Freitag, 9. Oktober 2020
Die Sonne lacht, beste Bedingungen für ein verlängertes Wochenende in der Südsteiermark. Meine Eltern sind diesmal mit von der Partie. Wir dürfen den beiden einen langjährigen
Wunsch erfüllen – den Besuch von Graz, der Hauptstadt des südösterreichischen Bundeslandes Steiermark und mit 291.072 Einwohnern (Stand: 1. Jänner 2020)
die zweitgrößte Stadt Österreichs.
Auf direktem Weg fahren wir auf der Autobahn durch Bosruck- und Gleinalmtunnel nach Graz. Wir kommen gut voran und sind am
späten Vormittag in Graz, in der Stadt der Genießer. Bevor es so richtig los geht mit dem Sightseeing, gönnen wir uns typisch steirisches Frühstück im Tagescafé Freiblick über den Dächern von Graz und mit freiem Blick auf die Grazer Altstadt. Der Weg nach oben über die Rolltreppen eines der schönsten Modehäuser in Österreich ist
alleine schon etwas Besonderes.
Wow, oben angekommen, lockt uns sofort der Blick auf den Uhrturm, die Sonne, die herrlich ungezwungene Atmosphäre, der spürbar italienische Lifestyle, … auf die Dachterrasse. Als würde das alles
im Nu verschwinden, macht jeder von uns gleich ein paar Fotos. Alles ist perfekt und wir freuen uns. Oje, die Plätze auf der Terrasse scheinen leider ausgebucht zu sein. Nein! Ewald ist super, er hat
es geschafft und einen netten Vierertisch für uns ergattert.
Das Personal ist flink und bemüht, nur wir stehen vor schwierigen Entscheidungen – Kernöl Eierspeise oder doch COCO CHANEL (Beeren Tartelettes, Vanillecreme und Crunchy
Nougatcreme,…) oder oder oder. Wir wollen auch später noch Appetit haben und bestellen Eiergerichte. Sehr köstlich.
Gut gestärkt und neugierig auf die Stadt starten wir Richtung Uhrturm. Sowieso gehen wir zu Fuß. Die 260 Stufen sind leicht zu schaffen. Immer wieder bleiben wir stehen und genießen die Aussicht.
Schöner kann sich Graz nicht präsentieren. Herrlich!
Das Wahrzeichen der Stadt, der 28 Meter hohe Uhrturm auf dem Schlossberg, empfängt uns am Ende des Aufstieges
und die vergoldeten Zeiger auf dem über 5 Meter großen Zifferblatt glänzen in der Sonne. Aber irgendetwas stimmt da nicht, oder? Ich schaue nochmals hin und muss lächeln. Hier hat die Zeit eine
veränderte Wertigkeit – die Stunden zählen mehr als die Minuten. Witzig!
Wir spazieren durch den Park, es ist warm, da und dort haben Straßenmusikanten ein schönes Plätzchen gefunden und erfreuen die Besucher mit bekannten Melodien. Vorbei am Pavillon schlendern wir
nach einem kurzen Abstecher auf die Murinsel zurück ins Stadtzentrum. Auch hier ist eine angenehme herbstliche Stimmung spürbar und wir bummeln über den Hauptplatz, passieren das
Erzherzog-Johann-Brunnendenkmal Fountain, erreichen das Grazer Landhaus, den ersten Renaissancebau der Stadt Graz
und bewundern den Arkadenhof mit seinen kunstvollen Rundbogenfenstern und Laubengängen.
Die Straßencafés sind gut besucht, die sonnigen Plätze heute sehr begehrt. Unser Ziel ist allerdings der Grazer Dom, die Domkirche zum Heiligen
Ägydius und das Mausoleum, das Grabmal von Kaiser Ferdinand II, das sich direkt
gegenüber dem Grazer Dom befindet.
