Südtirolkleines Land mit großer Vielfalt

 

Juni 2025

Nach dem runden Geburtstag noch ein paar Tage aussspannen, das wäre schon was. Aber wohin? Eine Freundin war heuer schon in Bozen und schwärmt seither davon, auch sonst gibt es dazu viele begeisterte Stimmen. Ich kenne Südtirol gar nicht, Ewalds Erinnerungen verblassen schon und wir sind uns einig. Das wird mein erstes Reiseziel nach dem 60er und wir beginnen mit der Planung.

 

24. August 2024

… und schon sitzen wir wieder im Zug. Diesmal wird uns die ÖBB ans Ziel bringen. Die Sonne lacht, der Zug fährt pünktlich um 7:45 Uhr aus dem Bahnhof Linz ab. Wir haben Plätze im Ruheabteil reserviert, der RJX flitzt mit wenigen Stopps durchs Land und bereits um 10:44 Uhr sollten wir in Innsbruck sein. Dort ist der Umstieg nach Bozen geplant. Wir machen es uns auf unseren Plätzen gemütlich und ich freue mich schon auf die mitgebrachte Jause.

 

Auf die Minute genau erreicht der Zug um 13:27 Uhr den Bahnhof in Bozen bzw. Bolzano, wie die Italiener die Stadt nennen. Leider Baustelle, aber ein Lift ist in Betrieb und wir können damit den Treppen ausweichen, was natürlich mit dem Koffer angenehm ist, auch zum Ausgang geht’s mit einem Personenaufzug, dann ist es mit der Barrierefreiheit leider vorbei und zur Straße hin gibt’s noch einige Stufen zu überwinden. Danke, Ewald macht das für mich, organisiert auch im Handumdrehen ein Taxi zum Hotel, was angesichts der vielen wartenden Touristen eine Meisterleistung ist. Die Taxifahrerin schaut grimmig. „Sag nichts, sie spricht deutsch“, flüstert mir Ewald zu. Na gut, ich denke mir meinen Teil über so viel Unfreundlichkeit. Ihr Fahrstil ist sportlich, aber sicher und nach wenigen Augenblicken biegen wir schon in die Hoteleinfahrt. Ui, das ist aber eng, denke ich mir, aber es geht sich knapp aus. Ein schmiedeisenes Tor zum Castel Hörtenberg öffnet sich, nachdem die Taxilenkerin die Klingel betätigt hat. Schöne Gartenanlage, eine Biegung noch und da ist auch schon ein Hotelangestellter, der uns sehr freundlich begrüßt, sich gleich um die Koffer kümmert und ins Hotel begleitet. Dort wartet sein Kollege, der zur Begrüßung Prosecco anbietet, den Check-in erledigt und uns erfreut mitteilt, dass unser Zimmer bereits bezugsfertig ist. Top! Der erste Eindruck könnte nicht besser sein, so stelle ich mir das vor!

 

Beide Herren erklären uns anhand eines Stadtplans die wesentlichen Punkte in der Stadt, geben Restauranttipps und nehmen sich Zeit für eine Führung durch das schöne alte Haus. Begeistern tut mich spontan der Garten und das Restaurant im Gewölbekeller, der unter Denkmalschutz steht. Leider ist das Restaurant nur im Winter in Betrieb. Macht mir aber nichts aus. Das Zimmer ist sehr modern gestaltet. Die Dusche ist ein eigener Raum und riesig, dafür fragen wir uns, wo wir unsere Sachen verstauen sollen. Auch die Toilette ist ein großer schöner Raum mit Ablageflächen und Bidet. Dass das Bad bzw. der Waschtisch in den Schlafraum integriert wurde, ist eher unüblich. Wir wollen nach dem Auspacken den Garten genießen, ich informiere mich ganz speziell über das Massageangebot und finde mehrere Behandlungen, die mich ansprechen. Da will ich doch gleich einen Termin vereinbaren und kontaktiere die SPA-Rezeptionistin. „Natürlich, Sie können gerne auch mit Osteoporose und Blutverdünnung zur Massage kommen!“ erklärt sie ihre Arbeitsweise und beruhigt mich mit dieser Aussage. Super, sie kann auch gut deutsch sprechen und mich verstehen und sie hat einen freien Termin in 30 Minuten. Optimal! Ich freue mich.

