Malerische Mosel & Saar

 

Eine ähnliche Reise haben wir bereits für 2022 geplant und auch gebucht, aber es ist anders gekommen und wir freuen uns sehr, dass wir heuer eine vergleichbare Flusskreuzfahrt gefunden haben, Hauptsache, es gibt auch eine Möglichkeit, um Luxemburg zu besichtigen.

 

In Köln geht's los und nicht nur, weil wir lustig und klimafreundlich sind, sondern weil die Flüge suboptimal sind, haben wir Zugfahrkarten nach Köln reserviert. 

 

Vorfreude!! Vorfreude !!

 

Ja, worauf dürfen wir uns schon freuen?

Ewald hat schon mehr, ich weniger, im Reiseführer geschmökert und was wir lesen, klingt gut.

 

Von Köln nach Köln und dazwischen liegen ganz viele interessante und malerische Städte:

In der Rheinmetropole wartet die AMADEUS Brilliant auf uns.

Um 22 Uhr wird der Anker gelichtet und dann geht's richtig los.

 

Am nächsten Tag lassen wir die Weinberge an uns vorüberziehen und gleichzeitig die Seele baumeln. Mittags sollten wir in Cochem, einer charmanten Stadt mit wunderschönen Fachwerkbauten, sein. Der Fotoapparat wird glühen ... super! 

 

Und das ist nur der Beginn der Reise. Auf meiner Webseite könnt ihr mich gerne begleiten. Seid dabei, ich freu mich.

Bald geht's los.

Alles Liebe

Eure Rena

 

Langsam mache ich mir über Reisedetails Gedanken. Was darf ich keinesfalls vergessen? Jause im Zug ist sicher auch kein Fehler. Die DB hat mich schon mind. 2x ohne Möglichkeit einer Verpflegung reisen lassen. Hoffentlich ist die Hitze erträglich. Bald gibts Antworten und ihr könnt hier alles drüber erfahren.

Also bis bald. Ich freu mich noch immer.

 

19. August

06:05 Uhr, der Wecker läutet. Ausgeschlafen ist anders, aber zum Trödeln ist keine Zeit. Tablette, ein paar Turnübungen für Schulter und Nacken, kurz ins Bad, Toilettesachen in den schon fast fertig gepackten Koffer, noch etwas Wasser für die permanent stiefkindmäßig behandelten Pflanzen, Jalousien runter und anziehen. Heiß wird’s wieder, am besten ziehe ich die Leinenhose an, dazu Sandalen, das ist für die lange Zugfahrt sicher am besten. Das bestellte Taxi ist überpünktlich und wir haben am Bahnhof Zeit für ein kleines Frühstück, naja, Kipferl und Wasser, mehr gibts vorläufig nicht.

8:17 Uhr Abfahrt mit der DB über Passau, Plattling, Regensburg, Nürnberg in Richtung Dortmund. Wir haben 2 Plätze in der klimatisierten 1. Klasse reserviert und das ist mit Sparschiene viel günstiger und  angenehmer als mit dem Flugzeug. Die Plätze befinden sich in der Ruhezone, in der bereits 2 Damen Platz gefunden haben. Beide sind in ihren Lesestoff vertieft und jedes kleine Geräusch scheint sie zu stören. Jaja, wir sind eh schon ruhig und versuchen, die 7 Stunden Fahrt schweigend zu verbringen. Gute Reise.

 

10:45 Brotzeit mit von daheim mitgebrachter Jause im Zug. Mmmh, schmeckt gut ... und das Papier raschelt und das ist einfach so. Hihi.

 

Komisch, in Nürnberg erfolgt schon der 2. Wechsel der Zugführer. Mir soll's recht sein. 

Weniger lustig ist die Verspätung, über die wir über Lautsprecher informiert werden. Aktuell sind es 25 Minuten, Tendenz steigend. Über den Grund werden wir nicht informiert, vielleicht wegen der intensiven Regenfällen der letzten Tage. Eigentlich egal, wir haben Zeit genug.

 

In Frankfurt hat sich die Sonne längst hinter den Wolken versteckt und das Zugchaos hat sich offenbar durch einen Brückendefekt vergrößert und somit auch die Verspätung.
 
Viele Fahrgäste, vor allem jene, die den Anschlusszug nach Brüssel dadurch versäumen, sind sauer, manche zeigen das mehr, manche weniger. Alternativen werden über Lautsprecher angeboten und auch für uns gäbe es eine schnellere Variante. Wir bleiben aber unserem Zug treu, behalten die Sitzplätze und freuen uns über die langsamere und längere Route den Rhein entlang. Wir kennen diesen Abschnitt schon, aber ein Blick auf Rüdesheim, die Loreley, Koblenz und und und ist auch heute schön und weckt Erinnerungen. 
Statt um 16:05 erreichen wir Köln Messe um 17:12 Uhr, passt auch. Es hat leicht geregnet, es ist drückend schwül und wir nehmen ein Taxi zur Anlegestelle der Amaeus Brillant, die unserTaxi nach wenigen Minuten erreicht.
 
Die letzen Meter legen wir zu Fuß zurück. Unsere Vorfreude ist groß und leider kommt relativ schnell die Ernüchterung. Eine holprige Begrüßung durch eine Mitarbeiterin, deren Deutsch- und Englischkenntnisse ebenso bescheiden sind wie unsere Rumänischkennntisse, nimmt uns mit Widerwillen meinen Koffer ab, Ewald muss seinen über 2 Decks selbst schleppen. Keine netter Empfang, keine freundliches Wort. Unmittelbar nach der Ankunft steht auch schon die vorgeschriebene Sicherheitsübung bzw. ein Vortrag auf dem Programm. Für eine Kaffeepause bleibt nur wenig Zeit. Schade. So, danach gibt es pro Person ein Glas Sekt und ein Häppchen, nicht der Rede wert und kurz darauf werden wir in den Speisesaal gebeten. Ach du liebe Zeit, denke ich mir, spießiger geht's kaum, das darf doch nicht wahr sein. Für uns ist ein Plätzchen an einem 6er Tisch reserviert. 2 unserer Tischnachbarn sind bereits altersmäßig mehr bei 100 als bei 80, das zweite Paar ist aus Kärnten, etwas älter als wir und ich habe die leise Hoffnung, dass wir mit denen eine gute Zeit haben können. „Haben Sie so eine Reise schon mal gemacht?“ fragt mich die alte Dame schon das 5. Mal, während Ewald ihren Mann beim Lesen der Speisekarte behilflich ist. Er ist nämlich auf einem Auge blind. Das Essen schmeckt ausgezeichnet, meine Wünsche werden von der Küche bestens erfüllt, super! Das Abendessen zieht sich unnötig in die Länge und ich bin froh, als ich endlich aufstehen und mich verabschieden kann. 1 Std. haben wir noch Zeit bis zum Ablegen. Die Nacht ist lau, schnell noch auf ein Kölsch in den Biergarten direkt neben dem Schiff. Prost, auf einen schönen Urlaub. 
Langsam und leise legen wir kurz nach 22 Uhr in Köln ab und gleiten flussabwärts Richtung Süden. Keine Musik bei der Abfahrt. WLAN ist in der Kabine ganz ok, allerdings funktioniert es nicht am Sonnendeck und meine Bemühungen, die typische Melodie Conquest of paradise am Handy zu spielen, scheitern kläglich. Wegen der Stimmung wärs gewesen, aber kann man nichts machen.
Ich bin müde und leicht enttäuscht, die Nackenschmerzen ließen sich auch noch nicht vertreiben, ich gehe jetzt schlafen und hoffe auf eine ruhige ungestörte Nacht. Ahoi und gute Nacht. Eure Rena 
 

Kir Moselle

 

20. August

Was ist jetzt los? Nein, der Wecker lässt mir auch heute keine Ruhe. Es ist halb 8, von Sonne keine Spur, statt dessen Gerumple. „Wir sind wohl in der Schleuse“ meint Ewald und recht hat er. Schnell, ich muss raus, der Tag wartet auf mich. Oops, die Mosel begrüßt uns mit Nebel und ich freu mich über die mystische Stimmung.