Beeindruckend und sehenswert. Jetzt ist aber Zeit für eine kleine Kaffeepause mit frischer Mehlspeise. Wir finden ein nettes Plätzchen, beobachten die Passanten und schmunzeln über die breite
Palette der Outfits – von Winterbekleidung, luftigen Sommersachen, von verrückt bis klassisch, heute alles dabei.
Graz würde noch viel mehr bieten, aber für uns wird es langsam Zeit. Wir haben noch ca. 1 Stunde Fahrt bis zum Quartier vor uns und vor dem Abendessen wollen wir uns noch frisch machen.
Ein kleiner Stau vor einer Baustelle verzögert unsere Ankunft in Ehrenhausen. Die Eltern haben ihr Tagesziel erreicht. Wir freuen uns sehr, dass beide von Graz so begeistert waren. Für uns geht’s
weiter südlich zum Weingut Primus / Polz, Grassnitzberg, Spielfeld.
Ja, so habe ich mir das Weingut vorgestellt. Gemütlich, ohne Schnickschnack, mit herrlichem Blick über die Weinberge.
Schade, es ist Hochsaison, die Buschenschanken und Restaurants sind fast ausgebucht, wir bekommen noch den letzten Platz in der Buschenschank des Weingutes Primus, allerdings im kleinen Häuschen
nebenbei, mehr draußen als drinnen – warm anziehen! Mit Pulli, Jeansjacke und Daunenjacke mit Kapuze gehe ich zum Essen, aber super, wir haben Glück und dürfen im warmen Gastzimmer Platz nehmen. Der
Kamin ist eingeheizt … ich fühle mich wohl.
Zum Essen gibt es typische Heurigengerichte, warme Speisen dürfen hier nicht angeboten werden. Riesige Platten werden serviert, dazu leichter Sommerwein, Sturm für Helene. Prost! Alles schmeckt
wunderbar, dazu das frische Kürbiskernöl ….. mmmh. Aber Achtung. So ein Kernölfleck ist kaum mehr rauszubringen und ups, schon ist es passiert. Dunkler Fleck auf hellblau. Oje. Soll ich den Fleck
gleich auswaschen. Viel wird es nicht bringen, ich versuche es trotzdem. Naja, ein bisschen heller ist er geworden, aber die grüne Farbe ist auf dem blauen Pulli geblieben. Fr. Polz sagt mir später,
dass sie Kernölflecken auch nur mit Pril behandelt, das Kleidungsstück dann in die Sonne hängt oder bei bestimmten Materialien, die die Sonne nicht vertragen, Seide zum Beispiel, muss der Mond seine
Kraft zeigen. Ich bin gespannt.
Aha, manche Gäste sind von Corona scheinbar schon zu sehr genervt und verzichten bewusst auf Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Ich mag das gar nicht, muss es aber akzeptieren oder gehen. Die
Ignoranten nehmen die Jause mit aufs Zimmer und sind schnell wieder weg. Freut mich!
Der Abend geht gemütlich zu Ende, ich bin müde und freu mich auf eine gute Nacht und den nächsten Tag.
Hoffentlich bleibt es trocken.
Bis morgen. Eure Rena
Samstag, 10. Oktober 2020
Ich hoffe auf Nebel im Tal und geistere daher schon sehr früh zwischen Bett und Fenster hin und her, will am liebsten jede Stimmung mit der Kamera einfangen. Zum Glück ist der Blick aus dem
Fenster schon sehr schön. Ja super, so habe ich mir das gewünscht. Ein bisschen heller muss es noch werden, ich will ohne Stativ rausgehen. Das Gras ist noch feucht, frisch gemäht ist auch, die
Temperatur relativ angenehm für Oktober und ich erkunde die Gegend rund um das Gästehaus. So viele Stimmen? Was ist da los? Rote Farbtupfer in den Weinbergen? Ah, jetzt kann ich es sehen –
die Leute sind mit der Weinlese beschäftigt – ein schönes Bild. Mittlerweile weiß ich, dass die Lese in dieser Region per Hand gemacht wird. Ökologische und
wirtschaftliche Gründe sprechen dafür und natürlich auch die Weinqualität. Dankeschön für diese Arbeit! Lustig ist das sicher nicht in diesen steilen Hängen im Morgengrauen. Vereinzelt gibt
es schon Maschinenernte, aber diese Trauben werden dann nur zur Erzeugung von Traubensturm verwendet.