Die Dame versteht ihr Handwerk und macht einen guten Job. Ich bin sehr zufrieden. Nach einer angemessenen Ruhephase nach der Behandlung bereiten wir uns zum Abendessen im Stadtzentrum vor. 10 Gehminuten und wir sind im Herz von Bozen.  Ganz schön viel los hier und wir bekommen erst beim zweiten Anlauf einen freien Tisch. Das Essen ist sehr gut, Speisen frisch zubereitet, entsprechend lang sind die Wartezeiten, aber auf einen köstlichen Pulpo warte ich gerne und zum Dessert gibt’s Mango Crème brûlée. Wir sind verwundert über die moderaten Preise, z.B Espresso EUR 2,00, mein Dessert EUR 8,00. Passt gut. 
Aber jetzt freue ich mich auf mein Bett, vielleicht noch ein kleiner Absacker in der Bar …

 

Ich will heute schon den Ruf von Bozen, der Hauptstadt Südtirols (ca. 107.000 Einwohnern), bestätigen, dass sie zu den italienischen Städten mit höchster Lebensqualität gehört. Geringe Arbeitslosigkeit, wirtschaftlich und touristisch top, angenehmes Klima und vieles mehr.

 

25. August 2025

Es ist stockdunkel und ich habe keine Ahnung, wie spät es ist. Aha, die Rollläden schließen ganz dicht und ein Blick auf die Uhr verrät mir, es ist gleich 7 Uhr, Zeit aufzustehen.

 

Ich beginne meinen heutigen Uraubstag in der überdimensionierten Dusche und überlege mir schon mal, wie unser Plan heute aussehen könnte. Wollen wir das schöne Spätsommerwetter im Hotelgarten genießen? Das schließe ich eher aus, dazu sind wir viel zu neugierig auf die Stadt. Mit dem Zug nach Meran oder mit der Gondel auf den Berg oder Bozen entdecken?

Beim gemütlichen Frühstück, bei dem keine Wünsche offen bleiben, entscheiden wir uns für die Entdeckungstour lt. Reiseführerroute.
 

In der Früh ist die Lufttemperatur mit 16 Grad noch sehr erfrischend und wir fragen uns, wie sich der Tag entwickeln wird. Ich entscheide mich für meine Leinenshorts und bin damit sehr gut beraten.

Also, was sagt die Route im Reiseführer? Wo sollen wir starten? Die Kirche St. Johann im Dorf liegt dem Hotel am nächsten, dort ist unser erster Punkt. Ein bisschen verschlafen wirkt die Umgebung, die Kirche scheint ziemlich alt zu sein. Das Innere bleibt uns leider verwehrt, die Kirche ist geschlossen. Die Deutschhauskirche St. Georg,  die nicht am Rundweg erwähnt wird, präsentiert sich als gotisches Meisterwerk, sehr hell und einladend, angeschlossen an das Deutschordenshaus. Der kleine Abstecher hat sich gelohnt.

Kurz widmen wir uns der Mariensäule vor der Goetheschule, bevor wir dem Franziskanerkloster mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Beim Betreten des Klosterhofes fällt uns sofort die Lourdes-Grotte mit zahlreichen brennenden Kerzen ins Auge. Der Kreuzgang ist ein echtes Architekturjuwel und ein spiritueller Ort der Ruhe. Geometrische Harmonie und spezieller Lichteinfall, ich bin begeistert. In dieser schönen Stimmung erreiche ich den nahe gelegenen Obst- und Blumenmarkt mit buntem Treiben, bunten Farben, unterschiedlichste Restaurants und eine Fülle weiterer Eindrücke. Das gefällt mir und bereits jetzt bin ich in die Stadt Bozen verliebt.