 
„Geschlafen wie ein Murmale“ begrüßt mich der Tischnachbar aus Kärnten beim Frühstück. Nein, ich hab nicht wie ein Murmeltier geschlafen, aber es war in Ordnung, genauso wie das Frühstück. Es ist fast alles da, was ich mir vorstelle. Haferflocken, Beeren und Räucherfische fehlen für meinen Geschmack, dafür gibts Nürnberger Bratwürste, die probier ich … mmh, schmecken gut.
 
Die Weinberge, die am Fenster vorbeiziehen, sind tatsächlich sehr steil und immer wieder sehe ich Steigleitern. Ich muss raus, muss das genauer sehen.  Beeindruckende Bilder erwarten mich und eine wunderbare friedliche Atmosphäre, so muss Urlaub sein.
 
Eine weitere Schleuse liegt vor uns, für uns nicht mehr wirklich aufregend und wir sehen den Schleusvorgang als ideales Zeitfenster zum Download der Fotos und für Vorbereitungen für den Tag. Kaum sind wir aus der Schleuse raus, lacht die Sonne in ganzer Pracht und wir genießen den Vormittag am Sonnendeck, freuen uns über die malerische Gegend, die Burgen und kleinen Dörfer und weit vor uns liegt die nächste Schleuse.
 
Während Ewald den Vortrag über die Ausflugsmöglichkeiten besucht, schaue ich beim Schleusen zu. Es riecht nach gekochten roten Rüben und wer mich kennt, der weiß, dass dieser Geruch neben warmen Asphalt zu den für mich ekelhaftesten Gerüchen gehört. Zum Glück dauert der Vorgang nicht lange und ich habe in jeder Minute die Option, einen gut duftenden Ort aufzusuchen.
 

Mittags gönnen wir uns einen kleinen Snack und dann erreichen wir auch schon Cochem. Herrlich, die imposante Reichsburg ist immer deutlicher zu sehen. Auf einem mit Wein bewachsenen Kegel aus Schieferstein schaut sie auf die Kreisstadt Cochem herunter. Das Licht ist leider nicht optimal, aber was soll’s. So erleben wir die Burg, so passt das.

 

Wir sind bei den ersten dabei, die die Amadeus Brilliant Richtung Stadt verlassen, Heiß ist es. Über die Brücke spazieren wir in die Stadt und werden vom Touristengewühl empfangen. Ich mag das gar nicht und finde es super, dass in örtlichen Genussmanufaktur gerade keine Leute sind. Vom Inhaber lasse ich mir die Spezialitäten der Region erklären. Gerne würde ich Kleinigkeiten mitnehmen, aber die interessanten Dinge gibt es entweder in zu großer oder zu kleiner Einheit. Egal, zuerst wollen wir eh die Stadt, die eh nur 5.500 Einwohner zählt, erkunden. „Schau“, sagt Ewald“ „da gibt es einen Mosel-Wein-Express, mit dem fahren wir.“ Okay, wenn er meint. Wir kaufen 2 2Tickets zu je EUR 7,50, steigen in den knallgelben Bummelzug ein und schon beginnt die 25minütige Fahrt. Ja, es ist ganz interessant, was über Lautsprechern über die Stadt erzählt wird, aber irgendwie war es die Fahrt nicht wert, abgesehen davon, dass ich die Reichsburg schön fotografieren konnte.

 

So, was machen wir jetzt? Wir lassen uns mit dem Touristenstrom durch die engen Gassen treiben. Auffallend sind die vielen Hunde, die zwar an der Leine, trotzdem unangenehm auffallen. Am Weg zum Marktplatz schlendern wir an zahlreichen Kaffeehäusern mit verlockenden Mehlspeisen und Kleidergeschäften mit Billigware vorbei und bald stehen wir vor der Kirche St. Martin und wir beschließen, ihr mehr Zeit und einen Besuch zu schenken. Von außen hätten wir niemals gedacht, wie schlicht und modern sich das Innere des Gotteshauses präsentiert.“ Schau mal, hier gibt es noch echte Kerzen“ freuen wir uns und jeder zündet eine davon an und dann folgt ein Augenblick der Stille mit persönlichen Gedanken.

 

In der Stadt befinden sich sicher mehr Touristen als Einheimische und wir wollen das Treiben bei einer Tasse Kaffee beobachten und Platsch, springen wir mit beiden Beinen so richtig in eine Touristenfalle. Ein kleiner Espresso kostet EUR 4,40 und gemeinsam mit einem Stück Baiser und kleinem Törtchen zahlen wir EUR 19,-. Tja, das ist geschmalzen.

 

Wir haben gesehen, was wir sehen wollten, und gehen zurück zum Schiff. Am Weg wollen wir uns noch ein Gläschen Wein in einem der zahlreichen Weinlokale gönnen. „Schau mal, da schaut es aber gemütlich aus“. Von der Brücke aus haben wir einen Blick in einen Garten, in dem sich Gäste in ungezwungener Art und Weise eine kleine Pause gönnen. „Das schaut nach einem Ort für Hausgäste aus“, gibt Ewald zu bedenken. Na gut. Schlussendlich finden wir genau dort ein Plätzchen für uns. Wir trinken köstlichen Moselwein (verrückt! Am Schiff gibt es Weine aus der Wachau!), entdecken in der Karte neben Picknick, Kaffee und Kuchen auch Kir Moselle, Sekt mit Pfirsichlikör …. Mh, köstlicher geht’s fast nicht. „Ob die diesen Likör auch im Verkauf haben? Ich frag mal…“ und hurra, schon komme ich mit einer Flasche Likör in einer Papiertasche zurück zum Tisch. 500 ml zum Preis von EUR  15,50. Ja, hier ist die Welt noch in Ordnung. Ein Gläschen Wein kostet ca. EUR 4,- und mein Kir Moselle EUR 4,20. Auf der Tragtasche kann ich die Adresse der Webseite lesen und da schau ich gleich nach …. https://www.hieronimi-wein.de/. Das Weincafe kann ich sehr sehr empfehlen. Wer in der Nähe ist, unbedingt reinschauen!

Gut gelaunt gehen wir zum Schiff und ich beschließe, dass ich das Abendessen heute auslasse und so mache ich das auch. Schönen Abend!

 

21. August

Die angekündigten nächtlichen Störungen durch Schleusen sind eingetreten, aber es war nicht der Rede wert. Ich werde kurz vor 7 Uhr wach, zieh mich leise an und husche durch die noch leeren Gänge aufs Sonnendeck. Das Schiff hat bereits vor Bernkastel angelegt und mit mir genießen noch 2-3 weitere Gäste die Ruhe. Ich mag die Spiegelung im Wasser, die rosa Wölkchen und wieder entstehen mehr Fotos als nötig oder auch gewollt.

 

Zeit, um Ewald zum Frühstück abzuholen. Das Angebot ist nahezu unverändert und ich freu mich, dass es auch heute wieder Nürnberger Würstchen gibt. Noch zwei Pancakes mit Erdbeersirup und eine Banane zu meinem Obst- und Gemüseteller und der Genuss kann beginnen. „Schau, unsere betagten Tischnachbarn sind heute schon da“, kündigt Ewald an, währen die beiden wackelig auf den Frühstückstisch zusteuern.

