, derzeit gibt es nur Inlandsflüge. Was machen wir jetzt mit den paar gewechselten Schwedischen Kronen? Wie im Norden so üblich, will man überall nur noch Kreditkarten, egal ob im Taxi, Restaurant oder beim Einkauf, egal wie groß oder klein der Betrag ist. Die Wechselstube am Flughafen Luleå ist zu der Zeit geschlossen, es bleibt uns als nächste Möglichkeit noch Stockholm.

 

Die Reise funktioniert ganz nach Plan, Flüge sogar überpünktlich. Am Flughafen Stockholm Arlanda bewegen wir uns relaxt mit dem Transferbus von einem Gate zum anderen, haben Zeit zu bummeln und „veressen“ unsere Schwedischen Kronen.

 

Hurra, unsere Koffer schaffen es in Wien unter die TopTen auf das Förderband, die ÖBB fährt sehr pünktlich und dann steht auch unser Auto am Bahnhof zum Einstseigen und Abfahren bereit, ohne lästige Schnee- oder Eisschicht. Perfekt!

 

Trotzdem, die Rückreise hat fast genau 12 Stunden gedauert, das ist schon alles recht umständlich und ich bin hundemüde, als wir daheim ankommen. Aber es war so schön, die Strapazen waren es wert!

 

Danke fürs Dabei-Sein. Denkt daran … Ende Februar geht’s dann für uns zu den Zitronen. Ein absoluter Kontrast, aber sicher bunt und schön.

 

Passt auf euch auf. Bis bald.

Eure Rena

 

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