 

Wir biegen und tauchen ein in die Bozner Lauben, der beliebten Altatadtgasse, die zu einem Paradies für Shopping-Liebhaber geworden ist. In den überdachten Arkadengängen wird jeder Einkaufstyp fündig. Wir lassen uns nicht von diesem Überangebot von Kleidung, Schuhen, Brillen, … ablenken und folgen der vorgeschlagenen Route zum Rathausplatz, Kornplatz und schließlich zum Waltherplatz. Schon gestern habe ich damit geliebäugelt, hier, im Stadt Hotel Città, eine Kaffeepause zu machen. Genau, das passt jetzt optimal. Ewald nimmt einen Espresso und ein Stück Linzer Torte, ich einen Affogato. Auch hier sind die Preise sehr in Ordnung.  Gut gestärkt und motiviert setzen wir unseren Stadtspaziergang fort, statten dem Dom Maria Himmelfahrt, einem Wahrzeichen der Stadt, einen Besuch ab, werfen einen Blick ins Dominikanerkloster, bewundern verbliebene Fragmente der Wandmalereien und langsam mag ich nicht mehr. 33 Grad in der Sonne, Ewald treibt mich von Denkmal zur Kirche, Museum, noch ein Denkmal, … und ich frag mich, "Brauche ich das?" Die Stadt riechen, Leute beobachten, Bozen mit allen Sinnen erleben, das wäre mir manchmal viel lieber, aber ich bin auch zerrissen und will  gleichzeitig alle Highlights sehen, die Stadt wirklich entdecken. Keine Zeit zum Schwächeln, vor uns liegt das Südtiroler Archäologiemuseum und hierher lockt der weltweit berühmte Ötzi Touristen aus aller Welt. Bei dem schönen Wetter lasse ich mich nicht zu einem Besuch verführen, wir überqueren stattdessen die Talferbrücke, bewundern die herrliche Landschaft und machen ein Foto vom Siegesdenkmal, ein sehr umstrittenes Bauwerk.

 

Entlang der Wassermauerpromenade, einem beliebten Erholungsgebiet, gelangen wir zum Schloss Maretsch, das malerisch inmitten eines Weingartens liegt. Faszinierend ist auch der herrliche Blick auf die Dolomiten. Für mich ein gelungener Abschluss des Spaziergangs, Ewald hat allerdings noch ein Highlight am Stadtplan entdeckt, dass er der Vollständigkeit halber auch noch sehen möchte. Mir ist das Museion sehr egal, ich warte währenddessen im Eingangsbereich des Archäologiemuseums. Dauert nicht lange, wir finden in der Museumstraße wieder zusammen, verwöhnen uns mit einem sehr köstlichen Eis (Pfirsich und weiße Schokolade für mich, Vanille und Erdbeere für Ewald) und schlendern danach gemütlich zurück zum Hotel. 12.000 Schritte reichen für den Vormittag und der Gartenpool wünscht sich auch etwas Gesellschaft. Schönen Nachmittag.

 

Hunger haben wir eigentlich keinen, ein bisschen was essen wäre aber schon gut. Hm? Ewald findet eine nahe gelegene Pizzeria, die auch im Reiseführer gute Kritiken hat und empfohlen wird. Mich hat die gestern schon nicht angelacht, aber wer weiß, vielleicht irre ich mich und würde was versäumen. Das Lokal hat ab 18:30 Uhr geöffnet und wir sind gleich die ersten Gäste, bekommen einen Tisch im Garten zugewiesen und das war’s. Nach 10 Minuten kümmert sich noch immer keiner um uns und das, obwohl wir die einzigen Gäste sind. Mir gefällt es hier überhaupt nicht und ich bin froh, als wir endlich entscheiden zu gehen. Kein „ciao“, kein „auf Wiedersehen“. Ich bin sicher, die sind froh, dass wir gegangen sind. Unsere Alternativen sind vielfältig, gemütlich und ganz nach meinem Geschmack. Ein Lokal reiht sich neben dem anderen und wir entscheiden uns für eine Weinbar mit kleinen Speisen. Anfangs sind wir uns nicht ganz einig mit dem Inhaber. Das, was wir wollen, scheint es nicht zu geben und umgekehrt ebenso, aber dann läufts gut, wir bestellen 30 Monate gereiften Schinken, dazu selbstgebackenes Brot und die Wein- bzw. Proseccoempfehlung. Rasch wird serviert und wir sind sehr zufrieden mit unserer Wahl, sichtlich zur Freude des Wirtes.