 

Beachtlich, dass die beiden (sie 86, er 90 Jahre alt) noch alleine reisen. „Wie ist das hier?“ fragt die Dame, „muss man sich da selbst was holen oder wird das Frühstück serviert?“ Hm, denke ich mir, wie haben die das gestern gemacht? Waren die überhaupt frühstücken? Ich sehe schon, die zwei brauchen Unterstützung und wir sind behilflich, sofern es geht und die beiden sind sehr dankbar dafür, erzählen vom Kennenlernen und andere Anekdoten aus der Jugendzeit. Ich mag das.

 

„Das schaut aber schön aus da draußen“, meint die Dame. „Das habe ich gestern gar nicht gesehen.“ Oje! Ich erkläre ihr, dass das Schiff in der Nacht gefahren ist und heute an einer anderen Stelle liegt. „Aha, das hab ich mir eh schon gedacht.“

Langsam wirds Zeit, dass wir Bernkastel unseren Besuch abstatten.

 

Was erwartet uns wohl in Bernkastel? Noch weiß ich nicht viel mehr, als das der Ort ca. 7.000 Einwohner zählt und durch die vielen reich verzierten und mehrstöckigen Fachwerkbauten bekannt ist. Klingt gut. Wir spazieren die Mosel entlang und über die Bahnhofstraße direkt auf den Marktplatz und sind sofort überwältigt vom Anblick der malerischen Fachwerkbauten. Die Touristen stehen sich gegenseitig im Weg und es ist witzig zu sehen, wie jeder das perfekte Foto machen möchte. Ein besonders beliebtes Fotomotiv ist das Spitzhäuschen von 1416. Da eine Weinstube, dazwischen Souvenirläden, ab und zu ein Geschäft mit regionalen Spezialitäten. Vielleicht sollten wir doch zur Burg Landshut spazieren, aber die vielen Stufen tun meinen Knien nicht so wirklich gut und wir drehen besser rechtzeitig um. Schließlich will ich die nächsten Tage auch viel herumlaufen können.

 

Jede Gasse hat ihren Reiz und wir lassen uns immer wieder auf neue Wege ein, entdecken einen kleinen Laden, in dem es selbstgemachte Pralinen gibt und die will ich sofort probieren, einpacken sinnlos. Die historische Bonbonmacherei, auf die ich mich schon gefreut habe, hat heute leider geschlossen und ich kann daher dort gar nicht in Versuchung gebracht werden.

 

Um 11:45 Uhr müssen wir retour auf dem Schiff sein und ich hätte nicht gedacht, dass in so einem relativ kleinen Ort die Zeit so rasch vergeht und kaum Zeit bleibt für ein Gläschen Moselwein oder Moselsekt. Aber wir haben es geschafft! Ganz originell finden wir die Weinbar Deinhard’s, die noch dazu am Weg zum Schiff liegt. Super, es ist wenig los, wir können vor der Bar sitzen, macht Spaß, zumindest so lange, bis mir einige Hunde etwas zu nahekommen.

 

Nach einem kleinen Mittagessen genießen wir am Nachmittag die Fahrt auf der Mosel, staunen über die steilen Hänge, die über und über mit Weinstöcken bewachsen sind und ich frag mich kurz, was gewesen wäre, wenn vor Jahrzehnten sich niemand für den ersten Anbau entschieden hätte. Was, wenn die zu bequem oder faul gewesen wären? Hätten die Menschen damals Alternativen gehabt?

 

Am Horizont taucht ein Paragleiter auf, den ich längere Zeit mit den Augen verfolge. Ich bin sehr froh über die Ruhe und muss mir eingestehen, dass mir diese Relaxphase richtig gut tut, der Körper hat tatsächlich danach verlangt. 

 

Wetter herrlich, Essen ausgezeichnet und landschaftlich ganz besonders. Ewald meint sogar, dass diese Fahrt durch die für ihn schönsten Gegenden führt, die wir bisher vom Schiff aus erlebt haben. Ich kann da nur zustimmen.

 

Bald ändert sich die Landschaft. Die steilen Hänge werden hügeliger, zum Teil wächst der Wein sogar auf ebenen Flächen und ab Schweich sind überhaupt keine Weinberge mehr zu sehen.

Ziemlich alle Passagiere warten nun auf Trier. Wir sollten in ca. ½ Stunde die älteste Stadt Deutschlands passieren. Zeit für einen Besuch ist erst auf der Rückfahrt am Donnerstag eingeplant.

 

Aus den vorhergesagten 30 Minuten werden fast 90 Minuten (wir wissen eh schon, dass wir die Auskünfte des Kreuzfahrtdirektors nicht ganz ernst nehmen dürfen) und das wird für einige zu knapp fürs Umziehen fürs Abendessen. Mich enttäuscht, dass wir von der Mosel aus von der Stadt so gut wie gar nicht sehen können. Zumindest die Römerbrücke präsentiert sich in gutem Licht, das freut mich.

 

Ja, heute werde ich beim Abendessen wieder Teil der Tischgemeinschaft sein, auch wenn das gar nicht meinen Wünschen und Vorstellungen entspricht. Vielleicht kann ich mich ja aus dem Staub machen, sobald wir die Mosel verlassen und die Fahrt auf der Saar fortsetzen. Der Cruisedirektor hat eine Durchsage während des Abendessens in Aussicht gestellt … und dann doch nicht gemacht. Na gut, wäre halt eine nette Geste gewesen.

 

Das späte Essen war wie immer sehr schmackhaft und bekömmlich, wir hatten wieder einen schönen Urlaubstag, haben viel gesehen und erlebt, hatten Zeit zum Genießen und Erholen und sind so müde, dass wir gut schlafen werden.

 

Morgen geht's weiter :-)

 

 

Happy Birthday Madame

 

22. August

Ich höre die Tür ins Bad. Das leise Geräusch hat mich aufgeweckt. Gefühlt habe ich 1 Stunde geschlafen, kann man nichts machen, jetzt bin ich wach. Eine wenig erholsame Nacht liegt hinter mir. So spätes Abendessen liegt mir immer im Magen, so leicht und bekömmlich kann es gar nicht sein. Mein Handy verrät mir, es ist kurz nach 6 Uhr. Vielleicht nicke ich nochmals ein. Ich hoffe es und leider wird’s dann doch nichts, also keine übertriebene Rücksichtnahme und ab unter die Dusche. Herrlich! Haare Fönen verschiebe ich auf später, jetzt will ich sehen, was sich an Deck abspielt. Alles ruhig am Gang und grau. Aha, Nebel liegt über der Saar und die Stadt Saarburg (6800 Einwohner) ist auch in Nebel gehüllt. Ein interessantes Bild, dass sich so den anderen Gästen niemals zeigen wird.

 

Es ist angenehm, gar nicht so kühl, wie man das vielleicht vermutet, sollte also kein Problem mit meinen nassen Haaren sein. Ich nehme mir einen Stuhl, aktiviere mein Handy und freu mich über jedes Piepen. Tatsächlich sind schon erste Geburtstagswünsche eingetrudelt. Lauter Frühaufsteher, auf wie jedes Jahr gleich in der Früh an mich denken. Ich beantworte kurz die Nachrichten, neue kommen dazu, aber nun ist Zeit, Ewald wird bald aufstehen und ich muss mich um meine Haare kümmern.

 

Danke, vielen Dank. Ich freu mich über Ewalds Geschenke, auch wenn wir das nicht vereinbart haben und andere Sachen viel wichtiger sind. Ein kurzes Telefonat vom Nebel in die Sonne zur Familie und dann zum Frühstück. Mmm, Ewald hat Ei Benedict, eine Spezialkreation für mich, in Auftrag gegeben, ich freu mich drauf. Das Buffet ist die exakte Kopie der letzten Tage und die Nürnberger Bratwürste werden auch schon langweilig. Ich sitze kurz alleine am Tisch, Vicky, der für uns zuständige Kellner serviert Tee und flüstert mir ins Ohr „Alles Gute zum Geburtstag Madame.“ Ist eine liebe Geste, ich lächle und bedanke mich.