Jetzt freue ich mich auf das Frühstück in der gemütlichen Stube. Tee, Kaffee, verschiedenste Brote, Obst, Gemüse, Schinken, Speck, Cerealien, Säfte, Käse, Eier, … alles da, sogar
Nutella. Mmmh!
Was steht heute auf dem Programm? Die Möglichkeiten reichen von Wanderungen durch die Weinberge bis Besichtigung örtlicher Highlights. In der Nähe gibt es die Herzerlstraße, den Grenztisch und die
größte Gläserne Weintraube der Welt am Eory-Kogel, eine Empfehlung von Frau Polz.
Zuallererst holen wir die Eltern ab, mal sehen, was die sich für heute vorstellen. Unser erstes Ziel lautet Grenztisch. Die Fahrt dorthin dauert nur ca. 15 Minuten und führt uns durch Gamlitz und da ist schon am Vormittag viel los, Musik spielt, Maroni werden angeboten und abgerundet wird das
Bild durch traumhaften Blumenschmuck. Da werden wir wohl am Nachmittag eine Pause machen. Jetzt geht’s erstmal über die Eckberger Weinstraße zu unserem ersten Ausflugspunkt. Die
Gegend ist traumhaft und nach jeder Kurve eröffnen sich neue wunderschöne Eindrücke und wir können nicht umhin und bleiben immer wieder mal stehen, um die Landschaft wirken zu lassen.
Ja, links abbiegen, da muss es sein. Ein paar Autos stehen da. Dürfen wir hier auch parken? Ein netter Ausflugsgast aus Graz Umgebung versichert, dass wir keine Probleme erwarten werden.
Ganz ungewöhnlich, aber gut so. Andere Schuhe anziehen und rein in den Weinberg. Ui, das ist aber steil. Die Aussagen über die Länge des Weges reichen von 500 m bis 1,5 km. Ich lass mich
überraschen. Motive gibt’s rundherum mehr als genug und nach 850 m haben wir den Grenztisch, der zur Hälfte der
Steiermark und zur Hälfte in Slowenien steht, erreicht. Ein Symbol für Freundschaft und beliebter Treffpunkt für die Besucher beider Seiten. Der Tisch und die Sitzgelegenheiten sind
absolut symmetrisch entlang der Ländergrenze angeordnet. Schön ist es hier, leider gerade etwas bewölkt, aber windstill mit guter Sicht, optimal für die Fortsetzung unseres kleinen Spazierganges auf
slowenischer Seite. Der Weg führt weiter bergab und bald mag ich lieber retour, die Buschenschank nahe des Grenztisches erleben, etwas trinken, Aussicht genießen, Seele baumeln lassen. So machen wir
das. Die Atmosphäre ist gemütlich, Maroni werden gebraten, … typisch südsteirisch. Nur schade, der Klapotetz bewegt sich gar nicht, die "Vogelscheuche", die fast zum Wahrzeichen der Südsteiermark geworden ist.
Gestärkt geht’s bergauf zum Auto und weiter geht unsere Fahrt über die kurvige Weinstraße, vorbei an bekannten Weingütern, gemütlichen Buschenschanken, … Richtung gläserner Weintraube. Noch habe
ich keine Vorstellung, was mich dort erwarten wird. Die Straßen werden schmaler, wir finden einen Parkplatz und wandern zur größten Traube der Welt am 483 m hohen Eory-Kogel. Das Symbol der zweitgrößten
Weinbaugemeinde der Steiermark steht für ein gutes fruchtbares Land und lebensfrohe Menschen. Sie besteht aus Edelstahl und kunstvollen, farbigen Füllungen aus verschmolzenem Glas, die die
Traubenperlen darstellen, ist 5 m hoch, 4 m breit und fast 2 m tief. Beeindruckend ist auch die Rundumsicht.