 

Im Nu haben wir den Schinkenteller aufgegessen. Ewald liebäugelt noch mit einem Käsebrötchen und auch ein 2. Glas Wein wollen wir bestellen. Der Wirt ist allerdings verhalten und erklärt uns, dass die Lokale um 19:30 Uhr schließen müssen, max. Austrinken bis 19:45 Uhr sei möglich. Sehr schade, aber zumindest ein weiteres Getränk geht sich aus. Wir bekommen noch Tipps und Einladungen zu speziellen Abenden in den nächsten Tagen, dann spazieren wir zufrieden zurück zum Hotel und gönnen uns dort noch einen Schlummertrunk, unterhalten uns mit dem Restaurantchef, einem gebürtigen Niederösterreicher. Wieder ein gelungener Urlaubstag. Bozen macht Lust auf mehr.

Schade, heute gab es keine Gute-Nacht-Schokolade mehr.

 

26. August 2025
Unfassbar, wie sich die Gäste zum Teil beim Frühstück benehmen. Die Gästeschar ist international und es wohnen Gruppen aus dem arabischen Raum ebenso im Hotel wie Amerikaner, Engländer, Italiener, … und wir.

 

Die „Dame“ vom Nachbartisch, übrigens deutschsprechend aus unserem Lieblingsnachbarland, bereichert sich heimlich mit Teebeutel (mind. 15 Stück) und stopft die in ihre Louis Vuitton Tasche. Wer weiß, was dort schon alles bunkert. Die Dame aus 501 hat sich besonders hübsch gemacht und über ihr luftiges Kleidchen den Hotelbademantel angezogen und dazu trägt sie die Hotelbadeschlapfen. Am Frühstückstisch werden die Speisen vom liebevoll gestalteten Buffet zur Nebensache, Handy hat oberste Priorität. Oh, eine Gruppe Morgensportler hat sich entschieden, vorm Duschen noch schnell zu frühstücken. Ja, in einem Top-Hotel ist der Gast König und darf anscheinend nach eigenen Regeln machen, was ihm gefällt. Ich fühle mich sehr „normal“ und freue mich auf den Tag.


Ganz gegenteilig präsentiert sich eine Single-Dame, sehr gepflegt, dunkle schulterlange Haare, schick gekleidet in blassen Farbtönen, die sich sehr unsicher bewegt, offensichtlich eine schüchterne Person. Sorgfältig wählt sie aus dem Frühstücksangebot, von überall nur kleine Häppchen, die sie mit Bedacht am Teller anordnet. Sie sitzt mir schräg gegenüber und ich muss sie einfach beobachten, wie sie, mit gespreiztem kleinem Finger, die Speisen vorsichtig in den Mund schiebt und mit ihrer Mimik den Geschmack deutet. Super. Ich bin wirklich gut unterhalten.

 

Eigentlich wollte ich heute einen Relaxtag einlegen, aber das Wetter ist zu verlockend und der Berg ruft, genauer gesagt wollen wir mit der Rittner Seilbahn nach Oberbozen, einem Ortsteil der Gemeinde Ritten in 1220 m Höhe. 

 

Die Talstation der Rittner Seilbahn ist nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt und wir sind leicht schockiert, die Warteschlange reicht bis ins Freie. Wir stellen uns an, Ewald mehr, ich weniger und dann bemerkt Ewald, wir stehen ohne Fahrkarte in der Schlange zum Einstieg, also rasch Tickets kaufen, dann dauert es es noch ca. 20 Min und wir sind an der Reihe in die Gondel einzusteigen.  Wir haben gute Sicht, etwas diesiger als gestern, und pendeln in der voll besetzten Kabine in kurzer Zeit, zum Teil über Weingärten, auf das Hochplateau inmitten herrlicher Berglandschaft. Zeit für Oberbozen wollen wir uns später nehmen, denn gleich startet die Rittner Schmalspurbahn nach Klobenstein, unserem nächsten Ziel. Dort folgen wir der dürftigen Beschilderung Richtung Fennpromenade. Von dort wollen wir die Erdpyramiden sehen. Ewald verspricht mir einen kleinen ebenen Rundweg, der, so schaut’s am Plan für ihn aus, nicht weit sein kann. Ich sag nicht viel dazu, außer, dass wir bergauf und bergab durch den Wald gewandert sind, ohne Wegbeschreibung und ohne Angaben zu Höhenmetern oder Dauer. An sich ein schöner Weg, aber nichts für meine Knie, die schmerzhaft herumkullern wie Marillen im Glas. Das war ja wieder wichtig, dass wir diese Erdpyramiden sehen, die zu der Jahreszeit auch noch ziemlich von Sträuchern verwachsen sind.