 

Die Amadeus hat ihr Parkposition erreicht, die Gangway ist für den Landgang vorbereitet, also raus mit uns. Der erste Eindruck von Saarburg war vom Schiff aus schon ganz gut. Ein Felsen mit Burg und Kirche und Häusern, hinter denen sich wahrscheinlich interessante Dinge verstecken.  Die Sonne hat den Nebel bereits verdrängt, ich bin gut gelaunt und offen für alles, was der Tag bringen wird. Wieder sind wir beide allein unterwegs, für so überschaubare Orte brauchen wir keinen Tourguide und außerdem bin ich nach wie vor ein Alptraum für jeden Reiseleiter. Die Geschichten kann ich bei Bedarf nachlesen und so genau will ich die Details zu Rathäusern, Kirchen, Denkmälern und dergleichen gar nicht wissen.

 

Saarburg? Im Reiseführer steht wenig über diesen Ort und ich weiß bisher auch noch nichts darüber. Ich darf mich überraschen lassen. Der verbleibende Fußweg ins Zentrum ist kurz, wir freuen uns über das herrliche Licht, in dem sich die Kirche und die ersten Häuser von Saarburg präsentieren. Schnell ein Foto und schon geht’s weiter. Interessante Kulisse, ich höre Wasser rauschen und bemerke, dass sich Ewald schon ein geeignetes Plätzchen sucht, von dem er ein gutes Bild machen kann. Aha, er hat ein Wasserrad entdeckt und da fällt es mir wieder ein, Saarburg oder Klein Venedig. Mitten im Ort soll es einen spektakulären, 20 Meter hohen Wasserfall geben. Das Rauschen ist unüberhörbar.  Steil geht’s weiter rauf in den Ort und rechts neben der engen Straße ist eine großzügige Aussichtsplattform, die uns neugierig macht. Super! Wasser stürzt die steilen Felskaskaden hinab und fließt dann weiter über Mühlräder. Wird dadurch tatsächlich noch die darunter liegende Mühle angetrieben?  Spannend! Da muss ich nachlesen! Im 11. oder 12. Jahrhundert wurde der Leukbach durch die mittelalterliche Stadt umgeleitet, um genügend Löschwasser für den Brandfall zu haben. Sehr gescheit! Ja, auch die Mühlen wurden damit angetrieben und was damals funktioniert hat, klappt sicher heute auch noch.

 

Wir bummeln durch den Ort, bewundern den Blumenschmuck an den Fenstern und suchen bei der Kirche St. Laurentius den Blick auf die Saar. Gemütlich! So soll Geburtstag sein.  Aber das, was jetzt kommt, war so nicht vereinbart … es ist heiß und Ewald marschiert zügig Richtung Burg Saarburg und das natürlich bergauf. Genau das wollte ich heute nicht. Wenn ich die Burg schon von unten in voller Pracht sehen kann, warum soll ich dann noch bis zum Tor gehen, wenn drinnen nichts Interessantes auf mich wartet? Glücklicherweise läutet mein Handy. Ein Anruf kann leider nicht verbunden werden, dafür kann ich wenig später mit Julia telefonieren. Freut mich doppelt, erstens der Anruf, zweitens brauche ich nicht weiter zur Burg gehen. Super.

 

Stolz liegt die Burg vor mir und ich ahne schon, dass sie einst zu den schönsten Höhenburgen gehört hat. Die Saarburg wurde bereits 964 als wichtiger strategischer Stützpunkt erbaut und in ihrer Blütezeit im 13. und 14. Jahrhundert oft von Erzbischöfen bewohnt. Mir reicht, was ich im Reiseführer und auf der Infotafel finde und Ewald lässt es sich eh nicht nehmen und schaut sich direkt alles an.

 

Zeit für eine kleine Stärkung. Das Café beim Amüseum macht einen einladenden Eindruck, da wollen wir auf meinen Geburtstag anstoßen. Prost! Und ein Geburtstagsfotos. Oops, Knie rot, Nase rot, was ist da passiert? Ojeoje, die rote Markise hat uns in ihren Farbton getaucht. Das ist nichts, das müssen wir woanders neu machen. Saarburg ist mittlerweile von Besuchern überrannt, die netten Plätzchen sind besetzt und die weniger netten wollen wir heute auch nicht. Vielleicht ergibt sich noch etwas am Weg zurück zum Schiff. Die Unterstadt ist fast wie ausgestorben und wir werden auch hier nicht fündig, stattdessen entdecken wie die ehemalige Glockengießerei Mabilon, die seit 1590 in Familienbesitz ist.  Ursprünglich wurden die Glocken auf der Wanderschaft gegossen, dadurch gab es keine Transportprobleme.

 

1770 gründete Urbanus Mabilon in Saarburg eine feste Gießerei. Die Kunst des Glockengießens wurde im Familienbetrieb als Geheimnis von Generation zu Generation weitergegeben und noch bis 2002 wurden Glocken in Saarburg gegossen.

 

Heute ist die Glockengießerei im Besitz der Stadt und als Museum, Kultur- und Begegnungsstätte erhalten. Die Sammlung zeigt auf den Spuren von Urbanus Mabilon die Entstehung einer Glocke vom ersten bis zum letzten Schritt.

 

„Ich würde gerne Chips haben. Hast du ein Lebensmittelgeschäft gesehen?“ frage ich Ewald. Nein, ihm ist auch keins aufgefallen, wir laufen durch die Gassen, sehen unterschiedlichste Läden, aber Lebensmittel werden wohl auch hier außerhalb der Stadt angeboten. Schade, aber die hätten wahrscheinlich eh keine Kellys Chips Classic gehabt.

 

Am Schiff gönne ich mir noch ein Gläschen Sekt, drehe ich mich damit gut gelaunt und erfreut über den Besuch im schönen Saarburg über das Sonnendeck. Mir geht’s richtig gut.

 

Es ist auch schon wieder Zeit für ein kleines Mittagessen und ich entscheide mich für Fish&Chips. Mmh, frisch gemacht und geschmacklich sehr gut.

 

Wir finden ein gemütliches Plätzchen im vorderen Bereich des Schiffes, beobachten die Fahrt auf der Saar, warten geduldig auf die Durchschleusungen, ich höre True-Crime-Podcasts, während Ewald den Geschichten des Kapitäns lauscht. Er erzählt von seinem Leben, seiner Arbeit und auch, dass die Amadeus wohl als 5-Sterne-Schiff geführt wird, aber keines ist. Wir fühlen uns in unserer Meinung bestätigt, dass bei keinem Schiff (natürlich mit Ausnahmen, z.B. Sea Cloud) eine Sternenkategorisierung gerechtfertigt ist. Die Servicequalität ist immer vom Personal abhängig und auf den meisten Schiffen sind es angelernte Kräfte, die sich um die Gäste bemühen und so kann es keine konstante Qualität geben. Wir haben Glück mit Vicky, unserem Kellner aus Mauritius, er ist bemüht, aufmerksam und schnell, besser geht es nicht. Vielen Dank dafür.

 

Ruhig gleitet das Schiff dahin, ab und zu ist jetzt auch wieder eine Fabrik zu sehen. Hier an der Saar ist wieder Platz dafür, an der Mosel gab es unter den steilen Hängen keinen Platz und keine Möglichkeiten.