Kaffeepause in Gamlitz ist der letzte Punkt unseres Ausflugprogrammes. Jetzt noch Beine hochlagern im Zimmer und fürs Abendessen
vorbereiten.
Kann es hier in der Südsteiermark tatsächlich einen halbwegs ebenen Weg durch die Weinberge geben? Scheinbar führt so einer vom Weingut Primus zum nächsten Hof. Das will ich wissen, los geht’s und
nach wenigen Minuten kommen wir zum Weingut Erich & Walter Polz. Wir geben dem Reiz nach und genehmigen uns ein Gläschen, bevor wir jetzt wirklich ins Zimmer gehen. War wieder ein sehr schöner
Tag und alle sind happy. Im Nachhinein fällt uns auf, dass wir gar keine Reisebusse gesehen haben. Für uns war das natürlich angenehm, anders für die Busunternehmen, die durch Corona leider keine
positive Geschäftsentwicklung verzeichnen können.
Wir treffen uns beim Kirchenwirt in Ehrenhausen zum Abendessen. Die Karte bietet ein gutes Angebot typisch österreichischer/steirischer Küche. Mmmh, Steirisches Wurzelfleisch,
darauf freue ich mich und ich habe mich nicht zu viel gefreut. Es ist anders als erwartet, mit Rindfleisch, aber sehr gut. Auch die Eltern und Ewald sind sehr zufrieden. Plötzlich wird es laut. Eine
Damenrunde nimmt neben uns Platz. Es sind mehr als 10 und alle dürften schon länger unterwegs sein und gefeiert haben. „Ihr Alten habt eh Verständnis für uns Jungen“, sagt eine, mit leichtem
Zungenschlag, in unsere Richtung. Sie hat sicher gemerkt, dass wir nicht so amüsiert über diese Gesellschaft sind. Ich ärgere mich wirklich. Wir können uns wegen der Lautstärke, dem übertriebenen
Lachen, … nicht mehr unterhalten und der Abend ist etwas verdorben. Ja, ich sollte großzügiger sein, aber nein, das muss auch nicht sein, dass die sich so benehmen.
Wir sind früher retour im Zimmer als erwartet. Gute Nacht.
Sonntag, 11. Oktober 20020
Es hat geregnet und gleich geht’s weiter. Aus dem geplanten Abstecher nach Bad Aussee und der Wanderung um den See wird’s heute leider nichts. Sehr schade. Wir fahren daher nach dem Frühstück
direkt nach Hause.
Wo ist mein blauer Pullover? Der bekommt gleich eine Spezialbehandlung mit Pril und ab in die Waschmaschine. Naja, ein bisschen grüne Farbe ist geblieben. Ich muss wohl auf die Sonne warten, bevor
ich ihn wieder tragen kann.
Prost! Am Abend stoßen wir mit Primus-Wein auf die schönen Tage in der Steiermark mit an, dass wir gut wieder daheim angekommen sind und dass es uns allen gefallen hat. Morgen suche ich
gleich nach einem guten Kuchenrezept mit dem köstlichen steirischen Kürbiskernöl. Ich glaube, so ein Steiermark-Wochenende werden wir bald wiederholen. Danke an Fam. Polz für die nette
Gastfreundschaft und den Zwetschken-Aufstrich, er schmeckt vorzüglich. Ganz besonders bedanke ich mich auch bei Karin & Co, die den Anstoß zu diesem Kurzurlaub gegeben haben.
Jetzt sind wir gespannt, wie sich die Reise nach Dubai entwickelt. Ich habe kein gutes Gefühl. Schaut mal wieder auf meiner Seite vorbei und bleibt auf dem Laufenden. Ich freu mich.
Bleibt gesund, alles Gute, bis bald.
Eure Rena
PS: Super! Den für November 2020 geplanten Dubai-Urlaub konnten wir Ende Oktober 2020 um ein Jahr verschieben.