 

Mein Mann nimmt mein Schimpfen über die mangelhafte Vorbereitung bzgl. Info relativ locker und bald lachen wir schon wieder. Nun ist aber Zeit für eine kleine Kaffeepause, aber keines der Kaffeehäuser überzeugt uns und schlußendlich sitzen wir in einer Konditorei nahe dem Hotel und das ist gut. Hier werden wunderbar frische Mehlspeisen angeboten. Super Auswahl, super Qualität! Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so einen köstlichen Himbeerkuchen gegessen habe.

 

Time to relax! Leider hat der Nachbar zum Hotel genau heute Bauarbeiter für einen größeren Umbau bestellt, es wird gestemmt, gebohrt, … nicht lustig! Viele Gäste beschweren sich. Ich zeige mich noch verständnisvoll und warte die Entwicklung ab. Leider nimmt der Lärm auch nach 17 Uhr kein Ende, ich gehe lieber ins Zimmer und mache mich fürs Abendessen fertig.
 

Der Restaurantleiter hat eine Pizzeria empfohlen, die probieren wir heute aus. Piccerè heißt das Lokal und gehört zu den besten 50 Pizzalokalen Italiens und das zurecht. Fluffig, geschmackvoll, einfach perfekt, mit herrlich weichem Rand.

 

Im Hotel ist heute Cocktailabend und wir erlauben uns noch ein Gläschen am Pool. Prost! Auf den schönen Abend und den schönen Tag.

 

28. August 2025

Es nieselt und das passt gut. Ich will heute gemütlich durch Bozen bummeln, Leute beobachten und Italien spüren.

 

Am Vormittag haben sich nasse und trockene Phasen noch abgewechselt, am Nachmittag regnet es nur noch. Ich mag solche gemütlichen Regentage hin und wieder ganz gerne. Wir waren in den Lauben, sind in das eine oder andere Geschäft gehuscht um einige Stücke etwas genauer anzusehen, aber die vielen Leute in den Lauben und die vielen Regenschirme in den Straßen haben den Bummel mühsam gemacht. Einkaufen in Österreich ist uns sowieso am liebsten.
 
Wir verabschieden uns von Bozen mit einer köstlichen Himbeerschnitte und nutzen den Wellnessbereich im Hotel, der klein, fein und geschmackvoll eingerichtet ist. Ich lasse mich erneut mit einer Honigmassage verwöhnen, super.
 
Die Regentropfen klopfen auf die Überdachung der Terrasse, wir sitzen gemütlich im Bademantel beim Nachmittagskaffee und fühlen uns sehr verwöhnt. Zwei schöne und konträre Urlaubswochen gehen zu Ende, morgen bringt uns der Zug wieder über Innsbruck nach Linz, mit im Gepäck haben wir viele schöne Eindrücke und Erlebnisse, viel zu viele Fotos und Hoffnung auf weitere schöne Reisen. 
 
Wir sind uns einig - die Italiener sind ein sehr sympathisches Volk, gastfreundliche Menschen, die Mode und Dolce Vita verstehen, aber sie sind noch lange keine Nichtraucher. In den Lokalen stehen standardmäßige Aschenbecher auf den Tischen und besonders beim Zugfahren haben wir gesehen, dass einzelne Zugreisende in den Haltestellen aus dem Zug springen, schnell ein paar hektische Züge aus der E-Zigarette nehmen, dann geht’s wieder bis zum nächsten Halt. Einerseits witzig zu beobachten, andererseits ist diese Abhängigkeit bedenklich. 
 