 

Noch eine Schleuse und dann kommt die berühmte Saarschleife, für viele der Höhepunkt der Reise. Der Cruisedirektor lädt zu Cocktails ein und als perfekte Untermalung wird eine Aufnahme der Wagner Oper Tannhäuser gespielt (eine Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern). Ich belächle die ganze Szene etwas, kann diese Begeisterung nicht ganz nachvollziehen. Es ist für mich ähnlich wie die Loreley, der berühmte Felsen am Rhein. In unseren Gebieten gibt es glücklicherweise immer wieder traumhaft schöne Ecken, aber ich kann diese übertriebene Begeisterung im Zusammenhang mit Natur nur schwer nachvollziehen. Oje, mein Pragmatismus kommt hier wieder durch. Egal! Schön ist es trotzdem. Ich genieße ein Gläschen Aperol und lass es mir gut gehen, nehme das eine oder andere Kuchenstück vom Buffet, schließlich ist heute mein Geburtstag. Ganz klar, heute fehlt mir Helenes Kuchen und ich muss mich schließlich schadlos halten.

 

Um 19 Uhr treffen sich die Gäste wieder im Speisesaal zum Abendessen. Gestern habe ich schon gesehen, dass einem Gast nach dem Hauptgang von der Crew mit Kuchen und Gesang zum Geburtstag gratuliert wurde. Komme ICH heute ebenfalls in diesen Genuss?

 

Es ist scheinbar so weit, das Licht wird ausgeschaltet, die Crew kommt singend aus der Küche, geht an mir vorbei und gratuliert jemanden auf der anderen Seite des Speisesaales. Hm? Haben die mich vergessen? Einerseits hätte es mich gefreut, andererseits mag ich das Getue um meinen Geburtstag eh nicht. Das Licht geht wieder an, es wird weiter serviert und dann macht sich erneut ein Kellner an der Lichtanlage zu schaffen und dreht das Licht ab. Ja, jetzt bin ich an der Reihe, bekomme Hut und Brille aufgesetzt und eine kleine Schokotorte. Lustig! Mich freut es! Unsere Tischnachbarn wussten nichts davon und freuen sich ebenfalls, besonders, als sie je ein Sechstel der Torte auf einem eigenen Teller serviert bekommen. Die ältere Dame nimmt den Teller, wundert sich über das „B“ auf dem Tortenstück, fragt dann ihren Mann, was das bedeuten könnte. Er kann die Buchstaben gar nicht erst deuten, „ap“ und darunter noch was. Ist das überhaupt ein Buchstabe? „Das ist ein Teil meiner Geburtstagstorte und ich freu mich, dass ich den Abend und die Torte mit Ihnen teilen darf“ kläre ich die beiden auf. Sie reagieren ganz erstaunt und bedanken sich. Sie sind einmalig die beiden. Nach Suppe, Hauptspeise und Dessert essen sie auch sofort die Torte und in Summe war ihr Abendessen schon ganz schön üppig. „Ich glaube, die haben vergessen, dass sie auch schon Suppe hatten“, flüstert mir die Kärntnerin zu. Wir lächeln und freuen uns mit den beiden. Schließlich geht es ja nur darum, dass wir hier alle eine gute Zeit zusammen haben.

 

War wirklich ein sehr gelungener Geburtstagstag mit vielen Glückwünschen und schönen Momenten. Vielen Dank an alle.

 

Charmante kleine Hauptstadt Saarbrücken

 

23. August

Guten Morgen aus Saarlouis, dem heutigen Liegeplatz der Amadeus. Von hier fahren wir nach dem Frühstück ins ca. 25 km entfernte Saarbrücken (ca. 182.000 Einwohnern), der kleinen Hauptstadt mit großem Charme, so steht’s zumindest im Internet. Die Webseite verspricht eine Stadt mit vielen Gesichtern, die durch Bauten der Nachkriegszeit geprägt ist und sich zu einer spröden Schönheit entwickelt hat, eine Stadt mit Ecken und Kanten und Herz und Charakter. Ja, das gefällt mir. Ein Schloss gibts dort auch. Ich bin gespannt auf die Stadt und den Tag. Wetter ist perfekt, sonnig, ca. 25 Grad, die Audiogeräte sind aufgeladen, aber nicht für mich. Will ich nicht, brauche ich nicht.

 

Es wird 8:45 Uhr, bis der Bus endlich abfahren kann. 6 Personen mussten noch gefunden werden, nur um zu erfahren, dass sie doch andere Pläne verfolgen und nicht nach Saarbrücken wollen.

Von der ehemaligen Grenzstadt Saarlouis bekommen wir leider nur einen kleinen Eindruck. Die Stadt des Sonnenkönigs, dem königlichen Sechseck oder eine andere der vielen Bezeichnungen wurde 1680 von Ludwig XIV als Festung im Vorfeld seines Reiches errichtet und besticht durch sein Selbstbewusstsein als geschichtsträchtiger Ort und sein besonderes Flair als die „französischste“ Stadt im Lande.

 

Saarlouis hat auch als Wirtschaftsstandort große Bedeutung. Das hier ansässige Ford-Automobilwerk bietet derzeit 5000 Arbeitsplätze, muss aber leider nach der Krise im Jahr 2025 geschlossen werden. Auch die Pralinen des Zweigwerkes der Ludwig Schokolade GmbH & Co. KG oder die Konstruktionen des Stahlbauunternehmens DSD gehen von Saarlouis aus in die ganze Welt.

 

Auf der Fahrt nach Saarbrücken passieren wir das stillgelegte Kraftwerk Ensdorf, sehen auf der Spitze der Bergehalde den 2016 errichteten Saarpolygon, der an die 2012 zu Ende gegangene Ära des Steinkohlebergbaus im Saarland erinnern soll. Je nach Tageszeit und dem Standort des Betrachters verändert sich das Saarpolygon auf unterschiedlichste Weise. 

 

Keine schöne Gegend, aber interessant. Industriegebiet reiht sich hier an Industriegebiet. Auch Villeroy & Boch hatte hier ein Werk, das aber geschlossen werden musste. Was ist das da vorne? frage ich mich, schaut irgendwie aus wie ein industrieller Vergnügungspark. Da kommt auch schon die Erklärung vom Reiseleiter, es ist das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, angeblich einer der spannendsten Orte der Welt, in seiner Bedeutung gleichberechtigt mit den ägyptischen Pyramiden oder der Chinesischen Mauer. Schande, ich habe bisher nichts davon gehört und habe jetzt eine neue Hausübung. 

 

Da sind wir auch schon in Saarbrücken. Unser Reiseleiter hat sich als Herr Müller vorgestellt und ist voll in seinem Element. Wir steigen beim Landtag aus, spazieren über das Schloss Saarbrücken zur Ludwigskirche, in der Schlosskirche staunen wir über die modernen Glasfenster, sehen an der Schlossmauer die steinerne Fratze des geizigen Bäckers und gelangen über die Alte Brücke über die Saar, lassen das Theater rechts von uns und tauchen in den Stadtteil St. Johanner Markt ein.

 

Witzige Ampelmännchen haben die hier in Saarbrücken. Da frag ich doch gleich mal nach. Aha, es sind die Saarlodris, die Zeichentrickfiguren des Saarländische Rundfunks, die den Verkehr in Saarbrücken regeln. 

 

Herr Müller erklärt alles sehr ausschweifend und bedenkt leider nicht, dass ich schon so richtig durstig bin. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, als mich von der Gruppe zu lösen, um in einem kleinen Bistro Wasser zu kaufen. Netterweise weist mich die nette Dame hinter dem Tresen auf die Pfandgebühr hin. Für 250 ml Wasser bezahle ich EUR 3,-, bekomme nach Rückgabe der leeren Flasche EUR 0,50 retour. Alles gut, Hauptsache ich bin vorm Verdursten gerettet. Natürlich wollte ich mit Ewald teilen, er hat sich aber mit nur einem Schluck zufriedengegeben. Die Gruppe hat mittlerweile die Basilika St. Johann besucht. Für mich ging sich nur noch ein kurzer Blick ins Innere aus und ich bin überrascht von dem saalförmigen Kichenschiff, alles unerwartet hell und offen. Sehr schön! Interessant istdas Eingangsportal aus Bronze, das Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers und der Leidensgeschichte Jesu Christis abbildet. Erst als Herr Müller darauf hinweist, bewundere ich die Handläufe, die die vier Lebensalter Kindheit, Jugend, Erwachsensein und Alter durch verschieden alte Hände darstellt. Nur dem Bischof und Hochzeitspaaren ist es erlaubt, durch diesen Eingang zu schreiten.