So, ich packe jetzt meinen Koffer.
 
Ein Gewitter jagt das nächste und dementsprechend regnet es. Kurzentschlossen nehmen wir unser Abendessen im Hotel ein und lassen uns heute nochmals richtig gut verwöhnen ... und es war sehr besonders und köstlich.
 

27. August 2025

Meran, wir kommen. Der Himmel ist bewölkt, also angenehm für eine Stadtbesichtigung. In Triest haben wir die Tickets für die Öffis über die Omio-App gekauft. Leider funktioniert die heute nicht und wir suchen am Bahnhof nach einer Alternative. Super, auch die Trafik bietet Fahrkarten zum Verkauf an, da kann ich gleich wechseln. Bei Kreditkartenzahlungen kann aus steuerlichen Gründen kein Trinkgeld verbucht werden, daher brauche ich Münzen und kleine Scheine.

 
Sehr pünktlich rollt der Zug um 9:35 Uhr aus dem Bahnhof. Die geplante Fahrzeit nach Meran beträgt 40 Minuten, für Hin- und Rückfahrt bezahlen wir EUR 14,-/Person.
 
Eine schöne Strecke, gesäumt von Hügeln mit Burgen, weiten Obstanbaugebieten, vor allem fallen mir Äpfel auf. 
 
Meine Mückenstiche sind lästig. Bei 20 Stichen habe ich meine Zählung beendet. Jetzt weiß ich auch, wozu diesen merkwürdigen kleinen Ständer sind. Das sind Halterungen für Mückenspiralen, die im Freien verwendet werden. Die Spirale wird angezündet, wodurch ein Rauch mit einem Insektizid entsteht, der Mücken fernhalten soll. Hm? Bei mir funktioniert das offenbar nicht.
 
Mückenspiralen werden im Freien verwendet, um Mücken und andere Insekten abzuwehren. Die Spirale wird angezündet, wodurch ein Rauch mit einem Insektizid entsteht, der Mücken vertreibt.
 
Meran, ca. 41.000 Einwohner, zweitgrößte Stadt Südtirols, liegt im breiten Talkessel der Etsch, mit 409 km der zweitlängste Fluss in Italien.
 
Wieder sind wir uns nicht ganz einig, wie wir den Tag gestalten wollen. Die Gärten von Schloss  Trauttmansdorff sind ein absolutes Muss für Touristen, aber sie liegen außerhalb der Stadt und ein Zeitfenster von 2-3 Stunden sollte man dafür einplanen. Will ich das noch nach einem ausgiebigen Stadtspaziergang? Ich glaube nicht und beschließe schon mal für mich, dass ich mir das 12 ha große Gartenareal für einen Folgebesuch in Meran aufhebe.
 
Über den Europaplatz und Mazziniplatz erreichen wir den Fluss Passer. Müsste mir der was sagen? Tut er leider nicht. Für Meran allerdings ist der rauschende Gebirgsfluss prägend und bildet den Rahmen für die beliebten Promenaden. 
Wir bewundern die schönen alten Villen an der Passerpromenade. Viele dieser herrschaftlichen Häuser wurden zu Hotels umgebaut, dazwischen Büsten in unterschiedlichen Stilen von geschichtlich interessanten Persönlichkeiten. Blumenarrangements und Pflanzenfiguren werden mehr und wir stehen vor dem Meraner Kurhaus und die typische Heilbad-Atmosphäre macht sich breit, ein bisschen k. u. k. und Sommerfrische, dazu ein bisschen verstaubt.
Wir folgen weiter der Passerpromenade, die nach der Postbrücke zur Winterpromenade wird. Alles schön und einladend angelegt. Heute ist ein schwüler Tag und sollte vielleicht ein Gewitter kommen, könnten wir uns in der Wandelhalle, ausgestattet mit Bänken und Malereien, vor zu viel Wind und Regen schützen. Unser nächstes Ziel ist der Steinerne Steg, ein allseits beliebtes Fotomotiv. Wollen wir auch noch die Gilfpromenade bis zum Viewpoint gehen oder können wir drauf verzichten? Ewald liebt Wasserfälle und daher ist das nur eine rhetorische Frage. Auch hier ist die Sicht durch üppig gewachsene Sträucher stark eingeschränkt und wir haben mehr Freude an der bewachsenen Kunst.
 