 

Genug Infos für heute, die Stadt hat sich so dargestellt, wie ich es mir vorgestellt habe und ich bin froh, als wir wieder beim Bus sind und 30 min später am Schiff. Mittagessen und Abfahrt warten schon auf uns. Hm? Warum fahren wir im Rückwärtsgang? Scheinbar ist die Saar für ein Wendemanöver zu schmal und wir können erst im Dillinger Hafen die Fahrtrichtung korrigieren und dann beginnt der Weg zurück. Die Saarschleife hat heute nur wenig Reiz für die Gäste und wir genießen die Fahrt bei herrlichstem Wetter und unseren kleinen Espresso in Ruhe.

Mit der Schleuse Mettlach lassen wir die Saarschleife hinter uns und ich warte gespannt auf das Werk von Villeroy & Boch, das direkt danach auf der rechten Flußseite zu sehen sein soll. Bei der Hinfahrt war ich wohl zu sehr in meinen Podcast vertieft und habe es übersehen. Super, heute war ich aufmerksamer und ich habe ein schönes Erinnerungsfoto machen können.

 

Mein Mittagessen ist heute großzügig ausgefallen und daher streiche ich für mich wieder das Abendessen und kümmere mich um meinen Reisebericht und bereite mich auf einen weiteren Höhepunkt der Reise vor, auf Luxemburg. Dafür versäume ich, wie das Schiff von der Saar in die Mosel einfährt. Tja, so spannend ist das auch nicht und Ewald hats gesehen.

 

Wein und Geschichte

 

24. August

Guten Morgen aus Grevenmacher in Luxemburg. Die Stadt wird als modernes Geschäfts- und Verwaltungszentrum mit zahlreichen touristischen Attraktionen beschrieben. Leider werden wir hier keine Crémantverkostung erleben und nicht durch die netten Gässchen spazieren, wir werden stattdessen nach Luxemburg fahren, für Ewald der Höhepunkt der Reise. Momentan haben wir flüssige Sonne, aber es ist warm.

 

Luxemburg, dazu habe ich mir nie wirklich viele Gedanken gemacht. Ein kleiner unabhängiger Staat, ca. 640.000 Einwohner mit gleichnamiger Hauptstadt, das war in der Schule schon praktisch. Bald weiß ich hoffentlich mehr über den kleinen Staat.

 

10 vor 8 in der Panoramalounge für Ticketvergabe, Gruppeneinteilung, Soundcheck! Für mich ist das Kabarett pur, von der perfekten deutschen Organisation keine Rede. Gegen 8:15 Uhr wird endlich der Bus gestartet, den wir uns heute mit der englischen Gruppe teilen, Manfred ist unser heutiger Reiseleiter. Mit seiner tiefen Stimme bequasselt er seine Gäste ununterbrochen über das Audiogerät und ich bin froh, dass ich weitestgehend unbehelligt bleibe.

 

In Luxemburg gibt es 3 Staatssprachen, Luxemburgisch, Französisch und Deutsch, wobei die Printmedien vorwiegend in Deutsch sind und bei der Arbeit, im öffentlichen Leben und im Vereinsleben ist die Sprache situationsabhängig. Filme werden in der Originalsprache gezeigt. Das luxemburgische Schulsystem setzt den Fokus auf Sprachen. Deshalb lernen die luxemburgischen Schüler mindestens drei Fremdsprachen. Luxemburgisch, eine Mischung aus Deutsch, Französisch und verschiedenen regionalen Dialekten, ist die bei den luxemburgischen Radio- und Fernsehsendern am weitesten verbreitete Sprache. 

 

Das Weinbaugebiet in Luxemburg ist mit gut 1400 Hektar winzig im Vergleich zu Frankreich oder Deutschland, aber in Luxemburg blickt man auf eine sehr lange Weingeschichte zurück. Bereits die Römer haben den Weinbau intensiviert und die Devise lautet: klein, aber fein. Die luxemburgische Mosel ist vor allem bekannt für ihre Weiß-, und Schaumweine. Der Riesling, rassig, fruchtig, mit mineralischer Note, ist wahrscheinlich der bekannteste unter den luxemburgischen Weinen. Luxemburg verfügt über ein breites Sortiment an Rebsorten und bietet eine Auswahl für jeden Geschmack. Auch der Crémant darf auf keinem Fest fehlen.

 

„Meine Damen und Herren, Sie denken vielleicht, wir fahren unter eine Brücke durch, aber nein, es ist keine Brücke im herkömmlichen Sinn, es ist die Landebahn des Flughafens“ erzählt Manfred. Ja, warum nicht, denke ich mir, aber trotzdem macht das ein mulmiges Gefühl.

 

Es ist ca. 8:50 Uhr, als wir in der Stadt Luxemburg ankommen und da schnappe ich eine interessante Information auf. Seit dem 29. Februar 2020 ist der öffentliche Nahverkehr für alle kostenlos, sowohl für Einwohner als auch für Touristen. Der Gratistransport gilt für Züge, Straßenbahnen und Busse. Fahrgäste benötigen keinen Fahrschein mehr, müssen sich jedoch ausweisen können. Die erste Klasse ist davon ausgenommen. Wie wir kurz darauf sehen, fahren die Straßenbahnen fahrerlos und mit Strom, es gibt keine Oberleitungen mehr. Super!

 

Beim Gebäude der Sparkasse, das aussieht wie ein Schloss, beginnt unser Stadtspaziergang. Regenschutz ja oder nein? Ich entscheide mich für nein und es wird eine gute Entscheidung sein, wie sich später herausstellt. Wir starten über die 42 m hohe Adolphe-Brücke und gelangen zum Mahnmal “Gëlle Fra” (Goldene Frau) auf dem Konstitutionsplatz. Es wurde 1923 zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Luxemburger Soldaten errichtet und ist heute das Symbol für Freiheit und Widerstand des Luxemburger Volkes. Durch die Kathedrale unserer lieben Frau geht’s weiter zum Sitz des Premiereministers und zum Denkmal der Großherzogin Charlotte.

 

Die Stadt macht einen sehr sauberen Eindruck, trotz der vielen Baustellen und der Mülltonnen, die heute zur Abholung bereitstanden. Wow, so ein prächtiger Bau. Wir sind mitten im Altstadtviertel und stehen vor dem Großherzoglicher Palast, der Stadtresidenz der großherzoglichen Familie, an dem Ort, an der sich einst das erste Rathaus der Stadt Luxemburg befand. 

 

Eine sehr schöne Stadt und Ewald hat recht, sie erinnert von der Atmosphäre etwas an Zürich und ich bin froh, dass wir heute hier sein dürfen. Eine Stunde Freizeit tut uns gut, wir gönnen uns ein Himbeertötchen und ein Gläschen Crémant. Prost. Das gehört einfach zum Urlaub! 

 

Die luxemburgische Hauptstadt fungiert seit 1952 als Standort für EU-Institutionen und ist einer der drei institutionellen Sitze der Europäischen Union. Die Rückfahrt führt uns genau dort vorbei und es ist sehr schade, dass wir im Bus auf der „falschen“ Seite sitzen. Die modernen Bürogebäude, Banken, … sind sehr beeindruckend. 

 

Am Schiff angekommen, fahren wir auch schon los, zuerst wieder rückwärts bis zu einer Stelle, an der wir wenden können und dann weiter zum Zusammenfluss von Saar und Mosel und heute bin ich live dabei. Leider regnet es. Am Nachmittag steht noch Trier am Programm und da wäre ein gutes Ausflugswetter ganz gut.

 

Trier empfängt uns mit einer dicken Wolkendecke, trocken und schwül, ein Regenschirm ist trotzdem ratsam für die ca. 12 Gehminuten, die wir zu Fuß ins Zentrum von Trier brauchen, diesmal wieder ohne Gruppe. Ich bin gespannt, was die älteste Stadt Deutschlands zu bieten habt. Mit ca. 105.000 Einwohnern ist die Universitätsstadt gerade schon eine Großstadt. 

 

Der Weg hat sich gar nicht so lange angefühlt, denn da ist es schon, das größte römische Stadttor nördlich der Alpen, das niemals vollendete Wahrzeichen der Stadt, Porta Nigra. Beeindruckend. Wie fotografiere ich das am besten? Das ist ja freundlich. Für Touristen wurden mit einem riesigen roten Punkt der beste Standort für ein gutes Foto markiert ist und von da ist es wirklich optimal.  Das mächtige Tor schaut von beiden Toren gut aus und so wird es zum beliebten Fotomotiv. Leute flanieren durch die anschließende quirlige Fußgängerzone, die Straßencafes sind gut besetzt, rundherum herrscht fröhliche Stimmung. Wir sollten aber den Himmel im Auge behalten. Alle Zeichen stehen auf Gewitter. Wir erhöhen unser Sightseeing-Tempo, das Donnergrollen ist schon gut zu hören … jetzt aber schnell. Vom Hauptmarkt zum Dom, zum Roten Turm, die Regentropfen werden mehr. Ewald checkt den Stadtplan. Was sollten wir unbedingt noch sehen? Eigentlich reicht es schon. Der Platz ist beinahe leer, die Leute sind in den einzelnen Lokalen verschwunden, das machen wir auch. Schnell rein, Bitburger wird beworben, das passt. Wir werden freundlich begrüßt, die Speise- und Getränkekarte liegt am Tisch. Ewald entscheidet sich für ein Glas Wein, von dem er bereits gehört hat, ich nehme wieder Sekt mit Weinbergpfirsichsirup.

Na servus, das ist aber viel Wein, fällt mir auf und auch Ewald kommt das merkwürdig vor. Darauf angesprochen meint die Kellnerin, dass ein Viertel die kleine Einheit ist. Na gut, dann ist das halt so.

 

Der Regen wird weniger, die Zeit drängt, wir müssen zurück zum Schiff. Tja, mir hat der Besuch in Trier gereicht. In Luxemburg hingegen wäre ich gerne noch länger geblieben.

 

Eine Einladung zum Cocktail im Amadeus-Club haben wir dankend abgelehnt, beim Abendessen haben wir wieder viel Spaß mit unseren Oldies, in Summe liegt wieder ein sehr schöner Tag hinter uns und morgen ist schon wieder der letzte Flusstag.

 

So a Flussfahrt, die ist lustig  …

 

25. August

Ohne Wecker wach werden hat schon was. Gemütlich und ausgiebig frühstücken, super. Bald kommen auch unsere älteren Herrschaften dazu, das freut mich. Sie haben sich heute besonders schick gemacht und ich frage sie, ob sie auf der Reise ein Foto von sich gemeinsam gemacht haben. „Nein, das haben wir leider nicht, aber dann möchten wir auch von Ihnen ein Bild, das wäre uns wichtig.“ Kein gemeinsames Foto? Das muss ich ändern und ich biete mich dafür an. Die beiden sind einzigartig. Das Foto ist gemacht, aber wie kommt es jetzt zu den beiden. Ihr Handy ist voll, meint er, da gehts nicht mehr drauf, auch telefonieren geht nicht mehr. Ich versuche zu erklären, dass beides unabhängige Funktionen sind, muss aber bald aufgeben, so viel moderne Technik kann niemand so schnell durchblicken. Ich könnte die Bilder an den Sohn schicken? Nein, das ist wohl keine gute Idee. In meinem Kopf rattert es, wie könnte ich das bewerkstelligen? Ist ja eh ganz einfach. Ich werde in Koblenz in einen Shop gehen und die Bilder ausdrucken lassen. Hurra, alle sind happy.

 

Vormittag ist Flusstag, wir gleiten gemütlich auf der Mosel dahin und erfreuen uns über die schöne Landschaft, die Ruhe, … Wahnsinn, wie viele Campingplätze es hier gibt.

 

Am Sonnendeck wird um 10:30 Uhr zum Bayrischen Frühschoppen geladen mit allem, was dazugehört, Weißwürste, Senf, Brezeln, Stelzen, Brathühnern, einem Spanferkel und Bier. Prost!! Manche vergnügen sich mit Spielen, es gibt eine kleine Shuffleboard-Meisterschaft, andere dösen im Liegestuhl oder schauen, was sich am Ufer oder im Wasser tummelt und da kommt schon ein Herr auf einem sehr interessanten Board daher gedüst.  So ein Teil habe ich noch nie gesehen.

 

Das Wetter ist wechselhaft und angenehm, ich lasse mich über meine Kopfhörer berieseln während wir durch die letzte Schleuse vor Koblenz fahren. Ui, der Himmel ist total dunkel, aber es geht sich alles gut aus. Ein Gewitter geht genau in der Zeit nieder, in der wir auf den Landgang warten. Passt sehr gut.

 

Wir schlendern zum Kurfürstlichen Schloss Koblenz und müssen feststellen, dass der Bau wohl seine besten Zeiten hinter sich hat, dafür entdecken wir schöne Pflanzen und Bäume. Ewald erfindet einen Husband-Trail, den ich interessiert folge und dann haben wir ja einen kleinen Auftrag zu erfüllen, die Fotos für unsere Mitreisenden. „Hm, wie kommen wir jetzt zu Bildern vom Handy? Am besten, wir fragen da vorn in dem Souvenirgeschäft.“ Scheinbar gibt es dafür in Koblenz nur einen Ort und das ist beim dm im Forum. Ewald hat diese Info bekommen und dazu eine Wegbeschreibung. Hm, komisch, irgendwas stimmt da nicht. Wir fragen eine Dame, die ist allerdings mit der Frage überfordert und wir gehen weiter. Noch einmal fragen und dann sehen wir auch schon das große Einkaufszentrum. Der dm ist im Untergeschoß und im Nu haben wir 7 Bilder für unsere Tischnachbarn. Ich freu mich.

 

Ein Kaffee wäre gut, aber es ist schwül, die trockenen Plätze im Freien besetzt, das nächste Gewitter ist im Anmarsch, das heißt, ein stabiler Schirm wäre von Vorteil. Schlußendlich landen wir in der Winninger Weinstube bei Espresso und Sekt bzw. Wein. Kaum haben wir Platz genommen, prasselt der Regen nur so vom Himmel und wir freuen uns, dass sich für uns alles so gut ausgegangen ist. Herrlich, dieser gemütliche Gastgarten, aber bald ist Zeit um zurück auf die Amadeus zu gehen, dort steht duschen, Abreiseinfostunde, Cocktail und der Abschiedsabend auf dem Programm. Es ist ein sehr gemütlicher Abend, die beiden Herrschaften, denen ich vor dem Essen noch die Fotos übergebe, freuen sich sichtlich. Leider wird heute ganz besonders deutlich, dass sie schon Anzeichen von Demenz zeigen und Fragen immer wieder stellen. Ich habe die beiden irgendwie ins Herz geschlossen und bin sehr geduldig bei der wiederholten Beantwortung der Fragen.

 

Der Alaska-Cake gehört zu den besten, die wir bisher rund um die Welt bekommen haben und Vicky ist sehr bemüht, dass ich nur Speisen bekomme, die ich auch gut vertragen kann. Danke, Danke.

 

Es war eine sehr schöne Woche, der letzte Abend ist viel zu schnell gekommen und vielleicht ist das auch der Grund, warum alle die persönliche Verabschiedung auf morgen verschieben wollen.