Hier drehen wir um, wechseln die Flussseite und schlendern über die Sommerpromenade Richtung Stadtzentrum (stimmt, das ist nicht so, wie im Reiseführer vorgeschlagen, aber für mich war das so genau richtig!). Während Ewald noch Extrameilen macht, suche ich nach einem WC und werde in einem Lokal fündig. Dankeschön!
 
Durch das Bozner Tor gelangen wir zur Pfarrkirche St. Nikolaus und von dort bummeln wir durch die Laubengasse. Ähnlich wie in Bozen reihen sich namhafte Geschäfte aneinander und Ewald findet, „hier riecht es schon nach Schuhen!“ Mode, Schuhe, Restaurants, Speckläden, Bäckereien, alles auf engstem Raum und das auf beiden Seiten.  Dazu drängen sich Besucher aus aller Welt, viele Kinderwägen und gaaaanz viele Hunde, große, kleine, zum Glück scheinbar alle an der Leine, trotzdem nicht besonders angenehm für mich. Überhaupt habe ich das Gefühl, noch nie so viele Hunde in einer Stadt erlebt zu haben wie in Bozen oder Meran. Unser Ziel ist es, ein gemütliches Kaffeehaus zu finden, im besten Fall mit einem guten Angebot kleiner Süßigkeiten, aber wir scheitern kläglich. Schaut es gut aus, ist es geschlossen und alles andere ist überfüllt oder nicht attraktiv. Wir lassen die Laubengasse hinter uns und versuchen unser Glück in der Sparkassenstraße, ebenfalls ohne Erfolg. 
 
Sollen wir vielleicht mit dem Sessellift ins Dorf Tirol fahren? Das wäre lustig, aber irgendwie wäre das auch nur ein Kompromiss. Hurra, am Rennweg werden wir fündig. Ein ansprechendes Kaffeehaus, leider an der Straße, aber mit frischen Macarons.
 
Mir reicht es mit Meran. Die Stadt habe ich mir anders vorgestellt und ich ziehe für mich ein Fazit. Bozen ist für mich jung und lebendig, Meran eher das Gegenteil.  Bozen ist mein klarer Favorit, hier könnte ich mir sogar ein Leben vorstellen, in jedem Fall einen weiteren Urlaub. Nach Meran würde ich max. zur Kur wiederkommen und mir fallen weise Worte eines Hotelmanagers ein. „Nicht jeder Ort passt zu jedem Gast.“ Am Weg zum Bahnhof begegnet uns noch das Andreas-Hofer-Denkmal und dann fahren wir retour nach Bozen.
 
Es bleibt ein sehr schwüler Tag und ich freue mich auf den Garten im Hotel. Die Bauarbeiter sind heute immer noch im Nachbarhaus beschäftigt, aber viel leiser und weniger störend. Ich kann in Ruhe ans Abendessen denken.
 
Wir bekommen tatsächlich einen Tisch in einem der besten Restaurants der Stadt, der Löwengrube. Schönes Lokal an einem weniger schönen Platz direkt am Kreisverkehr, aber das stört wenig. Unser Kellner erklärt die regionalen Spezialitäten, versichert, dass alles nach meinen Sonderwünschen (keine sichtbaren Milchprodukte, …) zubereitet wird, informiert über zusätzliche Tagesspezialitäten und lässt uns dann in der Karte schmökern. 
 
Das übliche Gedeck besteht aus verschiedenen Broten und Olivenöl. Ewald ist von einer Sorte ganz besonders begeistert, ich bin dafür begeistert vom Gruß aus der Küche. Während Ewald eine Speise mit Milchprodukt bekommt, wird mir Fenchelsalat serviert, weil ich ja laktosefrei esse. Einmalig! Darauf wird sonst selten Rücksicht genommen. Vielen Dank! Normalerweise  vermeide ich Fenchel, aber mein Gruß aus der Küche schmeckt fabelhaft. Alle Gerichte sind fantastisch, auch die Größe, bewusst angepasst vom Sommelier, ist gerade richtig.
 