 

Auf Wiedersehen und Fazit

 

26. August

Koffer muss um 8 Uhr vor der Kabinentüre stehen und um spätestens 8:30 Uhr ist die Kabine zu verlassen. Geht sich alles leicht aus für uns. Vor dem Frühstück machen wir noch das obligatorische Abschiedsfoto, verabschieden uns von den Kärntnern und gehen zum letzten Mal zu unserem Tisch Nr. 8, an dem bereits unsere Senioren ihr Frühstück genießen. „Guten Morgen, gut geschlafen?“ begrüßen wir uns freundlich, bevor ich das letzte Mal auf dieser Reise 3 kleine Nürnberger Bratwürste vom warmen Buffet auf mein Frühstücksteller lege. 

 
Nach den üblichen Tischgesprächen verabschieden wir uns auch von unseren Tischnachbarn, die sich nochmals ausgiebig für die Fotos bedanken, von einzelnen Crewmitgliedern und dann geht’s raus in die Sonne. Taxi zum Bahnhof ist bestellt und wenn ich mich besser informiert hätte, wäre des nur ein kurzer Fußweg gewesen, den wir auch mit dem Koffer leicht bewältigen hätten können. 
 
Der Kölner Hauptbahnhof, malerisch mit dem Dom im Hintergrund, ist auch ein Ort, an dem ich nicht länger als nötig sein möchte. Unser Zug, der auch Passagiere aus ausgefallenen Zügen aufnehmen soll, fährt heute ausnahmsweise von Gleis 8 ab und das Gewusel am schmalen Bahnsteig ist sehr groß. Wir haben viel Zeit, wollten eigentlich noch Souvenirs kaufen, aber die Bettler, die vielen Leute, die Koffer, … wir informieren uns lieber, wo nach der Wagenstandsänderung unser Einstieg sein wird.
 
Überpünklich um 9:53 Uhr fährt der ICE nach Wien ab und wenn alles nach Plan läuft, werden wir um 17:26 Uhr in Linz aussteigen. Während der Fahrt habe ich Zeit für ein Fazit.
Wir haben eine Flusskreufzahrt mit einem österreichischen Veranstalter gebucht, für ihn haben wir uns nicht wegen des beworbene österreichischen Flairs entschieden, sondern wegen der Option, im Rahmen der Reise Luxemburg besuchen zu können.
 
Die Anreise mit dem Zug war eine gute Entscheidung. Verspätungen aufgrund technischer Probleme kann es immer geben, aber wir mussten den Koffer nur 1x in den Zug heben und am Zielort wieder raus, konnten die Landschaft, besonders das Teilstück direkt am Rhein, während der Fahrt genießen, hatten gut funktionierendes WLAN, Beinfreiheit und die Möglichkeit, uns die Füße zu vertreten. 
 
Am Schiff angekommen, haben wir sofort bemerkt, dass die Crew, wie fast auf jedem Schiff, international ist, aber im Laufe der Woche haben wir nicht einen österreichischen Mitarbeiter entdecken können. Vorwiegend waren die Leute aus Rumänien, Asien und Osteuropa mit schlechten Englisch- und bescheidenen Deutschkenntnissen. Auch die Gäste waren international, vorwiegend aus Deutschland, aber auch Norweger, Schweizer, Amerikaner und in der letzten Woche gerade mal 4 Österreicher.
 
Die Koffer mussten wir selbst über die Treppen in die Kabine schleppen. Die vorgesehene Hilfe, die sich später als Zuständige für unsere Kabine vorgestellt hat, war damit überfordert, hat es aber verstanden, Trinkgeld zu lukrieren. Die Kabine hat sie allerdings stets gut gereinigt und auch Trinkwasser stand  immer in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Kabine selbst war bereits in die Jahre gekommen, platzmäßig eher unglücklich aufgeteilt und ein paar farbliche Akzente hätten dem kleinen Raum gut getan. WLAN gibts für 2 Geräte pro Person, die Verbindung ist sehr gut, leider gibt es nur 3 Stecker, in einem steckt die Ladestation für die Audiogeräte, dann bleiben nur noch 2 und das erfordert planmäßiges Laden von Handy, iPad, Uhr, Akkus für Kameras und für den Fön.
 
Interessant sind auch die zur Verfügung stehenden Fernsehprogramme. Es gibt, abgesehen von 3Sat, keine österreichischen Programme, dafür Al Jazeera. Die Rundschau mit den aktuellen Nachrichten des Tages ist auf deutsche Meldungen fokussiert und die Zubereitung vom typisch österreichischem Apfelstrudel wird von einem Asiaten erklärt. Mir ist es ja egal, aber man fragt sich schon, wo auf der Amadeus Brilliant die österreichische Atmosphäre vermitteln will.
 
Die Organisation an Bord bzw. der Ausflüge war mehr als bescheiden, entweder zu viele Pausen oder zu wenig Pausen, kein Getränkeangebot während der Ausflüge, geschlossene Sehenswürdigkeiten bzw. geschlossene Produktionsstätte der Schokolade zum Termin der Schokoladeverkostung, … dürftige Tagespost und spärliche Stadtinfos. Glücklicherweise konnten wir das selbst sehr gut ausgleichen.
 
Spaß nach Plan ist auch kein gutes Beispiel für österreichische Gemütlichkeit, z.B Frühschoppen von 10:30 Uhr bis 11:00 Uhr und keine Minute länger, sondern pünktlichstes Wegräumen, obwohl noch Interesse an den Speisen des liebevoll vorbereiteten Buffet gewesen wäre. 
 
Die Speisen waren generell vorzüglich und ein großes Lob und meine Hochachtung gebühren Viky, dem Servicemitarbeiter, der für unseren Tisch zuständig war. Wie ein Adlerauge war er darum bemüht, dass in keiner meiner Speisen ein sichtbares Milchprodukt zu finden war. Vielen vielen Dank dafür.  Dass wir beide persönlich gerne freie Tischwahl haben, nicht nur aus zeitlichen Gründen Essen vom Buffet bevorzugen und abends lieber früher als später zu Tisch gehen, ist unser Ding. 
 
Unterm Strich war es eine wunderschöne Urlaubswoche, wir haben viel erlebt, das Wetter hat mitgespielt und wir hatten Glück mit unseren Tischnachbarn. Trotzdem hat die A-Rosa oberste Priorität bei vergleichbaren Routen und wir freuen uns auf unsere nächste Reise.
 
Mittlerweile haben wir Köln hinter uns gelassen, sind pünktlich unterwegs und fühlen uns wohl im Zug.
 
Für die heutige Brotzeit hat Ewald für jeden von uns 2 Brezen, eine Cola Zero und ein Mineral um EUR 25,- gekauft. Okay, inklusive Pfand, aber trotzdem happig!
Während wir die extrem salzigen Brezen essen und die Streitigkeiten um die doppelt reservierten Sitzplätze beobachten, baut der Zug heimlich eine 25 minütige Verspätung auf, die wir bis nach Linz mitnehmen. Nur gut, dass wir keinen zeitlichen Stress haben. 
 
Drückend schwüle Luft empfängt uns in Linz, jetzt schätzen wir die angenehmen Temperaturen der letzten Woche noch viel mehr. Schnell die nötigsten Dinge für morgen einkaufen und mit dem Taxi ab nach Hause, am besten noch vor den zu erwartenden Gewittern daheim sein. 
 
Hat geklappt! Kaum angekommen, bauen sich rasend schnell Gewitterwolkentürme auf, wenig später Blitze über Linz und starker Wind mit Regen. Gut, wieder gemütlich daheim zu sein. Darauf dürfen wir jetzt anstoßen. Prost, danke fürs Begleiten, alles Gute, bald bald.
Eure Rena
 

2023

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