Ein richtig gelungener Abend, kulinarisch hochwertig mit individueller Küche und Bedienung, top! Schon lange nicht mehr so gut und raffiniert gegessen. Vielen Dank.
 
Aber was ist da in Ewald gefahren? Der Lokalchef hat uns mit Handschlag begrüßt, Ewald erzählt ihm, einer wildfremden Person, von meinem Geburtstag, darauf meint der Herr, dass ich mich gut gehalten habe und lädt zu einem Schnäpschen ein. Der Grappa wird nach der Bezahlung serviert. Prost und dankeschön.
 
"Schau, die Leute gehen mit Schirm." Das Wetter hat sich tatsächlich an die Prognose gehalten und schlägt um. Mit flottem Schritt gehen wir zurück ins Hotel.
 

29. August 2029

Addio Alto Adige, addio Bolzano. Auf Wiedersehen Südtirol, auf Wiedersehen Bozen. 

Viel zu schnell ist der Zeitpunkt der Abreise gekommen, aber ich bin glücklich, dass ich diese wertvolle Zeit in Bozen genießen durfte. Italien ist einfach ganz besonders, das Essen, die Mentalität, der Stil, ... Ich wünsche mir, ich kann irgendwann wieder nach Bozen kommen.

 

Aber jetzt noch Frühstück genießen, Auschecken, Taxi bestellen und ab zum Bahnhof. Um 10:36 Uhr geht der Zug, Umstieg in Innsbruck und weiter nach Hause.

 

"Haben Sie sich wohlgefühlt bei uns im Haus?" fragt der freundliche Rezeptionist, der uns auch schon vor einigen Tagen in Empfang genommen hat. "Ja, wir haben hier eine sehr schöne Zeit genießen dürfen, aber die Baustelle des Nachbarn hat uns doch sehr gestört!", antworte ich umgehend und bin doch etwas überrascht, als der junge Mann meint "aha, davon haben wir gar nichts mitbekommen." 


Genau, aber sonst geht's gut. Es ist schon enttäuschend, dass Beschwerden in so einem exklusiven Hotel einfach ignoriert bzw. klein gemacht werden. Mein Vorschlag, dass eine Flasche Sekt pro Zimmer als Entschuldigung eine deeskalierende Funktion hätte, wird elegant belächelt und das, obwohl ich Kostenübernahme durch den Bauherrn von nebenan vorgeschlagen habe. 
Schade, meine gute Meinung wird leider etws getrübt.

 

Um die Situation nicht noch unangenehmer zu machen, wird gleich ein Taxi gerufen, das in 5 Minuten vorfährt. Zum Bahnhof sind es ebenfalls nur einige Minuten. Wir haben dort auch einen barrierefreien Zugang gefunden und begeben uns gleich auf den richtigen Bahnsteig. Hm? Im Baustellenkuddelmuddel gibt es keinen Wagenstandsanzeiger. Wir fragen einfach mal nach und die Auskunft kann sofort als unseriös eingestuft werden. Die Dame hat den Abschnitt von einem dunklen Bildschirm abgelesen und als der Zug pünktlich in Bozen ankommt, wird sofort klar, wir stehen komplett am falschen Ende. Aber jetzt schnell. Ich stolpere zwischen ein- und aussteigenden Touristen,  Bauarbeitern, weinenden Kindern, Hunden, ... hinter Ewald her zu dem Waggon, in dem wir einen Sitzplatz reserviert haben. 

 

Alles gut. Umsteigen in Innsbruck funktioniert auch tadellos und in Linz haben wir mit nur 2 Minuten Verspätung fast eine Punktlandung geschafft. Bravo ÖBB!

Jetzt freue ich mich auf das Taxi nach Hause, Körper nach der langen Fahrt durchbewegen, dehen, strecken, ....

 

Super, war ein toller Urlaub. Vielen Dank. Ich bin gerne wieder dabei. Du auch? Schau immer wieder mal vorbei und begleite uns.

 

Alles Liebe und Gute. Bis bald.

Eure Rena

 

August 2025

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